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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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bekommt den Vers, von dem wir wussten, dass er gebraucht wurde, um das Attentat auf Wellington einzuleiten. Und plötzlich hat das Attentat tatsächlich stattgefunden.«
    »Nein«, erklärte Drake sofort, »das ist unmöglich.«
    »Was meinst du, Harry?«, fragte Kate und beugte sich über ihn.
    Es kam ihm unfassbar vor. Thirsk war ruhig, effizient, humorlos und gründlich. Harry wusste, dass der Mann die Verbindung der Regierung zu mehr als einer Schattenorganisation war. Während der Zeit, in der er für Scovell gearbeitet hatte, hatte Harry Thirsk häufig Bericht erstattet. Dieser konservative Mann hatte immer sachlich und analytisch gedacht und reagiert. Er sollte ein Löwe sein? Harry konnte sich das nicht vorstellen.
    »Findet heraus, wem er die Flasche gegeben hat«, schlug er vor.
    »Wir könnten ihn auch bitten, uns die Flasche zurückzugeben«, überlegte Chuffy laut. »Und mal sehen, was passiert.«
    Die Diskussion wurde gezwungenermaßen beendet, denn Finney machte die Tür auf und geleitete Bea und einen überraschend jungen Mann mit breiten Schultern, großen Händen und einer forschen Art herein. Harry sah sein Gesicht nur kurz, denn dann verschwand der Mann hinter seinem Rücken.
    »Ein ganz schön großes Publikum haben Sie da, Durchlaucht.«
    »Mike!« Kate begrüßte ihn, als wären sie alte Freunde. »Ich bin froh, dass Sie Zeit hatten. Mein Ehemann ist losgegangen und hat sich wie ein Spanferkel aufspießen lassen.«
    »Nicht noch ein Mitglied deiner Verehrertruppe«, brummte Harry.
    »Grundgütiger, nein«, erwiderte der Doktor und lachte dröhnend, »ich helfe im Waisenhaus aus.«
    Harry versuchte, hinter sich zu blicken. »Im Waisenhaus?«
    Er sah, dass Kate grinste. »Nur etwas, womit Bea und ich uns beschäftigen, solange die Tulpen Winterschlaf halten. Dr. Michael O’Roarke darf ich Ihnen Major Sir Harry Lidge vorstellen?«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Major. Gardist?«
    » 95. Schützenregiment. «
    »Ach, eine echte Einheit, wie man an der Landkarte, die Sie auf dem Körper tragen, gut erkennen kann. Es würde mich nicht überraschen, wenn Sie nicht schon das eine oder andere Mal durch mein Lazarettzelt gekommen sind. Halten Sie seine Hand, Kate. Sie machen mich nervös.«
    »Schneiden Sie mir nur nichts ab«, warnte Harry ihn.
    Der Doktor lachte. Harry tat sein Bestes, um nicht zusammenzuzucken, aber so vorsichtig der Arzt auch war, war er doch auch beherzt. Kate kam und ergriff Harrys Hand. Er wünschte, sie hätte das nicht getan. Ihre Hand war kalt und feucht, und er fühlte sich schuldig. Sie hatte Angst. Seine Kate hatte für seinen Geschmack viel zu oft Angst. Sie beobachtete ihn, also zwinkerte er ihr zu.
    »Ich habe gute Neuigkeiten und schlechte Neuigkeiten, Major«, sagte der Arzt und richtete sich auf. »Die lebenswichtigen Organe sind unversehrt geblieben, aber Sie haben viel Blut verloren. Ich muss die Wunde ein bisschen öffnen und sie ausbrennen.«
    Kate wurde blass. Harry hielt ihre Hand ein bisschen fester.
    »Müssen Sie das wirklich tun?«, fragte sie und klang unsicherer, als Harry sie je erlebt hatte.
    Harry hörte die Antwort nicht. Angesichts der Tatsache, dass Kate noch bleicher wurde, musste er das auch nicht. Er drückte ihre Hand noch einmal fest. »Raus mit dir«, sagte er. »Mudge wird dem Doktor helfen. Du setzt dich mit Bea ins Zimmer nebenan.«
    Sie nahm sich zusammen. »Nein. Ich werde nicht gehen.«
    »Doch«, erwiderte Harry und hielt ihre Hand, »das wirst du. Ich habe das schon mal durchgemacht. Du nicht. Ich würde dich lieber nicht vom Boden aufheben müssen.«
    Ihr Lachen klang düster und voller Albträume. »Ich habe es dir schon einmal gesagt, Harry. Ich bin es leid, dass alle mich in der Gegend herumschubsen. Ich werde bleiben.«
    »Nein«, widersprach Chuffy und packte ihre Hand, »ein Mann mag es nicht, wenn seine geliebte Frau ihn jammern hört. Und Lidge wird quieken wie eine Hofsau.«
    »Eine Sau?«, wiederholte Harry und blickte ihn finster an. »Könnte ich nicht wenigstens etwas Schickeres sein?«
    »Wie bitte? Etwas Dickeres? Du bist überhaupt nicht dick, Harry, sondern sogar ziemlich ansehnlich.«
    Harry stöhnte. Kate versuchte, sich aus Chuffys Griff zu lösen. Wie ein Kind lächelnd, führte Chuffy sie und Bea durch die Tür, bevor Drake sie hinter ihnen abschloss.
    »Ich wünschte, er wäre am Mont-Saint-Jean dabei gewesen«, überlegte O’Roarke laut. »Denken Sie nur an die Offiziere, die ich hätte vertreiben lassen

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