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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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fand meine kleine Stablampe. Als ich wieder hinausguckte, war da
ein schwacher Lichtschimmer im Treppenhaus. Er bewegte sich treppauf, und ein
Schatten breitete sich über die Wand, riesig und verzerrt, glitt langsam näher.
    Ein Einbrecher. Kein Zweifel.
    Ich legte den Finger auf den Schalter
der Taschenlampe, wünschte, es wäre meine 357er Magnum, die ich in der Hand
hielt. Ich würde den Einbrecher ganz heraufkommen lassen und dann überrumpeln.
    Ein Ächzen am anderen Ende des Flurs.
Für mich klang es, als ob nur das Haus arbeitete, aber der Einbrecher blieb
stehen, und das Licht erlosch. Ich wartete, horchte. Hörte etwas, das nicht
direkt ein Geräusch war, eher ein Atemrhythmus. Fragte mich, ob der Eindringling
mein Atmen auch ausgemacht hatte. Sekunden vergingen, dann hörte ich einen
leisen Schritt. Die Person setzte ihren Weg fort.
    Jetzt sah ich die schwache Silhouette
eines Kopfs vor der Treppenhauswand. Der Einbrecher war fast oben. Ich richtete
meine Taschenlampe auf die betreffende Stelle, knipste sie an. Sah eine dickfingrige
Hand und ein schwarzmetallenes Glänzen —
    Die Kugel schlug in den Türrahmen, nur
eine Handbreit von mir entfernt, und von dem Knall bebten meine Trommelfelle,
als ich ins Gästezimmer zurückhechtete. Ich warf mich flach auf den Boden,
versuchte zu überlegen, was ich als Waffe benutzen könnte. Füße polterten die
Treppe hinunter, rannten durch den unteren Flur, über die Eingangsveranda und
die Stufen hinunter.
    Ich ließ den angehaltenen Atem
entweichen, rappelte mich dann zittrig hoch. Meine Ohren dröhnten. Auf dem Flur
rief Robin meinen Namen. Ich rannte hinaus, prallte mit ihr zusammen. »Das war
ein Schuss!«, rief sie aus. »Was war los?«
    Ich half ihr, die Balance
wiederzufinden. »Jemand ist hier eingebrochen, war gerade auf dem Weg nach
oben. Jetzt ist er weg.«
    »Oh, mein Gott! Er hat auf dich geschossen?«
    »Ja.« Ich ging hinüber und leuchtete
den Türrahmen ab, bis ich den Einschuss fand. Zehn Zentimeter weiter links, und
die Kugel hätte meinen Schädel durchschlagen. Meine Hände wurden feuchtkalt,
ich bekam eine Gänsehaut. Robins Blick folgte dem Taschenlampenstrahl. Sie
erschauerte. »Hast du... hast du gesehen, wer das war?«
    »Ein Mann, glaube ich. Das ist alles,
was ich gesehen habe.« Ich schaute den Flur entlang, zu Darcys Zimmer. »Wie
kann er das alles verschlafen haben?«
    »Die Schlaftablette... ich habe ihm die
doppelte Dosis gegeben. Er ist bis morgen Vormittag absolut weg.«
    »Ist das gut?«
    »Sein Arzt hat gesagt, es ist okay,
wenn er völlig mit den Nerven runter ist.«
    Ich wollte sie fragen, was genau mit
Darcy los war, aber es gab jetzt erst mal Wichtigeres. »Robin, hat es hier in
der Gegend in letzter Zeit irgendwelche Einbrüche gegeben?«
    »Nein. Das ist eine vergleichsweise
sichere Gegend.«
    »Irgendwelche verdächtigen Gestalten?
Leute, die stehlen könnten, um sich Drogen zu beschaffen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Hat Darcy irgendwelche Freunde, die
auf die Idee kommen könnten, hier einzubrechen? Hast du welche?«
    »Meine Freunde sind eher so wie ich — die
arbeiten viel zu viel, um überhaupt groß auf andere Gedanken zu kommen. Darces
Freunde... tja, ich sage das ungern, aber die sind entweder zu bekifft oder zu
faul für so was.«
    »Vielleicht irgendein Ex-Freund von
dir, der dir eins auswischen will?«
    »Na-ah.«
    »Gab es irgendwelche Drohungen? Könnte
deine... unsere Mutter eine Drohung erhalten haben, ohne dass du es weißt?«
    »Ausgeschlossen. Sie hätte es mir
gesagt, damit ich aufpassen kann.« Robins Stirnrunzeln war im
Taschenlampenlicht überdeutlich sichtbar. »Sharon, glaubst du, der Einbruch hat
was mit dem Anschlag auf sie zu tun?«
    »Wäre schon ein sehr unwahrscheinlicher
Zufall, wenn nicht. Haben dir die Beamten, die im Krankenhaus mit dir geredet
haben, ihre Karte gegeben?«
    »Ja.«
    »Dann ruf sie doch an, während ich uns
Kaffee mache.«
     
    Detective Loretta Willson und ihr
Partner, Bob Castner, wirkten müde; beide nahmen den Kaffee, den Robin ihnen
anbot, ohne Umschweife an. Willson, dünn und blond, mit eckigem Körper und
eckigem Gesicht, saß auf einem Sofa im Empfangszimmer und stellte ihren
Kaffeebecher auf den Tisch, neben einen Beweismittelbeutel mit der Kugel, die
die Spurensicherung oben aus dem Türrahmen gepult hatte. Castner, dunkel und so
rund, wie seine Partnerin eckig war, lehnte an einem Bücherregal und wärmte
sich die Hände an seinem Becher. Auf einen Blick

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