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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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finden?«
    »Du wirst mir natürlich sagen, wo es ist.«
    »Es ist an der Rückwand zum rosa Salon. Du musst gegen ein Stück des Bücherregals drücken.«
    »Welches Stück? Und welche Wand ist die Rückwand des rosa Salons?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich hatte noch nie einen guten Orientierungssinn – vor allem nicht an Orten, an denen ich nicht sein wollte. Ich hoffe, Glynis hat nichts umdekoriert, seit ich zuletzt dort war.«
    »Und du wolltest suchen, bis jemand dich erwischt?«
    »Zumindest habe ich einen Grund, zu ungewöhnlichen Uhrzeiten im Schloss herumzuschleichen. Ich habe dort gelebt. Ich kann nostalgisch werden.«
    Schließlich griff Kate auf Lügen und Laudanum zurück. Im Phaeton fuhr sie mit Bea los – angeblich wollte sie nach Öfen für das Waisenhaus suchen. Was Harry nicht ahnte, war, dass George einen Block entfernt wartete, um ihnen zu helfen, in die Reisekutsche umzusteigen. Dank des Laudanums, das Finney in Harrys Tee geben sollte, hoffte Kate, dass Harry sich erst am späten Nachmittag fragen würde, wo sie blieb. Zu dem Zeitpunkt wäre sie schon auf dem Weg nach Moorhaven. Sie hatte sogar eine Nachricht hinterlassen.

    Harry,
    Du weißt, dass Du keine weiteren Verletzungen riskieren solltest. Der schlimmste Schaden, den ich erleiden könnte, wäre verletzter Stolz – und mein Stolz hat schon weitaus Schlimmeres überstanden als Glynis. George, Thrasher und Bea werden mich begleiten, und Drake folgt uns, um ganz in der Nähe zu sein. Ich werde in spätestens drei Tagen wieder zurückkommen. Bitte. Ruh Dich aus.
    PS: Entlasse Finney nicht. Es war meine Idee.

Kapitel 23
    Zur Teezeit am nächsten Nachmittag bogen Kate und Bea in der Kutsche durch das Tor von Moorhaven. Das Schloss ragte nüchtern und eckig aus der hügeligen Kalklandschaft nahe Old Winchester Hill empor. Kate hatte sich immer gefragt, warum die Hilliards das Schloss so benannt hatten, denn im Umkreis von hundert Meilen gab es kein Moor. Das Gebäude wirkte allerdings so, als würde es in ein Moor aus einem von Mrs. Radcliffes Schauerromanen passen – grau, klobig, unansehnlich. Die Hilliards waren immer weniger daran interessiert gewesen, den Neid der Nachbarn zu schüren, als vielmehr ihre Angst.
    Das Innere des Anwesens sah ganz anders aus. Die Familie neigte dazu, sehr viel Geld für den Inneneinrichter auszugeben, der gerade en vogue war. Der letzte Versuch, an den Kate sich erinnerte, war Robert Adam gewesen, der mit seinen neoklassizistischen Verzierungen und Medaillons aus jedem schlichten quadratischen Zimmer das reinste Schmuckkästchen zauberte. Sie glaubte kaum, dass Glynis dem Meister des achtzehnten Jahrhunderts treu geblieben war. Und das hieß, dass es noch schwieriger werden würde, das Priesterloch zu finden. Sie hatte Harry nicht angelogen, sie hatte tatsächlich einen fürchterlichen Orientierungssinn. Allerdings konnte sie sich an ein Dekor erinnern, und die Wand der Bibliothek war gleichzeitig die hintere Wand des rosa Salons gewesen.
    Kate nahm ihr Handtäschchen und den Muff. Wenn es sonst nichts brachte, so würde diese kleine Farce zumindest zeigen, wie es um ihre Ehe stand. Entweder würde Harry zu Hause warten, bis sie mit dem Buch zurückkehrte, oder er würde schon auf dem Schiff nach Ceylon sein.
    »Fahr durch bis zum Stall«, wies Kate George durch das Fensterchen hindurch an, als sie die Auffahrt erreichten. »Ich glaube, ich sollte einen großen Auftritt haben.«
    Kate spürte den alten Schmerz und den Kummer um sich herum aufsteigen wie stinkenden Rauch, als sie sich das finstere Antlitz ihres alten Zuhauses ansah. Fast rechnete sie damit, dass ihr Vater aus der großen Eichentür trat, das weiße Haar im Sonnenlicht glänzend, die braunen Augen voller Trauer.
    »Du wirst mich nie alleinlassen, oder, Bea?«, fragte Kate, den Blick auf den Ort von so viel Traurigkeit gerichtet.
    Sie hatte sich Trost gewünscht, keine Ehrlichkeit. Aber Bea war ehrlich. »Unvermeidbar.«
    Kate drehte sich zu ihr um. »Nicht du auch noch.«
    Bea hob ihre blasse Hand, um Kates Wange zu streicheln. »Liebe Harry.«
    Eine Sekunde lang konnte Kate nichts sagen. Sie konnte nur nicken. Tränen sammelten sich in ihren Augen. »Gut, doch wird er mich auch lieben?«
    Bevor Bea etwas erwidern konnte, öffnete George die Tür und klappte das Treppchen aus. Kate raffte ihr Kleid und kletterte aus der Kutsche. »Im Damensalon, denke ich. Um diese Uhrzeit haben sich die Gäste

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