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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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Mutter, von der ich euch erzählt habe.»
    Noah überlegte angestrengt. «Ich weiß nicht … ich kann sie nicht zuordnen.»
    «Vor zwei Wochen habe ich euch erzählt, wie der geheime Zoo entstanden ist. Dass er die Magie von identischen Drillingen aus Indien benötigte – von drei Brüdern. Ihre Namen waren Bhanu, Kavi und Vishal. Ihr erinnert euch sicher, dass diese Brüder von verschiedenen Müttern an verschiedenen Orten, aber zur selben Zeit geboren wurden. Ihre Mütter trugen alle denselben Namen.»
    Noah keuchte. Einen Augenblick lang bekam er keine Luft mehr. Schließlich brachte er nur ein Wort heraus: «Kavita.»
    Mr Darby nickte. Mit ernster Miene fuhr er fort: «Dieser Teil der Geschichte ist kompliziert, und niemand von uns versteht ihn ganz. Wir wissen nur, dass die Brüder gemeinsam in die Schatten der Welt greifen konnten, Kavitas Magie holten und sie einsetzten.»
    Noah konnte nur noch flüstern. «Und die setzten sie ein, um den geheimen Zoo zu erschaffen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    10. Kapitel
    Als die Schatten gestohlen wurden
    N iemand sprach. Noah musste sich zwingen zu atmen.
    Nach langem Stillschweigen sagte Mr Darby: «Ich weiß, dass es kompliziert und seltsam klingt. Aber bald wird es mehr Sinn für euch ergeben. Lasst mich euch jetzt erst einmal von dem Tag erzählen, an dem die Schatten gestohlen wurden.» Der alte Mann richtete sich in seinem Sessel auf. «An dem Tag, an dem es geschah, war ich in der Stadt der Artenvielfalt. Es war der fünfzehnte April 1927. Irgendwann am Abend brach auf den Straßen Unruhe aus. Der Grund dafür war ein Mann in einem dunklen, wallenden Mantel und einem Filzhut mit breiter Krempe. Er war aus einem der Sektoren durch den Samtvorhang getreten und spazierte in die Stadt hinein.
    Er war so fremdartig, dass er unseren Bewohnern sofort auffiel. Seine Hutkrempe warf einen Schatten über seine Augen, als trüge er eine Maske. Die untere Hälfte seines Gesichts wurde von dem hochgestellten Kragen seiner Jacke verborgen. Seine Haut war so weiß, als hätte sie niemals Kontakt mit der Sonne gehabt. Seine Lippen waren trocken und eingerissen und sahen aus wie tote, runzelige Würmer. Von seinem Körper war nichts als seine Hände zu sehen. Dicke blaue Adern wanden sich über seine knotigen Knöchel. Schwarze Nägel krümmten sich von seinen geschwollenen Fingerspitzen. Er hatte eine schreckliche Aura, und die Bewohner der Stadt fürchteten sich vor ihm. Alle wichen vor ihm zurück, wenn er an ihnen vorbeiging.
    Als er durch die Stadt schritt, bemerkten die Einwohner, dass sich Teile ihrer eigenen Schatten lösten und mit seinem verschmolzen. Er schien sie von der Straße zu sammeln. Die Dunkelheit seines Schattens wurde immer tiefer und tiefer. Es war, als würden ihre Schatten den seinen verdichten.
    Nach einiger Zeit zerriss ein markerschütternder Schrei die Luft. Alle drehten sich zu dem Geräusch um. In der Nähe eines Sektors war ein Mann auf die Knie gefallen und hielt sich den Kopf. Es war Bhanu, einer der magischen Brüder. Die Menschen liefen ihm zu Hilfe, legten ihm den Arm um die Schultern und versuchten, ihn zu trösten. Verwirrt vor Schmerz, schob Bhanu sie zur Seite und hörte nicht auf zu schreien.
    Der Mann im Mantel blieb nicht stehen. Er ging an Leuten und Tieren vorbei und forderte Teile ihrer Schatten für sich. Sein Schatten verdichtete sich – er bekam Gewicht und Volumen und wurde viel mehr als bloß ein Ort, auf den keine Sonne fällt. Wie dicker Nebel begann sein Schatten sich zu bewegen und sich von der Straße zu lösen. Er schien lebendig zu werden.
    Ein weiterer Schrei drang durch die Stadt. Ein paar Häuserblocks weiter war noch ein Mann genau wie Bhanu auf die Knie gefallen und umklammerte vor Schmerzen seinen Kopf. Es war Vishal. Die Leute waren entsetzt – etwas Schlimmes passierte mit den Brüdern! Alle Bewohner waren zutiefst verunsichert.»
    Die Scouts hingen schweigend und verwirrt an Darbys Lippen. Zu Füßen von Blizzard und Little Bighorn wimmerten die Präriehunde leise.
    «Der Mann im Mantel schritt weiter und zog mehr und mehr Schatten an. Dunkle Nebel wirbelten um seine Stiefel und seine Beine hinauf. Sie umhüllten seinen Mantel und wanden sich um seinen bleichen Hals. Als die Schatten sein Gesicht erreicht hatten, atmete er sie ein. Er schien aus ihnen Energie zu saugen – wie Sauerstoff.
    Von der Straße erklang ein dritter Schrei. Diesmal stammte er von Kavi, Bhanus anderem Bruder. Auch er brach zusammen

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