Gefaehrliche Schatten

lächelte – ein warmes und listiges Lächeln. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, blickte die Scouts an und begann, die Geschichte zu erzählen.

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    9. Kapitel
    Kavita und Khufu
    B evor ich euch vom Diebstahl der Schatten erzähle, müsst ihr etwas über Geschichte erfahren, das ihr nicht aus Schulbüchern kennt. Magie ist etwas Reales, und sie stammt von der einzig wahren Magierin, die jemals gelebt hat – etwa 2500 Jahre vor Christus.»
    «Eine Frau?», fragte Ella überrascht. «Das ist ja cool!»
    «Es war in der Tat eine Frau. Sie wurde in Indien geboren, und ihr Name war Kavita.»
    Noah runzelte die Stirn. Der Name kam ihm bekannt vor. Er kramte in seinem Gedächtnis, doch er konnte ihn nicht zuordnen. Weil Mr Darby aber mit seiner Erzählung fortfuhr, schob er den Gedanken zur Seite.
    «Schon in jungen Jahren erkannte Kavita ihr Talent, doch sie hielt es geheim. Sie konnte Dinge allein mit der Kraft ihrer Gedanken bewegen. Das war Magie! Dazu war nur eine Bedingung notwendig: Sternenlicht. Ihre Magie funktionierte nur, wenn das Mondlicht oder der Glanz der Sterne auf sie schien. Bei Tageslicht war sie machtlos.»
    Richie hob die Hand und wackelte mit den Fingern.
    «Ja, Richie?»
    «Woher wissen Sie das alles? Ich meine, aus dieser Zeit sind nicht viele Details bekannt.»
    «Ja», meinte Ella. «Schließlich hat Kavita ja wohl keinen Internet-Blog geschrieben oder so.»
    Mr Darby konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. «Für den Moment müsst ihr das einfach hinnehmen. Wir wissen es. Und am Ende werdet ihr auch alles wissen.»
    Richie war mit dieser Antwort zufrieden und nickte.
    «Als junge Frau», fuhr Mr Darby fort, «reiste Kavita durch Indien und Arabien bis nach Ägypten. Ihre Reise endete in der Nähe des Dorfes Gizeh in Ägypten, am westlichen Ufer des Nils. Dort stieß sie auf die Baustelle der Großen Pyramide von Gizeh.»
    «Wie cool!», meinte Richie. «Stellt euch vor, da steht plötzlich so ein Gebäude vor euch.»
    «Das war bestimmt kein alltäglicher Anblick – erst recht nicht vor 4500 Jahren. Kavita näherte sich der Baustelle der Pyramide – diesem geheimnisvollen, herrlichen Bauwerk, das sich aus der Erde erhob – und ging direkt zu einem Steinbruch.»
    «Einem was?», fragte Ella.
    Richie erklärte es ihr. «Das ist ein Ort, an dem man Steine aus der Erde holt. Normalerweise sieht das aus wie eine riesige Grube mit felsigen Wänden. Ich schätze, der Steinbruch lieferte die Steine für die Große Pyramide.»
    «Genau», meinte Mr Darby. «Und es war ein beeindruckender Anblick. Hunderte von Männern standen am Rand der Grube und hieben Meißel in den Stein. Riesige Steinblöcke fielen zu Boden. Andere Arbeiter beförderten die Blöcke auf hölzerne Karren und zogen sie über den Sand.
    Als Kavita durch den Steinbruch ging, unterbrachen die Männer ihre Arbeit und starrten sie an. Einer lief zu ihr, packte sie am Arm und zerrte sie zur nördlichen Seite der Pyramide. Dort stand ein königlicher Mann in langer weißer Robe, umgeben von Dienern. Bei Kavitas Anblick erbleichte er. Dann sagte er etwas zu dem Mann, der sie festhielt, und nahm Kavita mit.»
    Mr Darby schwieg und rutschte in seinem Sessel herum. Neben ihm schickte der Springbrunnen eine feine Nebelwolke durch die Luft. Schließlich fuhr er fort. «Kavita wurde in eine Hütte gebracht, die in einem Nachbarort stand. Dort wartete sie. Als die Sonne gesunken war und den Sternen Platz gemacht hatte, trat ein Mann herein. Kavita konnte an seiner kostbaren Kleidung und an seiner steifen Haltung erkennen, dass es sich um eine bedeutende Person handeln musste – es war ein König. Der Geschichte zufolge hieß er König Khufu. Khufu deutete auf den Himmel, dann auf sich selbst, dann auf Kavita und dann in Richtung der Pyramide. Er berührte mit der Stirn den Sand, dann hob er das Gesicht betend zu den Sternen. Und Kavita verstand.»
    «Was verstand sie?», fragte Ella. «Ich verstehe es nämlich nicht.»
    «Khufu dankte dem Himmel für seine Hilfe beim Bau der Pyramide, denn er glaubte, dass der Himmel ihm Kavita geschickt hätte.»
    «Wow!», sagte Richie. «Stellt euch vor, jemand hält dich für ein Geschenk des Himmels!»
    Noah dachte wieder an den Namen Kavita. Er wusste, dass er ihn schon einmal gehört hatte. Er wollte gerade Mr Darby danach fragen, als der alte Mann seine Geschichte fortsetzte.
    «Khufu beschäftigte Kavita in seinem Bauteam. Sie übernahm die Aufgabe, die Steine