Gefaehrliche Versuchung
Sie sie nicht gehen?«
»Weil ich ihr nicht traue.«
»Sie hat den Vers nicht.«
Er hatte nicht vor, Schroeder zu sagen, dass der Vers nicht viel damit zu tun hatte.
»Es ist offensichtlich, dass Sie sich nicht gut mit ihr verstehen«, sagte Schroeder unvermittelt. »Gibt es da etwas, das wir wissen sollten?«
»Nein.«
»Nichts, was irgendwelche Auswirkungen darauf haben könnte, wie Sie in dieser Situation Ihre Pflicht erfüllen?«
»Nein.«
Sie stand reglos da und wirkte in ihrem Schweigen vernichtend. »Major«, sagte sie schließlich, »wenn Sie stichhaltige Informationen haben, dass die Duchess Teil einer Verschwörung gegen die Krone Englands ist, dann können Sie sich meiner vollen und bedingungslosen Unterstützung sicher sein. Doch wenn es etwas Persönliches zwischen Ihnen beiden ist, dann muss ich … mich wundern.«
»Wir standen uns einmal … sehr nahe«, erwiderte er gereizt und zuckte mit den Schultern. »Jetzt ist das anders.«
Schroeder nickte. »Und das ist noch nicht lange her?«
Harry erhob sich. »Zehn Jahre.«
Sie starrte ihn an. »Sie wollen mir nicht sagen, dass all der Lärm um eine Sache gemacht wird, die passiert ist, als Sie … zwanzig Jahre alt waren?«
»Natürlich nicht.« Er wandte sich von ihr ab und trat ans Fenster. »Ich bin schon oft genug mit der Duchess in Konflikt geraten, um zu wissen, was ich erwarten kann. Es genügt zu sagen, dass meine Erfahrungen mit ihr ausreichen, um mich davon zu überzeugen, dass man ihr nicht trauen kann. Sie ist eine geschickte Lügnerin, die alle um sich herum zu ihrem eigenen Vergnügen und Vorteil manipuliert. Ich würde ihr durchaus zutrauen, dass sie in diese Verschwörung verwickelt ist, weil es ihr Spaß macht.«
»Hat sie schon Verbrechen begangen?«
Er seufzte und wünschte sich inständig, dass Schroeder ein Grenadier wäre, der Befehle, ohne zu fragen, ausführte. »Ich war zweimal verlobt«, gab er schließlich zu und sah aus dem Fenster, als könnte er hinter den Schmutz blicken. »Sie hat es geschafft, beide Verlobungen zu beenden.«
»Die Duchess?«, fragte Schroeder ungläubig. »Sie hat Ihre Verlobungen zerstört.«
Er konnte noch immer den Zorn in Lady Poppy Posts großen blauen Augen sehen, als sie ihm den Ring entgegengeschleudert hatte. Er hatte nicht einmal die Gelegenheit bekommen, um sich zu verteidigen. »Ja«, entgegnete er nüchtern.
»Warum?«
Warum, zur Hölle, sollte er die Vergangenheit wieder ans Licht holen? Schroeder musste seine persönliche Geschichte nicht kennen, um Befehle zu befolgen. »Müssen Sie nicht arbeiten?«
»Ja. Ich muss Ihnen helfen, herauszufinden, warum der Chirurg in Bezug auf den Vers Lady Kates Namen genannt hat. Ich dachte nur, es wäre gut zu wissen, ob wir sie eingesperrt haben, weil sie eine Gefahr für die Krone ist oder weil Sie das Bedürfnis verspüren, Rache zu üben.«
Eine Minute lang konnte Harry keine Antwort hervorbringen. Er erhob sich. »Wir haben Lady Kate eingesperrt, damit alle in Sicherheit sind, bis wir dahintergekommen sind, was, zum Teufel, eigentlich los ist. Das ist alles, was Sie wissen müssen, und mehr, als ich einem Bediensteten für gewöhnlich erzähle.«
Sie nickte. »Tja, wissen Sie, ich bin keine Bedienstete. Mr. Hilliard hätte Ihnen das sagen müssen.«
»Was sind Sie dann?«
Sie lächelte, und Harry war mit einem Mal getroffen von dem stillen Selbstvertrauen, das ihm schon vorher hätte auffallen sollen. »Ich bin eine Frau, die sehr gut in dem ist, was sie tut. Also. Ich werde Sie noch einmal fragen. Da wir im Augenblick sowieso nur abwarten, könnte ich doch versuchen, Antworten von ihr zu bekommen.«
Harry starrte sie noch immer an. »Was hält Drake von Ihnen?«
»Der Earl?«, fragte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Wir sind einander nie begegnet. Ich arbeite nur mit Mr. Hilliard zusammen.«
Endlich nickte er. »Diccan meint, Sie hätten außerordentliche Instinkte und Fingerspitzengefühl. Machen Sie bei Kate Gebrauch davon.«
Ohne ein weiteres Wort ging sie hinaus und ließ Harry mit dem unangenehmen Gefühl zurück, dass sie recht hatte. Er wollte Rache. Er wollte Kate Hilliard in die Schranken weisen. Er wollte wieder die Kate aus ihr machen, die er gekannt hatte, ehe sie Duchess vor ihren Namen gesetzt hatte und unerträglich geworden war. Bevor sie ihn so gründlich verraten hatte.
Tja , dachte er und sah sich in dem düsteren Raum um. Im Moment hatte er nichts zu tun, außer auf Schroeders
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