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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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geflicktes altes Hemd und eine Hose. Seine Haare waren zerzaust. Offensichtlich war er auch aus dem Schlaf gerissen worden.
    »Tut mir leid, Sir, Sie werden unten gebraucht. Eine dringliche Angelegenheit.«
    Harry sprang so schnell auf, dass Kate sich fragte, ob er sich überhaupt daran erinnerte, dass sie auch noch da war. Er gab ihr einen Kuss aufs Haar und nahm sich seinen Morgenmantel. »Bleib so lange hier.«
    Sie kuschelte sich in die Kissen, als Mudge die Tür hinter ihnen schloss. Sie lauschte auf die Geräusche im Haus, konnte jedoch nichts hören, bis irgendwann die Eingangstür ins Schloss fiel.
    Harry kehrte nicht zurück. Nachdem eine weitere halbe Stunde vergangen war und er noch immer nicht zurückgekommen war, stieg sie aus dem Bett, schlüpfte in ihren Morgenmantel und in die Pantoffeln und ging nach unten.
    Er saß im Salon, wo sie für gewöhnlich Gäste empfing. Nur eine Kerze brannte flackernd neben seinem Ellbogen. Es war kalt im Zimmer. Und dunkel. Kate erschauderte und trat in den Raum, als würde sie in der Nacht durchs Moor waten. Es gab zu viele Schatten hier.
    »Harry? Was ist los?«
    Abrupt blickte er auf, und sie bemerkte ein beunruhigendes Schimmern in seinen Augen. Ohne zu zögern, ging sie zum Bartisch und schenkte ihm einen Schluck Whisky ein. Er schien gar nicht zu bemerken, dass sie zu ihm trat, bis sie ihm das Glas in die Hand drückte.
    »Also«, sagte sie und nahm neben ihm Platz, »was ist passiert?«
    Wieder sah er zu ihr. Dieses Mal schüttelte er den Kopf. »Es geht um Ferguson.«
    »Ian?« Sie setzte sich auf und ergriff seine freie Hand. »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Die offizielle Verlautbarung kann nicht stimmen. Ich will das nicht glauben.«
    »Was ist denn?«
    Er blinzelte. »Ich kenne Ian seit Jahren. Wir haben Seite an Seite gekämpft. Tatsächlich hat er mich mehr als ein Mal gerettet, wenn ich schon aufgeben wollte. Ich kenne keinen ehrenwerteren Mann.«
    Ihr Magen hatte sich vor Angst schmerzhaft zusammengezogen. »Harry. Was ist Ian zugestoßen?«
    »Er ist tot.«
    Sie packte ihn am Arm. Der wunderbare Schotte. Tot?
    »Wie?«
    Als Harry hochsah, stand ihm der Schock im Gesicht geschrieben. »Er ist erschossen worden, als er ein Attentat auf den Duke of Wellington verüben wollte.«

Kapitel 18
    Harry sprach die Worte aus, aber er konnte sie nicht glauben. Er dachte an den verrückten Schotten, der sich mit schwingendem Kilt und vor Energie funkelnden Augen Kates Bruder entgegengestellt hatte. Er dachte an die letzte Flasche, die sie nach Quatre Bras miteinander geteilt hatten. Ian hatte jeden anderen Mann unter den Tisch getrunken und war dann daraufgeklettert. Sein Kampfschwert wie ein schottischer Berserker über seinem großen roten Kopf schwingend, hatte er eine schöne Interpretation von »Scots Wha Hae« gedröhnt und dann jeden Mann im Raum aufgefordert, sein Glas auf Wellington zu erheben. »Für den einzigen Bastard mit so viel Mut im Herzen, um uns durch die Schlacht von Waterloo zu führen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Kate. »Lebt der Duke noch?«
    Harry erschrak, als hätte er fast vergessen, dass Kate da war. »Er ist unverletzt. Es scheint so, als wäre Ian noch rechtzeitig aufgehalten worden. Es ist alles ein bisschen verworren. Es passierte in der Nacht. Sie waren auf See, auf dem Weg nach Hause, um einen kurzen Heimaturlaub zu machen. Wellington kam an Deck, um zu rauchen. Es fielen Schüsse. Von Ian und zwei Männern der Besatzung, glaubt man.« Harry starrte auf das Glas in seiner Hand und war sich nicht sicher, wie es dorthin gekommen war. »Ian wurde erschossen und ging über Bord. Bisher ist er nicht gefunden worden.«
    »Dann könnte er noch am Leben sein.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Er wurde direkt ins Herz getroffen.«
    Kate drückte seine Hand. »Nimm einen Schluck, Harry.«
    Er trank. Er war froh, dass sie ihm nicht ihr Mitgefühl aussprach. Das hätte er nicht ertragen. »Ich habe einige Freunde verloren. Gott, Waterloo allein nahm mir viele gute Männer. Doch irgendwie ist es jetzt schlimmer.« Wieder schüttelte er den Kopf. Der Schock wirbelte seine Gedanken durcheinander, und er konnte nichts dagegen tun. »Ich schwöre, dass Ian der beste von uns war.«
    Es war einfach nicht richtig. Ian hatte es nach Hause geschafft. Er hätte in Sicherheit sein sollen. Harry leerte das Glas und ließ den Whisky sein Inneres erwärmen.
    »Wie kann ich helfen?«, fragte sie und hielt noch immer seine Hand.
    Er winkte ab.

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