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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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und wand sich vor Schmerzen auf dem Boden.
    Der Mann ging weiter, und der schwarze Nebel wirbelte um ihn herum und stieg nach oben. Seine Arme und Beine bewegten die Dunkelheit. Er atmete weiter die Schatten ein, als wären sie Luft. Langsam begannen sie, seinen Körper zu verändern. Die dicken Adern auf seinen Händen wurden schwarz. Dunkle Flecken bildeten sich auf seinem Gesicht.
    Die aufgebrachten Bewohner näherten sich dem Mann. Doch er drängte sich, umhüllt von nebligen Schatten, durch die Menge, lief eine lange Allee hinunter und verschmolz mit der Dämmerung, als würde er sich in nichts auflösen. Kurz nachdem er verschwunden war, hörten die Brüder auf zu schreien und richteten sich verwirrt und benommen auf.»
    Mr Darby schwieg und sah die Scouts mit ernster Miene an. Dann erhob er sich aus seinem Sessel und ging zu Noah hinüber. Seinen langen Mantel zog er wie ein König hinter sich her. Unter dem schweren Samt wurden die bunten Blätter zerdrückt. Als er Noah erreichte, legte er seine Handfläche auf Blizzards Kopf. Der mächtige Eisbär beschnüffelte sanft seinen Ärmel.
    Mit flacher, ernster Stimme sagte Mr Darby: «Es war der, den wir den Schattigen nennen.»
    Richie schauderte. «Okay, dieser Schattentyp … ja, ziemlich gruselig. Können Sie mir vielleicht erklären …»
    «Er ist derjenige, der zwischen den Schatten wohnt – und der sie braucht wie die Luft zum Atmen», sagte Mr Darby.
    «Aber wer ist er?», wollte Noah wissen. «Woher ist er gekommen?»
    «Von außerhalb», sagte Mr Darby. «Aus der Welt draußen – eurer Welt.»
    «Wie ist er hier reingekommen?»
    «Wir wissen nicht, wie oder durch welchen Sektor er hereingekommen ist, aber wir wissen, dass er unseren geheimen Zoo und die Stadt der Artenvielfalt entdeckt und durchquert hat.» Mr Darby hockte sich hin, und die Präriehunde wuselten um seine Knöchel. Er streichelte ein paar über den Kopf.
    «Aber woher wissen Sie, dass er kein Bewohner des geheimen Zoos war?», fragte Ella.
    «Wir wissen es einfach – zum Teil aus guten Gründen, zum Teil aus Intuition.»
    Eine Weile schwiegen alle. Mr Darby sah Noah an, der sich selbst in den dunklen Brillengläsern des alten Mannes gespiegelt sah.
    «Monate nachdem die Schatten gestohlen worden waren, bemerkten einige Leute einen seltsamen Mann im geheimen Zoo und jagten ihn hinaus. Sie erzählten, er hätte einen langen schwarzen Mantel getragen und einen großen Hut mit breiter Krempe – einen Filzhut. Nur einer Person war es gelungen, sein Gesicht zu sehen: dem Wächter am Eingang des städtischen Zoos. Er erzählte, dass Teile seines Gesichts gefehlt hätten.»
    «Gefehlt?», wiederholte Noah.
    «Ja. Seine Nase, seine Wangen … Teile seines Gesichts waren einfach … weg. Sein Fleisch schien nur von Dunkelheit zusammengehalten zu werden.» Mr Darby betrachtete die Scouts, bevor er fortfuhr: «Viele sind davon überzeugt, dass dies der Mann war, der durch die Stadt der Artenvielfalt gegangen war und die Schatten ihrer Bewohner eingesammelt hatte. Der Fremde hatte nicht nur unsere Schatten genommen – er war selbst zu einem geworden. Er wurde selbst zur Dunkelheit – zu allem, was nicht ist.»
    «Das ist doch verrückt!» Ella ärgerte sich plötzlich über die Geschichte. «Wie kann jemand ein Schatten werden? Ein Schatten ist nichts! Ein Schatten ist ein … ein …» Sie drehte sich zu Richie um. «Hilf mir mal, Einstein. Was zum Kuckuck ist ein Schatten eigentlich?»
    «Er ist … nichts, wie du gerade gesagt hast. Ein Bereich, in den kein Licht fällt.»
    Mr Darby schob sich die Sonnenbrille höher. «Genau aus diesem Grund bleibt auch Kavitas Magie in den Schatten verborgen. Schatten fliehen das Licht des menschlichen Begreifens. In ihrer Dunkelheit bleibt Kavitas Magie ein Geheimnis.»
    «Diese Magie», meinte Richie, «wie genau zeigt sie sich?»
    «Es ist Energie, die in den Schatten herumwirbelt. Und die aus der Großen Pyramide herausdrängt. Am Tag verbreiten die Besucher diese Magie unwissentlich, indem sie sie in ihren Schatten umhertragen, wenn sie zwischen den Pyramiden hin und her spazieren. Nachts kann die Magie sich ungehindert durch die Dunkelheit bewegen. Im Morgengrauen sucht sie sich wieder einen Schatten von Menschen, der sie weiterträgt.»
    «Aber wie konnte die Magie bis hierher nach Amerika gelangen?», fragte Noah.
    «Ein ganz normaler Virus kann sich in wenigen Tagen über die ganze Welt ausbreiten. Und dann bedenke, wie lange

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