Gefaehrliche Schatten
Springbrunnen. Drum herum saßen Leute in Plüschsesseln mit breiten Armlehnen und Polsterschemeln und lasen Bücher. Sie sahen vollkommen entspannt aus, als würden sie meditieren oder gleich einschlafen.
Als die Scouts und ihre Begleiter an den Lesern vorbeigingen, sprang ein älterer Mann aus seinem Stuhl und ließ sein Buch auf den Sitz fallen. Sein roter Samtmantel reichte ihm bis zu den Füßen. Eine rechteckige Sonnenbrille verdeckte seine Augen, ließ aber seine buschigen Augenbrauen frei. Sein grauer Bart war ebenso lang und zottelig wie sein Pferdeschwanz.
Es war Mr Darby.
«Liebe Scouts!», rief er und strich sich mit den Händen über den Bart. «Ich hoffe, eure Reise war nicht allzu beschwerlich.»
«Ich schätze, das hängt davon ab, was mit beschwerlich gemeint ist», sagte Ella. «Wenn es bedeutet, dass man von einem Haufen Affen durch den Dschungel geschleudert wird, dann … ja, dann war sie ziemlich beschwerlich.»
Mr Darby schwieg. «Wenn ihr erst gelernt habt, den Affen vollkommen zu vertrauen, dann wird euch die Reise durch das geheime SchlarAFFENland großen Spaß machen.»
Neben Mr Darby erhob sich ein weiterer Mann aus seinem Sessel. Sein kahler Kopf glänzte beinahe ebenso wie die Marmorsäulen. Sein muskulöser Körper überragte alle Umstehenden. Es war Tank.
«Wie geht’s euch, Leute?», fragte er.
Tank trat vor und begrüßte Sam und die anderen Teenager. Statt ihnen die Hand zu geben, streckte er nur seine Faust aus, und die vier stießen nacheinander mit ihrer dagegen.
Megan beugte sich zu Noah hinüber und flüsterte: «Das soll doch wohl ein Scherz sein, oder? Mag Tank diese Spinner etwa?»
Noah zuckte die Schultern. Er war zu verwirrt, um zu sprechen. Irgendetwas war mit diesen Teenagern – etwas Besonderes.
Mr Darby schwenkte den Arm in Richtung ihrer Begleiter. «Wie ich sehe, habt ihr die Descender bereits kennengelernt.»
«Die was?», fragte Noah.
«Die Descender», wiederholte Mr Darby. «Tameron, Hanna …»
«Wir haben nicht darüber gesprochen», unterbrach Tameron.
«Hmmm.» Mr Darby legte einen Finger an die Lippen und runzelte die Stirn. «Ich denke, wir werden genug Zeit für Erklärungen haben. Während des Trainings, meine ich.»
Sam nickte zustimmend.
«Training?», fragte Ella und zog besorgt die Augenbrauen zusammen, während sie zu ihren Freunden blickte. «Habe ich irgendwas nicht mitbekommen? Bin ich irgendwie eingeschlafen und habe fünf Minuten verpasst?»
Mr Darby lächelte. Dann trat er vor die Tiere, auf denen die Scouts saßen. Er streckte die Hand aus und streichelte Blizzard und Little Bighorn am Kopf. Die beiden Tiere rieben sich voller Zuneigung an ihm.
«Es tut mir leid, Scouts. Ich presche zu schnell voran. Noch habe ich euch gar nicht mein Angebot unterbreitet – der Grund, warum ich euch eigentlich hergebeten habe.»
«Angebot?», fragte Megan.
«Ich will es mal ganz einfach ausdrücken.» Mr Darby verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte auf den Füßen. Schließlich berührte er die Nasen von Blizzard und Little Bighorn, beugte sich vor und flüsterte: «Wie wäre es, wenn ihr vier uns dabei helfen würdet» – er runzelte die Stirn – «die Welt zu retten?»
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8. Kapitel
Das Angebot am Säulenbrunnen
D ie Scouts schwiegen. Sie saßen wie gelähmt auf den Rücken von Blizzard und Little Bighorn. In der Gruppe um Mr Darby rührten sich nur die Präriehunde, die um die Füße des Eisbären und des Nashorns herumpreschten und dabei Blätter aufwirbelten.
Noah dachte an ihre erste Begegnung mit Tank vor dem Haus der Kriechtiere. Damals hatte Tank davon gesprochen, dass jemand in großer Gefahr sei, und als Richie fragte, wer das sei, hatte Tank bloß geantwortet: «Alle – die ganze Welt.» Und nun, zwei Wochen später, sprach Mr Darby ebenfalls davon.
Hanna durchbrach die Stille, indem sie eine Kaugummiblase platzen ließ. Sie leckte sich das dünne, klebrige Gummi von den Lippen.
«Oooo-kay», sagte Richie, und seine Stimme zitterte. «Euer ganzes Gerede darüber, dass die Welt bald untergeht und so weiter – das zerrt allmählich ganz schön an meinen Nerven.»
«Mir geht es genauso», sagte Noah.
«Verständlich», sagte Mr Darby. «Das liegt an unserer bedrückenden Lage.»
«Dann nennen Sie uns doch Ihren Vorschlag», sagte Ella. «Ich meine den, wo die Rettung der Welt drin vorkommt.»
Der alte Mann schob sein Buch vom Stuhl und setzte sich wieder
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