Gefaehrliche Schatten
es Kavitas Magie schon gibt. In über 4500 Jahren hat sich ihre Magie überall verteilt, nicht nur bis Amerika.»
«Über die ganze Welt?»
Mr Darby nickte. «Aber niemand außer der Geheimen Gesellschaft weiß davon. Und der einzige Grund, warum wir davon wissen, sind Bhanu und seine Brüder.»
«Aber wie – wie konnten Bhanu und seine Brüder sie nutzen?»
Mr Darby deutete auf die Regale, die sie umstanden. «In diesen Fächern stehen zahllose Bücher über die Geschichte der Geheimen Gesellschaft. In einem beschreibt Bhanu, wie er in die Schatten greift und die Magie in ihnen spürt. Es fühle sich an wie ein leichtes Brennen, das in den Fingerspitzen beginne und dann durch die Arme bis in die Brust hineinkrieche. Dann würde sich sein Kopf vollkommen erhellen, und irgendetwas wirbele in seinem Geist herum. In diesem Stadium könnte er seine Umgebung umformen. Sie verändern.»
Noah lauschte konzentriert. Doch eine Sache ergab immer noch keinen Sinn.
«Wie konnte der Schattenmensch an die Magie kommen? Sie haben gesagt, dass Bhanu und seine Brüder die Einzigen waren, die von ihr wussten.»
Mr Darby räusperte sich. «Du hast recht, das habe ich gesagt.»
«Okay. Aber was ist dann mit dem Schattigen?»
«Der Schattige hat einen Namen. Jonathan DeGraff.»
«DeGraff …», sagte Richie. «Wo habe ich diesen Namen schon mal gehört?»
Noah sah Mr Darby an, als er antwortete: «In der Geschichte über Mr Jackson, den Mann, der den städtischen Zoo gründete. DeGraff war der Typ, der Mr Jackson von Bhanu und seinen Brüdern erzählte, woraufhin Mr Jackson zu ihnen reiste, um den geheimen Zoo zu erschaffen.»
«Ja», sagte Mr Darby. «Doch leider gibt es noch mehr zu erzählen. Denn DeGraff ist der vierte identische Bruder.»
Noahs Herz sank ihm in die Hose.
Mr Darby fuhr fort. «Als DeGraff den Weg in den geheimen Zoo gefunden hatte und sich seinen drei Brüdern näherte, war auch er in der Lage, in die Schatten zu greifen und Kavitas Magie zu nutzen. Und er benutzte sie, um die Schatten in seinen Körper zu ziehen, mit ihnen eins zu werden – dunkel, leer, ewig.»
«Doch die anderen Brüder sind jetzt tot», meinte Ella. «Warum ist es noch wichtig, ob der Schattige in den geheimen Zoo kommt oder nicht?»
«Auch wenn die anderen Brüder tot sind, lebt ihre Magie weiter», erklärte Mr Darby.
Noah erinnerte sich daran, was Mr Darby ihnen bei ihrem ersten Abenteuer im geheimen Zoo erzählt hatte. Dass die Magie der Brüder immer noch lebendig war und die Geheime Gesellschaft sie nutzte.
«Aber wie …»
«Der Friedhofs-Sektor», sagte Mr Darby.
Noah nickte. «Einer der Verbotenen Fünf. Die Descender haben uns davon erzählt.»
«Die drei Brüder ruhen dort gemeinsam in einem Grab. Und ihre Körper ziehen immer noch die Magie aus den Schatten.»
«Und wenn der Schattige also in die Nähe des Friedhofs-Sektors gelangt …» Noah brach ab.
Aber Mr Darby beendete seinen Satz. «Wenn der Schattige in die Nähe des Friedhofs-Sektors kommt, dann wird er genügend Macht und Magie in sich aufnehmen, um die gesamte Geheime Gesellschaft zu zerstören. Und danach wird er in eure Welt weiterziehen.»
Diese Vorstellung traf Noah mit solcher Macht, dass er erschauderte. Zum ersten Mal verstand er die Gefahr, in der die Geheime Gesellschaft schwebte.
«Aber warum?», fragte Megan. «Warum sollte DeGraff das tun? Warum ist er so böse?»
«Das werdet ihr bald erfahren», sagte Mr Darby. Dann schwieg er und sah noch ernster aus als vorher. «Auch wenn ihr euch am Ende vielleicht wünschen werdet, ihr hättet nie davon gewusst.»
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11. Kapitel
Der Plan
M r Darby setzte sich wieder in den Sessel neben dem Springbrunnen und schlug die Beine übereinander. Sein langer roter Mantel breitete sich über dem mit Blättern bedeckten Boden aus. Die Präriehunde, die ängstlicher als je zuvor schienen, krochen in seine Samtfalten und wimmerten schwach.
«Ganz ruhig», murmelte Mr Darby. Er hob die Präriehunde nacheinander hoch und setzte sie vorsichtig auf die breiten Armlehnen seines Sessels und auf seinen Schoß. «Sie fürchten sich schnell», sagte der alte Mann, die Andeutung eines Lächelns im Gesicht.
Ella deutete mit dem Daumen über die Schulter zu Richie hinüber. «Da sind sie nicht die Einzigen», sagte sie, denn Richies Gesicht war nach der Geschichte vom Schattigen beinahe so weiß geworden wie Blizzards Fell.
«Aber etwas kommt mir komisch vor», sagte
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