Gefaehrliche Versuchung
Code.«
»Geheimnisvoll«, sagte Bea.
»Genau. Wer sonst könnte es wiedererkennen außer einer Hilliard, die so gelangweilt war, dass sie jedes Buch in der Bibliothek gelesen hat? Und es gab nicht so viele Hilliards, auf die die Beschreibung passt.«
»Stadtschreier?«
»Nun, wir müssen die Neuigkeiten ganz sicher den anderen mitteilen. Diccan muss bei sich zu Hause nach einer Ausgabe suchen. Ich kann es ihm auch persönlich sagen. Harry wird mich nicht vermissen.«
Kate hatte offenbar etwas preisgegeben. Bea zog eine Augenbraue hoch. »Zerwürfnis?«
Kate blinzelte. »Mit wem? Harry? Gott, nein. Wir sind glückselig.«
Bea schnaubte wie ein Pferd. Kate stand auf und legte Lieder der Unschuld zurück. War das nicht typisch? Sie würde in nächster Zeit nicht nach Eastcourt zurückkehren, aber sie würde wahrscheinlich in Moorhaven enden – dem letzten Ort auf Erden, an dem sie sein wollte.
In dem Moment wurde es ihr bewusst. Wenn sie recht hatte, wenn es des Rätsels Lösung war, die Antwort auf ihre Fragen, dann war die Suche vorbei. Der Vers, den sie so lange gesucht hatte, wäre gefunden. Und das bedeutete, dass die Löwen keinen Grund mehr hätten, sie zu töten. Sie wäre in Sicherheit. Und Harry wäre frei, um zu gehen.
Sie konnte sich nicht rühren, war wie gelähmt. Gequält schloss sie die Augen und presste eine Hand auf ihr Herz, als könnte sie so den Schmerz lindern, der sie durchzuckte. Er konnte nicht gehen. Noch nicht. Sie hatte ihn gerade erst gefunden. Sie liebte ihn. Sie brauchte ihn.
Es änderte nichts. Er musste gehen, und sie hatte nicht das Recht, ihn aufzuhalten. Es wäre ungerecht. Sie konnte ihm das einfach nicht antun.
Aber plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob sie es überleben würde.
»Kate?« Beas Stimme klang leise und besorgt.
Kate schüttelte den Kopf und schlug die Augen auf. Bea brauchte ein Lächeln, also schenkte sie ihr eines. »Ich bedanke mich nur«, sagte sie. »Ich glaube, wir haben das Haus endlich wieder für uns allein.«
Ihr Haus, das mit einem Mal leer wirken würde. Oh, warum hatte sie darauf bestanden, mit Harry zu schlafen? Es machte alles nur noch schlimmer.
Mit einem ungeduldigen Kopfschütteln ging sie zu ihrem Schreibtisch. Sie hatte gerade eine Nachricht an Drake adressiert, als die Eingangstür zugeworfen wurde und sie laute Stimmen hörte, die verdächtig nach Braxton und Chuffy klangen.
»Helft mir, euren Herrn zu tragen!«, brüllte Kit.
Kate sprang auf und rannte zur Tür. »Hol’s der Teufel«, stieß sie hervor und wünschte sich, sie würde nicht so ängstlich klingen. »Was ist denn los?«
Kapitel 22
Als sie mit jemandem über ihre Entdeckung sprechen konnte, waren zwei Stunden vergangen, und Mike O’Roarke war wieder in Harrys Schlafzimmer.
»Was soll das heißen, dass er vom Pferd gefallen ist?«, wollte Kate von Kit wissen. »Harry reitet doch besser als Grace.«
Es war Harry, der ihr antwortete. Seine Stimme klang schwach, während Mike seinen Oberkörper abklopfte. »Es ist nichts. Irgendetwas hat Beau erschreckt.«
Kit schnaubte. »Das Pferd ist durchgedreht, mitten im Hyde Park. Es hat Harry gegen einen Baum geschleudert.«
Kate rieb sich über die Stirn. So wie Harry ausgesehen hatte, als man ihn die Treppe hinauftrug, würde er die nächsten Tage wahrscheinlich an sein Bett gefesselt sein. Und das hieß, dass sie es nicht wagte, ihm von ihrer Entdeckung zu erzählen. Wenn sich herausstellte, dass die letzte Kopie, die von Grab der Tugend noch existierte, die Ausgabe war, die im Priesterloch lag, war sie die Einzige, die wusste, wie man sie finden konnte. Und Harry würde, ohne zu zögern, wieder auf das verdammte Pferd steigen und höchstpersönlich nach Hampshire reiten, ehe er zuließ, dass sie selbst dorthin fuhr.
Die bloße Vorstellung machte ihr Angst.
Eine Stunde später bestätigte Mike ihre Schlussfolgerung. »Außer all meine gute Arbeit zunichtezumachen, hat er sich noch mindestens zwei Rippen gebrochen. Und er hat eine Gehirnerschütterung. Für mindestens eine Woche wird er nirgendwohin gehen.«
Kates einzige Möglichkeit bestand darin, nach Drake zu schicken, der viel zu schnell kam.
»Erkläre es mir«, sagte er, als sie den chinesischen Salon betrat und ihn dort ungeduldig auf und ab gehen sah.
»Was?«, fragte sie. »Harrys andauerndes Pech oder meine Erleuchtung?«
»Die Sache mit Harry habe ich bereits gehört. Jemand hat eine dicke Nadel unter seinem Sattel versteckt. Wahrscheinlich
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