Gefährliche Stille
groteske
Karikatur.
»Meine Mutter«, sagte Robin. »Wird sie
wieder gesund?«
»Lassen Sie uns irgendwohin gehen, wo
wir ungestört reden können.«
Die Auskunft war nicht ermutigend.
Saskia Blackhawk hatte Knochenbrüche, umfangreiche innere Verletzungen und ein
Schädeltrauma davongetragen und lag derzeit im Koma. Der Chirurg hatte sein
Bestes getan, und Saskia lag jetzt in kritischem Zustand auf der
Intensivstation.
Robin bat, ihre Mutter sehen zu dürfen.
Dr. Bishop weigerte sich zuerst, aber als sie sah, wie Robin litt, gab sie nach
und gestattete ihr einen kurzen Besuch. Ich, die Außenstehende, war wieder
allein und meinen Ängsten überlassen.
In der Notaufnahme war jetzt noch mehr
los — ein schwerer Unfall auf dem Interstate 84, sagte jemand. Krankenwagen
kamen angerast, und Sanitäter schoben Menschen auf Rolltragen durch den
Seiteneingang. Andere Leute stürzten zum Vördereingang herein, in verzweifelter
Sorge um Freunde oder geliebte Menschen. Als ich das Leid und die Hektik nicht
mehr ertragen konnte, ging ich in die leere Automatencafeteria und rief Hy an,
der bei mir zu Hause war.
»Großer Gott, McCone«, sagte er, als
ich ihm alles berichtet hatte, »glauben sie, dass sie durchkommt?«
»Sie sagen gar nichts.«
»Wäre schrecklich, wenn du gar nicht
mehr mit ihr reden könntest. Wirst du Robin sagen, dass du ihre Schwester
bist?«
»Ich werd’s bald müssen. Sie hat schon
gefragt, wie wir eigentlich verwandt sind, und wenn ich ihr sage, dass ich noch
eine Weile hier bleibe, wird sie sich endgültig wundern.«
»Wie lange willst du denn noch
bleiben?«
»Bis sich die Situation irgendwie
geklärt hat. Ich will die polizeilichen Ermittlungen verfolgen, vielleicht kann
ich ja irgendwas tun. Außerdem will ich Saskia sehen, selbst wenn...«
»Ich weiß, McCone. Und ich werde an
dich denken.«
»Danke. Ich — oh, Robin ist gerade
vorbeigekommen, sie scheint mich zu suchen. Ich muss los. Ich liebe dich.«
»Ich dich auch. Pass auf dich auf.«
Robin weinte leise, als wir in meinen
Mietwagen stiegen. Ich sagte sehr viel überzeugter, als ich es war: »Es wird
schon wieder.«
»Sie ist so... als ob sie tot wäre. Und
all diese piependen Maschinen und die Schläuche... das ist grässlich!«
»Ich weiß.«
»Und jetzt muss ich Darcy anrufen, und
was soll ich ihm sagen, damit er nicht ausflippt?«
»Ausflippt?«
Sie nickte und kramte ein
Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche. »Darce ist... Er ist nicht direkt
labil. Es ist nur so, dass es ihn furchtbar aufregt, wenn irgendwas schief läuft.«
Was hieß, er war labil. »Sie
sagten, er arbeitet für Channel Six?«
»Ja.«
»Dann rufen Sie ihn besser sofort an.
Von denen war ein Reporter im Krankenhaus.«
»Ach, Mist. Dann weiß er’s garantiert
schon!«
Ich nahm mein Handy heraus und reichte
es ihr. Sie drückte die Nummer, wartete, beendete das Gespräch. »Niemand da.
Gott, ich hoffe nur, er hat nicht...«
»Was?«
»Weiß nicht. Bei ihm weiß ich nie, was
passiert. Darce ist mein Bruder, und ich liebe ihn, aber er ist... Ach,
verdammt, er ist einfach völlig daneben.«
Willkommen in der nächsten
Problemfamilie, McCone. Wir waren jetzt bei ihr zu Hause angelangt, und ich
fuhr an den Bordstein und stellte den Motor ab. Robin löste ihren Gurt, beugte
sich zu mir herüber und sah mir ins Gesicht. »Warum tun Sie das für mich?«
»Weil ich Sie mag und helfen möchte.«
»Und wir sind verwandt, aber Sie wollen
mir nicht sagen, wie.«
»Es ist nicht so, dass ich nicht
will...«
»Doch. Sie weichen dem Thema aus.«
»Hören Sie, Sie haben einen schweren
Abend...«
»Wissen Sie«, sagte sie, wobei sie mich
immer noch musterte, »vor ein paar Jahren habe ich mal in einem Karton mit
alten Papieren von Mom gestöbert, weil ich eine Kinderzeichnung von mir suchte,
die ich meinem Freund zeigen wollte. Und da stieß ich auf einen Brief an Mom, von
einer gewissen Fenella. Er war von 1963, und darin stand — ich habe ihn fast
ganz auswendig gelernt: ›Deiner Weinen Tochter geht es gut. Sie ist gesund,
aufgeweckt und glücklich bei ihrer Familie. Du hast eine gute Entscheidung
getroffen, die beste, die du unter den Umständen treffen konntest.‹
Als ich Mom den Brief gezeigt habe, ist
sie explodiert, hat mir verboten, je wieder in ihren Sachen herumzuschnüffeln.
Ich habe sie angefleht, mir zu sagen, warum sie das Baby weggegeben hat und
wohin. Sie sagte, ich solle nie wieder dieses Thema anrühren, und ihr Ton hat
mich so
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