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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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sagte sie und blickte auf seine große raue Hand, die ihre so liebevoll und zärtlich hielt. »Drake glaubt, dass er das Gedicht gefunden hat. Er wird uns so bald wie möglich informieren. Du weißt, was das bedeutet.«
    Sie sah auf, aber er antwortete nicht. Seine Augen schienen schwarz zu sein, sein Blick wirkte unsicher. Das war ungewöhnlich für Harry.
    Sie holte tief Luft, um sich zu sammeln. »Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst, dich auf den Weg zu machen. Sobald Drake den endgültigen Beweis hat, müssen wir beide uns zusammensetzen und besprechen, wie es mit uns weitergeht.«
    »Was willst du …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt. Wir sind beide erschöpft. Ich möchte allerdings, dass du weißt, dass du mich in der vergangenen Nacht befreit hast. Das Mindeste, was ich tun kann, ist, dir ebenfalls deine Freiheit zu schenken.« Sie entzog ihm ihre Hand, beugte sich über ihn und gab ihm einen Gutenachtkuss.
    »Kate …«
    Doch sie konnte es nicht ertragen, sich noch einmal umzudrehen. Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah.
    Harry starrte Kate hinterher, als sie aus dem Zimmer ging. Er versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Hatte sie es ihm wirklich freigestellt zu gehen?
    Unfähig, den Blick von der Verbindungstür abzuwenden, dachte er über die vergangenen Tage nach. Er erinnerte sich an die wundervollen Stunden, in denen er Kate die Geheimnisse ihres eigenen Körpers gezeigt hatte, und sein eigener geschundener Körper verzehrte sich nach ihr. Er wollte sie noch einmal. Er wollte sie unaufhörlich. Er wollte ihr helfen, sich an die Freude der körperlichen Liebe zu erinnern.
    Aber er dachte nicht nur über die körperliche Liebe nach. Wenn er blieb, würde er fortan in seinem eigenen Gefängnis leben. Er würde sich an Kate, an Bea und die Familie, an Eastcourt und an England binden, bis er vergaß, wie man träumte.
    Allein bei dem Gedanken zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Er spürte, wie die Last seiner Zukunft ihn herunterzog und die Verantwortlichkeiten sich wie schwere Felsbrocken auf seine Brust legten. Jahrelang hatte er diese Steine mit sich herumgeschleppt – die Verantwortung für die Männer, die er angeführt hatte, für die Feinde, die er getötet hatte, für die Lügen, die er erzählt hatte, und für die Briefe, die er trauernden Eltern geschickt hatte. Er war es so leid, die Lasten anderer zu tragen.
    Doch bei Kate würde es noch schlimmer werden. Ihm fiel Lady Beas Analogie zu Kate ein. »Feinstes Porzellan.« Eine starke Frau mit überraschender Verletzbarkeit. Eine Frau, die an der Schwelle stand, Neues zu entdecken. Wollte er diese Verantwortung tragen? Wollte er mit ihr Schritt für Schritt die Gewalt und die Vernachlässigung hinter sich lassen, die sie geprägt hatten? Wollte er die unvermeidlichen Schmerzen abfedern und sie vor Enttäuschungen schützen?
    Ihre Last zu tragen, das wäre nicht nur einfach eine Pflicht, sondern ein Bedürfnis. Ein Wunsch. Sie war bereits in sein Herz gedrungen. Wenn er zuließ, dass sie sich an ihn band, würde er sie nie mehr ignorieren, vergessen oder weglegen können wie ein nicht zu Ende gelesenes Buch. Er wäre nie mehr unabhängig.
    Aber musste es so kommen? Würde er wirklich ein Gefangener sein? Könnte er seine Bestimmung und Freiheit nicht auch an ihrer Seite finden? Er konnte nicht ignorieren, dass Eastcourt etwas Besonderes war. Als er sich die Bücher des Anwesens angesehen hatte, hatte er beinahe die Kraft gespürt, die den Ort durchdrang. Kate hatte Eastcourt nicht nur zurückbekommen. Sie hatte das Anwesen und die Leute, die dort lebten, wieder zum Leben erweckt. Sicherlich gab es einen Weg, dass auch er sich auf Eastcourt Hall einen Namen machte.
    Konstruktionen. Anbauten. Staubige Straßen. Vor seinem geistigen Auge sah er angrenzende Gewächshäuser – offen, luftig und unempfindlich gegen Wind und Wetter. Er konnte noch etwas wahrnehmen: Stille, Frieden.
    Kate.
    Sie würde der Stille ganz sicher ein Ende bereiten. Seinen Frieden hatte sie bereits zunichtegemacht. Doch was wäre, wenn er sie bitten würde, mit ihm zusammen diese einsamen Straßen entlangzugehen?
    Warum war ihm der Gedanke noch nicht früher gekommen? Ob sie mit nach Indien käme? Oder nach Griechenland oder Ceylon? Oder vielleicht eines Tages nach Japan, wo die Häuser, wie er gehört hatte, aus Papier bestanden? Würde sie das Zuhause, das sie sich so hart erkämpft hatte, aufgeben, um mit ihm umherzuziehen? Er wusste, dass

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