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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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mehr weiteten. »Ich kenne dich zu gut. Warum sollte ich dir die Gefangenschaft nicht etwas angenehmer gestalten? Wir könnten nachts schöne Dinge anstellen.«
    Wenn überhaupt, so wurde ihre Haut noch blasser. »Ich hoffe, du glaubst nicht, dass du mir damit ein Kompliment machst.«
    »Ich mache dir ein Angebot. Denkst du nicht, dass ich wie jeder andere auch das Recht habe, endlich zu bekommen, was mir versprochen wurde?«
    »Ach, ich verstehe«, erwiderte sie und wandte den Blick ab. »Hier geht es um deine Rechte.«
    »Warum nicht?«
    Sie blinzelte. »Männer haben Rechte, stimmt’s? Rechte, was ihr Haus angeht, ihr Pferd, ihr Land, ihre Frau, ihre Kinder. Das Recht, zu besitzen, zu beherrschen, zu bestrafen.« Wie ein Blitzschlag traf ihr Blick den seinen, und er konnte ihre Verachtung beinahe schmecken. »Tja, Harry, eine Frau hat nur ein Recht – und das ist das Recht, ab und zu Nein zu sagen … Nein, Harry.«
    Und damit drehte sie den Kopf zur Seite und lag wie versteinert da.
    Als hätte sie ein Licht gelöscht, nahm Harry mit einem Mal die Dunkelheit wieder wahr und spürte die Kälte der Nacht. Er hörte in der Ferne einen Hund bellen und irgendwo im Haus eine Tür knallen. Er roch das Gras, auf das sie gefallen waren. Unter ihm war Kate starr und still und hatte den Blick wieder ins Nichts gerichtet.
    Schuldgefühle erfassten ihn. Er hatte das leichte Zittern in ihrer Stimme gehört und wusste, dass es keine Rolle spielte, was sie ihm angetan oder ihm seiner Meinung nach gestohlen hatte. Sie verdiente diese Geringschätzung nicht. Keine Frau verdiente das.
    Harry schloss kurz die Augen, erhob sich und kniete sich neben sie. Sie lag ausgestreckt im Gras. Ihr Rock hatte sich um ihre Beine gewickelt, und ihr Mantel lag halb über ihrem Kleid. Er nahm sich einen Moment, bedeckte ihre Beine und richtete ihren Umhang. Er wollte gerade aufstehen, als ihr Umhang verrutschte und den Blick auf einen Riss in ihrem Kleid freigab, durch den man ihre Brust sehen konnte. Harry erstarrte. Es war nicht der Anblick ihrer Brust, der ihn so schockierte. Es war der Anblick von etwas, das darüber prangte, rund wie eine Münze, fast zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, direkt über der Brustwarze.
    »Ist das eine Tätowierung ? «, fragte er und war sich nicht sicher, ob er überrascht oder doch eher wütend darüber war, dass sie ihre wunderschönen Brüste verunstaltet hatte. Makellos, üppig, fest, milchweiß. Unwiderruflich gezeichnet.
    Aber ihm blieb nur ein Moment, um zu reagieren, denn seine Worte lösten die seltsamste Reaktion dieser Nacht aus. Abrupt drehte Kate sich auf die Seite, rollte sich zusammen und zerrte den Umhang über sich. »Ja«, sagte sie mit merkwürdig flacher Stimme, den Kopf eingezogen wie ein Igel, »das ist eine Tätowierung.«
    Harry war verwirrt. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sie mit Trotz oder mit Unbekümmertheit reagieren würde. Sie klang allerdings beschämt. Und sie sah aus, als wollte sie sich am liebsten in Luft auflösen.
    »Was ist das für eine Tätowierung?«, fragte er und war mit einem Mal verunsichert.
    Kate kam auf die Beine und wandte sich ab, um ihren Mantel zuzuschnüren. Den Kopf hielt sie gesenkt, und ihr Nacken wirkte unglaublich verletzlich. Sie sah aus, als würde eine schwere Last sie bedrücken. »Das«, sagte sie und ging an ihm vorbei, »ist eine Information, auf die du kein Recht hast.«
    »Kate«, widersprach Harry und hob die Hand, um sie aufzuhalten.
    Doch sie wich ihm aus und lief zurück zur Vorderseite des Hauses. Er eilte ihr hinterher und wollte sie packen. Er musste wissen, welche Bedeutung diese Tätowierung hatte.
    Er holte sie ein, als sie gerade an den Blumenbeeten an der südlichen Ecke des Hauses vorbeikamen. Unsanft packte er ihren Arm und drehte sie zu sich um. Kate duckte sich und hob den Arm über den Kopf, als wollte sie einen Schlag abwehren.
    Harry erstarrte. Plötzlich fühlte er sich vollkommen aus der Bahn geworfen. Er kannte diese Reaktion. Unzählige Male hatte er sie an Orten miterlebt, an denen Gewalt herrschte. Instinktiv ließ er ihren Arm los. Noch immer halb von ihm abgewandt, warf Kate ihm einen kurzen, seltsam trotzigen Blick zu. Dann drehte sie sich um und rannte in Richtung Wald.
    »Kate, bleib stehen!«
    Er brauchte nur sechs Schritte, um sie einzuholen. Wieder wollte er ihren Arm packen. Stattdessen erwischte er nur ein Stück ihres Kleides, und es riss ein. Kate kreischte und schlug seine Hände weg. Er zog

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