Gefaehrliche Verlockung (Gesamtausgabe)
meinen Beinen, und meine inneren Muskeln ziehen sich erregt zuckend zusammen. Ein weiteres Stöhnen entfährt mir, als ich komme. Ich komme einfach so, durch die Berührung seiner Finger, mitten im edelsten Club der Stadt, umringt von reichen und wichtigen Menschen. Keuchend spüre ich das lustvolle Zucken, mit dem sich blitzartig die Anspannung löst, dann sehe ich in sein grinsendes Gesicht. Oh Gott, er hat es gemerkt. Natürlich hat er es gemerkt! Mein Gesicht glüht vor Scham und Aufregung.
Ich bin durch Jason Halls Finger gekommen und er hat mich dabei angesehen. Ich weiß gerade nicht, ob ich sterben oder jubeln möchte ...
5
Ich habe meine Nägel inzwischen so kurz gekaut, dass ich mir aufs Fleisch beiße, aber das merke ich kaum noch.
„Emma? Hast du eine Minute?“
„Hm?“ Irritiert sehe ich von meinem Monitor hoch und schaue in Reverend Morris’ hellgraue Augen. Auch nach zwei Jahren Arbeit beim Gemeindeblatt habe ich mich noch nicht daran gewöhnt, dass die Gemeinde einen derart attraktiven Priester hat. Reverend Morris ist riesig und muss den Kopf einziehen, wenn er durch die Tür meines kleinen Büros kommt. Seine Schultern sind breit, weil er viel trainiert, und ich frage mich seit Jahren, wozu er das tut.
Er hat sich dem freiwilligen Zölibat unterworfen, was mir schon seltsam vorkommt, da die meisten seiner Kollegen verheiratet sind und sogar Kinder haben. Seitdem die englische Kirche auch weibliche Priester zulässt und erst kürzlich einen Homosexuellen zum Bischof geweiht hat, herrscht sowieso Sodom und Gomorrha. Jedenfalls nach Ansicht einiger Senioren, die ich gelegentlich im sozialen Café der Gemeinde treffe und für das Gemeindeblatt interviewe. Es ist zu befürchten, dass einige zur römisch-katholischen Religion abwandern, jedenfalls habe ich das gehört. Da ist alles noch ... gesittet.
„Wir haben einen runden Geburtstag in der Gemeinde, Ernest Steel wird 80 Jahre alt. Da Ken erkrankt ist dachte ich, du könntest mich begleiten, ein paar Fotos machen und einen kurzen Bericht für die Zeitung schreiben?“
Ich schließe kurz die Augen und stöhne lautlos in mich hinein. Als ich das Studium beendete, war ich voller guter Hoffnungen. Sogar bei der Sun wollte ich anfangen, doch es war nirgends auch nur eine Volontariatsstelle zu bekommen, und so landete ich vor zwei Jahren in Ermangelung einer Alternative hier, um meine Rechnungen begleichen zu können. Statt also akribische Recherchen durchzuführen, das Feuilleton mit Kritiken zu füllen, hinter Prominenten her zu hecheln oder wenigstens irgendwelche Skandale aufzudecken, schreibe ich über Ernest Steels 80. Geburtstag, über das Gemeindefest und über die neuen Talare der Priester. Nicht gerade das, was ich mir erträumt habe von meinem Beruf, aber es ernährt mich.
Ausgerechnet heute habe ich eigentlich gar keinen Kopf für einen runden Seniorengeburtstag, aber das kann ich Reverend Morris schlecht mitteilen. Es wird ihn wenig interessieren, dass ich erst vor wenigen Tagen ein unverschämtes und aufregendes Angebot von meiner großen Jugendliebe bekommen habe, das an mir nagt wie ein Hamster. Und heute Abend haben wir eine Verabredung.
„Wann?“, frage ich nur kurz und hole tief Luft, bevor die Antwort kommt.
„Um vier. Schaffst du das?“
„Ja, sicher. Ich muss nur noch diese Presseanfragen beantworten, dann bin ich für heute durch. Ist also kein Problem.“
„Danke dir, Emma. Du bist ein gutes Mädchen.“
Der riesige, blonde Reverend zieht die Tür vorsichtig hinter sich zu. Ein gutes Mädchen . Warum lösen diese Worte plötzlich so ein merkwürdiges Kribbeln in mir aus?
Ich greife zum Telefon, um meine Mitbewohnerin Sylvia anzurufen.
„Hey! Alles klar bei dir? Oder hast du Fracksausen?“
„Natürlich hab ich.“
Wir lachen gemeinsam, weil sie von meinem Date heute Abend weiß.
„Ich bin heute Nachmittag noch mit Reverend Morris unterwegs, Seniorengeburtstag. Du musst also allein zum Pilates, sorry.“
„Das ist doch wieder eine blöde Ausrede, Emma! Sag einfach, dass du zu faul bist, dann ist es gut und du musst dir nicht jede Woche was einfallen lassen.“
Ich kann Sylvia förmlich vor mir sehen, wie sie die ständig von Lipgloss glänzenden Lippen schmollend verzieht. Ich seufze leise.
„Wirklich, ich kann nichts dazu! Ich würde sehr gerne mitgehen, aber Ken ist krank und ich muss ihn ersetzen. Bis später also.“
„Ja, gut. Aber ich will danach alle Details wissen, hörst du? Und ich
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