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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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leisen Sohlen an ihr vorbeizuschleichen. Wie jede andere Angestellte in der grauen Uniform mit dem schlichten Kragen aus Spitze fiel sie nicht weiter auf, als sie durch den Flur ging. Ihr hellblondes Haar schien im schummrigen Licht zu leuchten, und ihre üppige Figur stellte die Nähte ihrer ausgeborgten Uniform auf eine harte Probe. In den Händen hielt sie den Generalschlüssel. Sie hatte Schuhe mit Kreppsohlen an, und sie kannte den Weg. Die vierte Tür auf der rechten Seite des Korridors war ihr Ziel.
    Erst als sie die praktischerweise geölte Tür geöffnet und sich neben das niedrige Bett mit der leuchtend gelben Decke gekniet hatte, verursachte sie ein kleines Geräusch. Sie nahm sich einen Moment, um die wohlgeformte blonde Frau, die unter der Decke lag, abschätzend zu betrachten und nickte. Sie ähnelten sich tatsächlich. Behutsam legte sie die Hand auf Lady Riordans Mund.
    »Schsch«, flüsterte sie. »Sie müssen leise sein. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
    Die Patientin schreckte auf. Die Augen waren in dem dunklen Raum weit aufgerissen.
    »Es ist schon gut«, sagte die Dame in Grau beruhigend. »Mein Name ist Schroeder. Ich kann Ihnen helfen zu entkommen.«
    Als Schroeder ihre Hand wegzog, keuchte die Frau kurz auf. »Mein Ehemann?«, fragte sie leise.
    Schroeder schüttelte den Kopf. »Lady Kate. Sie hat mit einigen Leuten gesprochen, die die Löwen aufhalten wollen.«
    Lady Riordan zögerte. »Sie sind Schottin.«
    »Mein Akzent verrät mich.«
    Lady Riordan wich zurück. »Ich werde meinen Ehemann nicht verraten.«
    »Darum werden wir Sie auch nicht bitten. Aber wissen Sie noch von anderen Frauen?«
    Sie nickte ängstlich. »Sie haben Lady Sanbourne ebenfalls hier eingesperrt.«
    »Das wissen wir. Sind Sie bereit, von hier zu verschwinden?«
    Die hübsche junge Dame sah sich unsicher um. »Wie wollen Sie mich hier rausschaffen, ohne dass wir gesehen werden?«
    »Ich werde nichts tun«, erwiderte Schroeder und stand auf. »Sie werden ganz allein verschwinden.«
    »Und wie?«, fragte sie und stieg aus dem Bett.
    Lächelnd begann Schroeder, ihre Uniform aufzuknöpfen.
    »Indem Sie durch die Tür marschieren.«

Kapitel 21
    Die Durchsuchung von Kates Bibliothek dauerte drei Tage. Zum einen hatte Kate ein Übermaß an Büchern, die ihr zur Verfügung standen, da Bücher seit Langem ihr einziger Trost waren. Und zum anderen hatte sie von dem Moment an, als Mike O’Roarke zu ihr kam, um mit ihr über Harry zu sprechen, keine zwei Stunden ungestörter Zeit mehr.
    »Ihr Ehemann ist hart im Nehmen«, sagte Mike. »Er hat schon vieles überlebt.«
    Kate reichte ihm ein Glas mit Madeira und nahm ihm gegenüber Platz. Sie tat ihr Bestes, um nach außen hin ruhig zu wirken – auch wenn sie hätte schwören können, dass sie, seit sie Harrys Zimmer verlassen musste, nicht mehr geatmet hatte. »Wird er die Verwundung überstehen?«
    Nachdenklich nahm Mike einen Schluck. »Es gibt zwei Probleme: der Blutverlust und das Fieber. Wenn er diese beiden Schwierigkeiten überwindet, sollte er es geschafft haben. Wir hätten es bemerkt, wenn seine Lunge beschädigt worden wäre. Die Verletzung einer Niere zu erkennen, das dauert allerdings etwas länger.«
    Kate verstand nun, warum Mudge den Nachttopf benützt hatte. »Sie sind ein echter Sonnenschein, Mike.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wollen Sie, dass ich lüge?«
    »Ich will, dass Sie mir sagen, was wir tun können.«
    Das tat er. Und in den folgenden drei Tagen machte Kate das, was er ihr empfohlen hatte. Als Harrys Fieber anstieg, gab sie ihm Weidenrindentee und machte ihm Wickel mit Gerstenwasser. Als das Fieber trotzdem nicht sank, badete sie ihn in kaltem Wasser. Als er anfing zu fantasieren und aufzustehen versuchte, um zu seinen Männern zu gelangen, redeten sie und Mudge beschwichtigend auf ihn ein, bis er sich wieder beruhigte. Und als es ihm trotzdem gelang, an ihnen vorbeizukommen, er stürzte und die Wunde wieder aufriss, half sie Mike dabei, sie wieder zuzunähen.
    Bea kam ins Zimmer, um Kate zu bitten, endlich ein bisschen zu schlafen. Drake wollte, dass sie weiter nach dem Gedicht suchte. Der Koch flehte sie an, die stärkenden Suppen und das köstliche Gebäck zu essen, die er ihr aufs Zimmer bringen ließ. Und Harry befahl ihr, ihn in Ruhe zu lassen.
    Sie wünschte, sie hätte das gekonnt. Doch so seltsam es auch klingen mochte: Die Wunde schien sie an ihn zu ketten. Sie versuchte, durch den Garten zu spazieren, aber schon kurze Zeit später

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