Gefaehrliche Schatten
«Da ist genug Platz für meine Stifte und alles.»
Ella verdrehte die Augen. «Ein Nerd und seine Nerd-Klamotten.»
«Was sollen wir damit anfangen?», fragte Noah.
«Ihr arbeitet offiziell für uns», sagte Mr Darby. «Natürlich nur ein paar Stunden in der Woche.»
Richie zog eine Augenbraue hoch. «Ihr wollt doch nicht … wir … sollen doch nicht die Gehege sauber machen und so was, oder? Ich meine, denkt mal an die Elefanten! Habt ihr mal gesehen, wie groß ihr … ihr wisst schon.»
«Du verstehst nicht, Richie», erklärte Noah. «Mr Darby will nicht, dass wir wirklich für den Zoo arbeiten. Stattdessen werden wir trainieren.»
«Ganz genau!», sagte Mr Darby. «Aber euren Familien gegenüber könnt ihr sagen, dass ihr als freiwillige Helfer für den Zoo gebraucht werdet, als Praktikanten sozusagen. Wie ihr bestimmt wisst, bietet der Zoo solche kleinen Praktika an den örtlichen Schulen an. Das ist die perfekte Möglichkeit, um euren Eltern das Training schmackhaft zu machen.»
«Wie lange würde das Training denn dauern?», wollte Noah wissen.
«Da ihr nur ein paar Stunden in der Woche trainieren könntet … ein paar Jahre.»
«Na, toll», meinte Ella. «Das war’s dann wohl mit meiner Fußballkarriere.»
Plötzlich trat Tameron vor. «Ich kann das nicht mehr ertragen!» Er baute sich direkt vor Mr Daby auf und deutete mit dem Arm auf die Scouts. «Das sind Kinder! Und was noch schlimmer ist: Kinder von außerhalb! Ja, o.k., sie sind durch die Sektoren gekommen, aber sie haben einfach nicht das, was man hier braucht. Sie haben nicht gesehen, was wir gesehen haben. Es sind keine Bewohner von hier, Mr Darby. Sie waren nicht da an dem Tag, als die Schatten gestohlen wurden!»
Tameron brach ab. Als er sich abwandte, schien das Sonnenlicht auf seine Jacke. Noah bemerkte, dass die Falten der Jacke dünne Risse trugen. Er fragte sich, ob es einen besonderen Grund dafür gab, doch bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, ging Tameron aus dem Licht, und sie waren nicht mehr zu sehen.
Eine unangenehme Stille hing in der Luft. Es war der erste befremdliche Augenblick, den die Scouts mit Mr Darby erlebten.
Schließlich sprach Noah das aus, was alle dachten: «Was ist denn passiert an dem Tag, als die Schatten gestohlen wurden ?»
Tank rutschte in seinem Sessel herum. Hanna hörte mitten in einer Kaugummiblase auf zu pusten, und der rosa Ballon schien vor ihrem Gesicht zu schweben. Die Präriehunde blieben stehen und stellten sich auf die Hinterbeine. Dann blickten sie zwischen Noah und Mr Darby hin und her.
Sam trat zu Mr Darby. «Darauf müssen Sie nicht antworten. Das sind immerhin Leute von außerhalb.»
Mr Darby sah Sam direkt in die Augen. Einen Augenblick schien nichts anderes zu existieren als die nachdenkliche Aura des alten Mannes. Das einzige Geräusch kam vom Springbrunnen.
Schließlich wandte sich Mr Darby an die Scouts. «Wenn ihr die Geschichte der gestohlenen Schatten erfahren wollt, dann müssen wir wissen, dass ihr unser Angebot annehmt. Wir brauchen euch als Pendler, und dafür müsst ihr nicht nur mutig, sondern praktisch furchtlos sein.» Mr Darby wartete einen Augenblick, damit die Scouts Zeit hatten, seine Worte aufzunehmen. «Ich möchte, dass ihr erst überlegt, bevor ihr antwortet: Wollt ihr die Herausforderung annehmen und einer von uns werden? Wollt ihr unserer Gemeinschaft als Pendler von außerhalb beitreten?»
Schweigend tauschten die Scouts Blicke, die mehr sagten als Worte.
Schließlich meinte Noah: «Wenn das bedeutet, dass wir euch damit helfen können – und anderen –, dann werden wir das Angebot annehmen und der Geheimen Gesellschaft beitreten.»
Megan, Ella und Richie nickten zustimmend.
«Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!», rief Solana Mr Darby zu. «Die wissen doch gar nicht, worauf sie sich da einlassen. Das sind Kinder! Denken Sie doch an ihre Eltern. Wenn ihre Eltern nun …»
Mr Darby brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und er nickte Noah dankbar zu. Vom Rücken des mächtigen Eisbären herunter nickte Noah zurück.
«Dann seid willkommen in der Geheimen Gesellschaft», sagte Mr Darby.
Blizzard legte den Kopf in den Nacken und brüllte so laut, dass die Erde bebte, die Regale wackelten und jedes Tier in der Bibliothek sich erschrocken an Ästen oder Möbelstücken festhielt, um nicht herunterzufallen. Farbige Blätter segelten herab.
Der alte Mann
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