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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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war sie wieder oben, wrang einen Lappen aus und tupfte den Schweiß von Harrys Körper. Sie drängte ihn, etwas zu essen, und vergaß dabei ganz, selbst etwas zu sich zu nehmen. Sie beobachtete, wie seine Augen hinter den geschlossenen Lidern hin und her zuckten, während er in seinen Träumen noch einmal Schlachten durchlebte und gefallene Kameraden zurückholte. Und sie hielt seine Hand, während er sich durch die Nacht kämpfte. Als er am dritten Tag mit einem etwas klareren Blick aufwachte, stritt sie sich mit ihm, um ihm das verschmitzte Funkeln in den Augen zu entlocken, das zeigte, dass es ihm besser ging.
    »Was meinst du damit, dass du Ars Amatoria gelesen hast?«, wollte er wissen und aß vorsichtig etwas von der Suppe des Kochs. »Wer, zum Teufel, hat dir erlaubt, Ovid zu lesen?«
    Sie schnaubte und straffte die Schultern. »Sei nicht albern, Harry. Ich denke, Ovid sollte für jedes Mädchen Pflichtlektüre sein. Er enthüllt nicht nur sämtliche Geheimnisse der Männer, wie sie eine Frau verführen, sondern er bringt ihr auch bei, ihr eigenes Leben zu genießen. ›Habt Spaß, solange es erlaubt ist und solange ihr im besten Alter seid.‹ Klingt für mich nach einem guten Ratschlag.«
    Harry blickte mürrisch drein, doch endlich entdeckte Kate in seinen Augen ein belustigtes Funkeln. »Und für mich klingt es nach Ärger«, sagte er. »Männer haben in dieser Welt sowieso nur wenige Vorteile. Wir brauchen Ovid nicht, der für noch mehr Chancengleichheit sorgt.«
    Einen Moment lang hätte Kate ihn fast verflucht. Wenige Vorteile? War er verrückt? Männer hatten so ziemlich alle Vorteile. Gerade noch rechtzeitig bemerkte sie, dass er sie nur aufziehen wollte. »Arme Männer«, spöttelte sie. »Sie haben nichts – außer dem Gesetz, Besitz, Stärke und Waffen. Frauen dagegen haben Intelligenz, List und Brüste.« Lächelnd blickte sie an sich hinab. »Aus irgendeinem Grund haben Brüste unangemessen viel Bedeutung für das Gleichgewicht.«
    Harry schloss stöhnend die Augen. »Das ist nicht gerecht«, protestierte er. »Nicht wenn ich so geschwächt bin.«
    Geschwächt , dachte sie und hätte beinahe laut aufgelacht. Wie konnte ein geschwächter Mann so unwiderstehlich sein? Sogar blass und stoppelig strahlte er Kraft und Stärke aus. Die Muskeln an seinen nackten Armen bewegten sich, sein Bauch war flach, und auf seiner muskulösen Brust lockten sich goldene Härchen. Der Verband lenkte nicht von seiner Kraft ab. Und auch die Narben änderten nichts an seiner Schönheit.
    Es war ungerecht. Sie versuchte mit aller Macht, sich zu schützen. Und dennoch sehnte ihr Körper sich nach seinem. Als sie durchs Zimmer ging, als würde ihr sein nackter Oberkörper nicht auffallen, schlug ihr Herz schneller, und ihre Blicke wanderten wie von selbst zu ihm. Sie wollte ihre Finger in seinem zerzausten Haar vergraben, ihre Beine um seine schlingen und ihren Kopf an seine Brust legen. Sie wollte … sie wollte mehr, und sie wusste nicht, wie sie ihn darum bitten sollte. Sie, die berüchtigte Lady Kate, wusste nicht, wie sie ihren Ehemann darum bitten sollte, mit ihr zu schlafen. Ovid würde ihr vorschlagen, alle Waffen der Frau zu nutzen – ihr Aussehen, ihre Stimme und schüchternes Flirten.
    »Auf der anderen Seite«, fuhr sie schnell fort, während sie Harrys Kommode richtete, »widmet Ovid den Männern zwei Kapitel, um ihnen alles zu erklären, und den Frauen nur eines. Will er den Männern doch einen Vorteil verschaffen, oder glaubt er, dass wir Frauen nicht so viele Anweisungen brauchen wie die Männer?«
    Harry lachte leise. »Ich bin mir sicher, dass wir beide zu dem Thema unsere eigene Meinung haben. Wie bist du überhaupt auf Ovid gekommen? Meine letzten amourösen Heldentaten können nicht der Grund dafür gewesen sein.«
    »Ich habe die Bibliothek nach dem Gedicht abgesucht, aus dem die Verse stammen.«
    »Und du hast nichts gefunden?«
    »Noch nicht. Ich habe noch einen Bereich zu durchsuchen, wenn du mit dem Essen fertig bist. Finney und Mudge sammeln die Bücher gerade für mich zusammen. Schon wieder. Die Bediensteten haben sehr schwer gearbeitet.«
    »Deine Bibliothek ist ja auch recht umfangreich«, gab er zu und warf ihr einen verschmitzten Blick zu. »Für eine Frau.«
    Sie warf ein Handtuch nach ihm. Er fing es in der Luft und stöhnte vor Schmerz auf.
    »Ich glaube nicht, dass ich mich dafür entschuldigen werde«, sagte sie, obwohl ihr bewusst war, dass er die Sorge in ihren Augen erkennen

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