Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
Brüste förmlich über den Rand, aber Sylvia meinte, das sei genau gut so.
Eine dünne, zickige Frau mit ihrem Begleiter an der Hand geht an mir vorbei und mustert mich mit hochgezogenen Brauen. Ich erwidere ihren Blick so hochmütig wie möglich. Ja, ich weiß, dass ich nicht hierher gehöre. Dass ich vor der Tür dieses Nobelrestaurants wahrscheinlich wirke wie ein Bettler vor der Royal Bank of Scotland. Aber ich wurde eingeladen und warte nun schon seit zehn Minuten auf mein verspätetes Date.
Verstohlen werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr und trete von einem Fuß auf den anderen. Sylvias Pumps sind mir eine Nummer zu klein und meine Zehen sind jetzt schon beinahe abgestorben. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Abend in einem Kleid, in dem ich kaum atmen kann und auf Schuhen, in denen ich mich nur sehr langsam fortbewegen kann, überstehen soll, aber ich habe im Moment keine andere Wahl.
Quietschende Autoreifen reißen mich aus den Gedanken und ich hebe den Blick. Meine Haare habe ich hochgesteckt und ich fühle mich seltsam nackt, beinahe schutzlos damit. Der natürliche Vorhang war so praktisch, um mich dahinter zu verstecken, jetzt sind mein Gesicht und alle Regungen darin für jeden sichtbar.
Die hintere Tür wird aufgestoßen, dann erkenne ich auch schon Jasons Haarschopf, bevor sein Rest folgt. Mit ausgestreckten Händen kommt er auf mich zu.
„Emma, es ist unverzeihlich, dass ich dich in der Kälte habe warten lassen! Wir hatten einen Unfall vor uns und standen eine halbe Stunde in einer Straßensperrung. Leider hatte ich deine Handynummer nicht, sonst hätte ich dich angerufen und dir gesagt, dass du schon reingehen sollst.“
Er ergreift meine Hände und hält sie fest, dann bleibt er dicht vor mir stehen und zögert. Mein Gesichtsausdruck ist hoffentlich schroff genug, um ihn zumindest auf Armeslänge fernzuhalten.
„Schon gut. Ich bin auch nur gekommen wegen des Halsbandes.“
Er lächelt.
„Gehst du trotzdem mit mir rein? Auf einen Drink?“
Himmel. Diese dunkelblauen Augen können tatsächlich betteln wie ein Welpe. Ein seltsames Gefühl durchströmt meinen Magen, dann nicke ich ergeben.
„Gut, ein Drink. Aber dann musst du mir etwas erklären.“
„Alles, Emma.“
Jason lächelt und reicht mir galant den Arm, in den ich mich dankbar einhake, bevor er mich in den kleinen Blumenladen führt, der neben dem Restaurant liegt. Irritiert sehe ich ihn an.
„Ich dachte, wir gehen ...?“
„Ja, wir gehen. Aber nicht ins Restaurant, das ist für alle da. Wir gehen in den Club.“
In den Club? Gott, ich habe natürlich davon gehört, von diesem Club, der nur für eingeladene Mitglieder geöffnet ist und für Normalsterbliche wie mich unauffindbar. Sollte sich der Eingang womöglich in diesem Blumenladen ...?
Kopfschüttelnd folge ich ihm in das Geschäft, dessen atemberaubender Duft nach exotischen Blüten und Früchten bis in mein Gehirn dringt, und lasse mich staunend zu einer schmalen Tür mit der Aufschrift „Private“ führen. Eine junge Frau mit elegantem Make-up nickt ihm lächelnd zu, als wir an ihr vorbei durch die Tür treten und eine Treppe hinauf nach oben gehen. Ich sage kein Wort und verspüre so etwas wie Panik. Was, wenn ich irgendwelchen Prominenten hier begegne? Madonna womöglich, oder Robbie Williams? Lieber Himmel, ich vergöttere Robbie Williams, aber wenn ich ihm in diesem Aufzug gegenübertreten muss ... oh bitte, lass mich vorher sterben!
Ich umklammere Jasons Hand so fest, dass es ihm weh tun muss, aber er sagt keinen Ton. Stattdessen führt er mich behutsam durch eine weitere Tür in der ersten Etage, hinter der mich der leise Geräuschteppich von Gelächter und Musik empfängt. Es duftet nach teurem Wein, nach Whisky und Zigarren, nach kostbaren Parfüms und Geld. Ich atme tief ein und schlucke hart. Ich fühle mich hier ungefähr so fehl am Platz wie ein Monteur im Luxusrestaurant, aber Jason bewegt sich so selbstverständlich, als sei das hier sein Wohnzimmer. Nun, ich wäre nicht erstaunt, wenn es so wäre. Was kann mich noch überraschen?
„Mr Hall, guten Abend. Ihre Lounge ist für Sie vorbereitet. Darf ich?“
Ich brauche ein paar Sekunden um zu begreifen, das der attraktive, aber eindeutig schwule Angestellte mich meint und offenbar meinen Mantel nehmen möchte.
Hastig lasse ich mir hinaushelfen und ziehe das Kleid nach unten, um meine Beine besser zu bedecken. Leider entblöße ich dabei noch mehr von meinem Dekolleté, was allerdings
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