Gefaehrliche Spur
schätzte er seine Chancen ab, doch noch entkommen zu können. Er konnte nicht wissen, dass er zwei T e lepathen gegenüberstand, die genau wussten, was er dachte.
„ Das würde ich Ihnen nicht raten“, sagte Wayne kalt. „Wenn Sie zu Ihrer Waffe greifen, sind Sie tot.“
Travis fühlte, wie Rya sich anspannte. „Ganz ruhig, Rya“, sagte er leise. „Er hat keine Chance. Und er wird dir nie wieder wehtun.“
Kirk tat das Falschestmögliche und griff zur Waffe, die er unter seinem J a ckett trug. Statt sie herauszureißen und sofort zu schießen, besann er sich auf seine Kampfausbildung. Er ließ sich fallen, machte eine Rolle auf dem Boden und kam mit der Waffe im Anschlag hoch, die auf Rya gerichtet war. Travis schoss und musste sich beherrschen, nur einmal abzudrücken und nicht das ganze Magazin in den Kerl zu pumpen, der es gewagt hatte, Rya wehzutun. Den Mann tot vornüberfallen zu sehen, empfand er als ausgesprochen b e friedigend.
Er steckte die Pistole ein und nahm Rya wieder in die Arme. „Es ist vorbei, Rya. Niemand tut dir mehr was.“
Sie weinte lautlos, und Travis hielt sie, gab ihr Halt, drückte seine Wange an ihre und versicherte ihr immer wieder, dass sie keine Angst mehr haben musste, bis sie sich beruhigt hatte. Er sah ihr in die Augen.
„ Meine geliebte Rya. Ich bin da, und ich lasse nicht zu, dass dir noch mal jemand wehtut.“
„ O Tom! Ich hatte so gehofft, dass du kommst.“ Sie küsste ihn innig und drückte ihn heftig an sich, ehe sie ihm in die Augen sah. „Aber wie hast du mich gefunden?“
Das war eine der Antworten, die er ihr eigentlich nicht geben durfte. Sie blickte an ihm vorbei auf Kia und Wayne. Kia suchte das Zimmer nach e i nem Safe ab, während Wayne Kirks Schreibtischinhalt untersuchte und se i nen Laptop aufgeklappt hatte.
„ Was tun die denn hier?“ Sie löste sich von ihm und trat einen Schritt z u rück. „Moment mal. Hast du vorhin was von FBI gesagt?“
Damit war der Moment der Wahrheit gekommen, den Travis fürchtete, denn er hatte keine Ahnung, wie Rya darauf reagieren würde.
„ Ich hatte dir doch versprochen, dass ich mich auf der Straße umhöre, ob jemand etwas über Marty Kirk weiß. Ich habe jemanden gefunden, der wus s te, dass Kirk sich in Mylon King verwandelt hat. Ich bin ins Hotel gegangen, um dir das zu sagen, aber du warst nicht da. Dein Phone war im Zimmer, dein Auto auf dem Parkplatz, aber du warst nicht im Hotel. Also haben wir uns die Überwachungsaufzeichnungen angesehen und gesehen, dass du von Nikitin entführt wurdest.“ Er deutete auf die Leiche ihres Bewachers. „Alles andere war mit unserer Befugnis als Bundesagenten relativ leicht.“ Daraus würde sie wahrscheinlich schließen, dass sie auch die Aufzeichnungen der Verkehrsüberwachung angesehen hatten. „Und ja, ich arbeite fürs FBI. G e genwärtig undercover.“ Er deutete an sich hinab.
Sie trat noch einen Schritt zurück und blickte an ihm vorbei auf Wayne und Kia. Wayne, der seinen FBI-Ausweis eingesteckt hatte, zog ihn heraus und hielt ihn so, dass sie zwar die Marke, aber nicht seinen Namen sehen konnte.
„ Das bestätige ich. Wir wurden mit einem Auftrag hergeschickt, der einen Undercovereinsatz für uns alle erfordert hat. Unglücklicherweise entpuppte sich Ihr Auftrag, Ms. MacKinlay, und unser er als teilweise identisch. Tom, ich könnte hier deine Fähigkeiten in Sachen Passwort-Knacken gebrauchen.“
„ Ich auch.“ Kia hatte den Safe gefunden. „Aber lass dir Zeit.“ Sie nahm ihr Smartphone. „Diabolus“, nannte sie das Kennwort für den Einsatz, was Tr a vis zeigte, dass sie O’Hara angerufen hatte. „78-61. 13-42. 17-17. 99-1.“
Die Codezahlen entsprachen ähnlich den Funkcodes der Polizei bestim m ten Sachverhalten. 78-61 bedeutete, dass es Tote gab, die keine Agents waren, aber von Agents getötet worden waren. 13-42 hieß, dass O’Hara dafür sorgen musste, dass die Sache von offizieller Seite aus gedeckt wurde. 17-17 war der Code dafür, dass der Auftrag weitgehend erledigt war und noch ein paar lose Enden zu klären übrig blieben. Und 99-1 war der Code, den O’Hara am lieb s ten hörte, weil er ihr sagte, dass kein Agent verletzt oder getötet worden war.
Aber das war im Moment nebensächlich, denn Rya starrte Travis fassung s los an. Ihr Gesichtsausdruck wechselte zu Verletztheit. „Dann bist du gar nicht obdachlos?“
„ Nein. Es tut mir leid, Rya, aber …“
„ Du hast mich also die ganze Zeit angelogen.“ Das klang so
Weitere Kostenlose Bücher