Gefaehrliche Versuchung
ist es im Park passiert. Was ist mit dem Vers?«
Doch Kate war von der Vorstellung abgelenkt, dass jemand Harrys Sattel manipuliert hatte. »Warum er?«, wollte sie wissen und ging bereits Richtung Tür. »Ich bin diejenige, hinter der sie her sind!«
Drake konnte sie gerade noch aufhalten und führte sie zurück zur Couch. »Und Harry beschützt dich. Entzweien und besiegen war schon zu Zeiten der Römer bekannt. Also bitte, erzähle mir jetzt von dem Vers.«
Noch immer verwirrt, nahm sie Platz. Was für eine gute Entscheidung, dass ich mir vorgenommen habe, Abstand zu Harry zu halten , dachte sie missmutig. Ansonsten würde die unaufhörliche Gefahr für Harry sie verrückt machen. Sie würde sich nur noch damit beschäftigen, hätte Panik, und ihr Herz würde ununterbrochen rasen.
»Kate?«
Erschrocken sah sie auf und ertappte sich dabei, wie sie die Hand auf ihr hämmerndes Herz presste. »Oh. Ja.« Schnell erzählte sie ihm von Grab der Tugend. Mit ungerührter Miene und den Blick auf den Kamin gerichtet, hörte Drake ihr zu, bis sie irgendwann fertig war.
»Du bist dir sicher, dass du den Vers aus dem Buch kennst?«
Sie nickte. »Ich kann nicht glauben, dass ich ihn nicht sofort wiedererkannt habe. Der Vers stand abgeändert auf der Flasche. Dort heißt es: ›Ist die erste Frucht nicht die süßeste, meine Liebe?‹ Im Gedicht steht: ›Ist nicht die Frucht süß, meine erste Liebe?‹ Ich dachte, es wäre ein Versehen, aber auch der zweite Vers ist abgeändert. Statt ›Nicht alles von mir wird sterben‹ müsste es eigentlich heißen: ›Kein Stück von mir soll sterben.‹ Ich kann mich nicht an die Quelle erinnern.« Sie lächelte. »Nur die anzüglicheren Couplets sind mir im Gedächtnis geblieben. Das Zitat von der Flasche ist übrigens aus einem meiner Lieblingscouplets. ›Ist die erste Frucht nicht die süßeste, meine Liebe, wenn ich sie eigenhändig pflücke.‹«
»Und du glaubst, dass dein Onkel, der Bischof, das Gedicht als Quelle für die Hinweise benutzt hat.«
Kate zuckte mit den Schultern. »Sonst wäre es ein unglaublicher Zufall. Das Buch befand sich in dem Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hat, und ich bezweifle, dass viele andere Menschen darüber Bescheid wussten.«
Drake seufzte. »Ich werde Diccan sagen, dass er danach suchen soll. In den Kisten deines Onkels hast du das Buch anscheinend nicht gefunden, stimmt’s?«
Kate schüttelte den Kopf. »Glaube mir, ich hätte mich daran erinnert.«
»Ich nehme nicht an, dass es noch in Moorhaven sein könnte. Wenn Diccan es bei den Sachen seines Vaters nicht findet …«
»Solange Glynis das Priesterloch nicht umgestaltet hat, würde ich sagen, dass die Chancen gut stehen.« Kate tat ihr Bestes, um ungerührt zu wirken. »Ich darf übrigens doch am Verlobungswochenende meiner Nichte auf Moorhaven Castle teilnehmen. Glynis wird vor Freude außer sich sein.«
Drake ergriff ihre Hand. »Wir werden alles tun, um dich zu schützen, Kate.«
Mit einem Lächeln sah sie ihn an. Er konnte sie nicht vor ihren eigenen Albträumen beschützen. »Keine Sorge. Ich werde es überstehen. Haltet nur Harry aus der Sache heraus. Er ist dem Ganzen im Augenblick nicht gewachsen.«
Drake drückte ihre Hand. »Wir werden unser Bestes tun.« Er war gerade aufgestanden, um zu gehen, als er sich mit einem Lächeln ihr zuwandte. »Eine gute Neuigkeit gibt es allerdings: Lady Riordan ist in Sicherheit.«
Abrupt blickte Kate hoch. »Wo ist sie?«
Er schüttelte den Kopf. »In Sicherheit. Sie dankt dir von ganzem Herzen. Und wir auch.«
»Wie habt ihr sie aus der Anstalt herausgeholt, ohne dass es jemand mitbekommen hat?«
Er wirkte nicht mehr ganz so froh. »Jemand anders hat ihren Platz eingenommen.«
Kate spürte, wie ihr Herz sank. Sie hatte die fürchterliche Ahnung, dass sie wusste, wer das getan hatte. Lady Riordan war vollbusig und blond. »Dann müssen wir das Buch möglichst schnell finden. Waren noch andere Ehefrauen dort? Die Frauen, die angeblich tot sind?«
Einen Moment lang starrte er vor sich hin. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war leer. »Es war noch eine Frau dort. Alles war rechtens. Der Verwalter meint, die Tudor-Rose, die sie verwenden würden, stamme von der Familie, der das Haus ursprünglich gehört habe. Sie habe keine tiefere Bedeutung.«
»Das glaubst du doch wohl nicht?«
»Nein. Aber es sind einflussreiche Personen an der Anstalt beteiligt. Wir müssen vorsichtig sein.«
Kates Lachen klang hohl. »Wie nett, dass
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