Gefaehrliche Spur
Wayne wandte sich an einen der Security-Männer, der laut Namensschild auf seinem Jackett Maurice Ogilvy hieß. „Wir müssen die Aufzeichnungen der Überwachungskameras von di e sem Flur sehen.“
Der Mann zögerte keine Sekunde. „Folgen Sie mir bitte.“
Fünf Minuten später saßen sie in der Überwachungszentrale des Hotels, und Ogilvy führte ihnen die Bänder vor. Nikitin war zu sehen, wie er an Ryas Tür klopfte, eintrat, gleich darauf den Servierwagen ins Zimmer zog und fünf Minuten später wieder herausschob.
Travis deutete auf den Bildschirm. „Der Mann ist kein Hotelangestellter. Er arbeitet als Sicherheitschef für MyKiP Insurance. Und ich mache jede Wette, dass Ms. MacKinlay aus Zimmer 1468 bewusstlos auf dem Servierwagen liegt.“
Ogilvy wurde blass. Travis musste keine Gedanken lesen können, um zu erkennen, dass er in diesem Moment um seinen Job fürchtete. Dass ein Fremder sich ins Hotel einschleichen und einen Gast entführen konnte, ohne dass dem Sicherheitsdienst etwas aufgefallen war, bedeutete für Ogilvy die Fahrkarte ins Aus; zumindest was seinen Job im Dark Diamond betraf.
„ Das erklärt, warum zwei Überwachungskameras kurz vor diesem Vorfall ausgefallen sind“, sagte er. „Sie werden gerade repariert. Und zwar handelt es sich um die vom Parkplatz und die vom Personaleingang.“
„ Trösten Sie sich, der Mann ist ein Profi und mit allen Wassern gew a schen“, beruhigte Wayne ihn, obwohl ihm natürlich ebenso klar sein musste wie Travis, dass das keine Entschuldigung war.
Zumindest keine, die Devlin gelten lassen würde, wie Travis ihn kannte. Wenn eine Überwachungskamera ausfiel, konnte das Zufall sein. Wenn aber zwei voneinander unabhängige zur selben Zeit ausfielen, musste ein veran t wortungsbewusster Security-Chef das unverzüglich überprüfen und einen kompletten Sicherheitscheck durchführen. Ogilvy hatte damit aber offe n sichtlich mindestens eine Stunde, wenn nicht länger gewartet, andernfalls würden die Kameras nicht erst in diesem Moment repariert werden.
Verdammt, wenn der Mann schneller reagiert hätte, wäre es Nikitin wah r scheinlich nicht gelungen, Rya zu entführen. Er verzichtete jedoch auf einen entsprechenden Vorwurf, denn Vorwürfe machte sich Ogilvy mit Sicherheit genug. Außerdem hatte Nikitin ziemlich schnell gehandelt und wäre möglic h erweise mit Rya aus dem Hotel entkommen, bevor die Security ihn daran hätte hindern können.
„ Sollen wir die Polizei informieren?“, fragte Ogilvy.
„ Auf keinen Fall“, bat Wayne. „Das regeln wir selbst. Ich hoffe, das lässt sich mit Ihren Vorschriften vereinbaren.“
„ Mr. Blake macht die Vorschriften, Sir. Und er hat uns angewiesen, alles zu tun, was Sie, die Lady und der Gentleman“, er nickte zu Travis hin, „verla n gen, ohne Fragen zu stellen.“
Wieder einmal stellte Travis fest, dass Devlins und auch Bronwyns Mi t gliedschaft im illustren Kreis des DOC in mehr als einer Hinsicht von Vorteil war.
„ Danke für Ihre Hilfe“, sagte Wayne und verließ mit Travis und Kia die S i cherheitszentrale.
„ Holen wir unsere Sachen und machen wir uns auf den Weg“, entschied Wayne. Er blickte Travis an. „Du führst uns.“
Travis nickte. Während Wayne und Kia in ihr Zimmer zurückkehrten, um die Dinge zu holen, die sie für einen Einsatz brauchten, fuhr er mit dem Fahrstuhl nach unten und ging zum Personaleingang, der zum Parkplatz hi n aus führte. Wieder setzte er seine Gabe ein und sah, dass ein Komplize Niki t ins mit dem Wagen vor dem Eingang gewartet hatte. Gemeinsam hatten sie die bewusstlose Rya in den Wagen verfrachtet – so unsanft, dass Travis en t schlossen war, sie dafür büßen zu lassen, wenn er sie erwischte – und waren davongefahren. Ihrer Spur zu folgen, würde mithilfe seiner Gabe nicht schwer sein.
Zwar war er nicht zum ersten Mal dankbar dafür, dass er sie hatte, denn sie hatte ihm schon oft geholfen, verlegte Gegenstände aufzuspüren, aber jetzt würde sie helfen, ein Leben zu retten. Falls es dazu nicht schon zu spät war. Ryas Entführung lag immerhin vier Stunden zurück. Sie könnte längst tot sein. Andererseits hätte Kirk/King sich wohl nicht die Mühe gemacht und wäre das nicht gerade geringe Risiko eingegangen, sie entführen zu lassen, wenn es ihm nur darum gegangen wäre, sie tot zu sehen. Zumindest nicht sofort. Nichtsdestotrotz stieg seine Sorge um Rya mit jeder Sekunde.
Er lief zum Parkplatz von Waynes Wagen. Sein Freund und Kia waren schon
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