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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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in der Sprache der Blumen bedeuteten sie Unschuld und Anmut. Die Sonne reflektierte in den Spiegeln und wärmte die blassgrünen Seidentapeten. Grace Hilliard saß still am Fenster, das unscheinbare Gesicht gefasst, und Kates Dienerschaft rutschte ungeduldig auf den schnell herbeigeschafften Stühlen hin und her.
    Bea stand in einem grauen Moiré-Kleid hinter Kate, hatte eine hübsche Haube aus Spitze auf dem Kopf und die rastlosen Hände in fingerlose Handschuhe gesteckt. Harry stand stramm wie bei einer Parade. Er war der Inbegriff eines britischen Offiziers des 95. Schützenregiments. Den Tschako hatte er unter dem Arm, seine Stiefel glänzten wie schwarzes Wasser. Kate fand, dass er besser aussah als jemals zuvor. Das würde sie ihm allerdings nicht sagen. Sie opferte schon so sehr viel für diese Hochzeit.
    Als Trauzeuge für den Bräutigam präsentierte Chuffy Wilde sich in Tabakbraun und Beige. Auf seiner Weste prangten Papageien und Palmen. Wie immer lächelte Chuffy, und seine Brille war ihm halb die Nase heruntergerutscht.
    Als wäre er sich nicht sicher, ob Chuffy der Aufgabe gewachsen war, stand Ian Ferguson hinter ihm. Sein Kilt schwang ihm um die Knie, seine Bärenfellmütze hatte er unter den Arm geklemmt. Selbst Mudge hatte seine Grenadiersuniform hervorgekramt. An ihm wirkte die Uniform allerdings seltsam – als würde ein junger Gott für einen Tag versuchen, Mensch zu sein. Die Dienstmädchen schienen sich nicht daran zu stören.
    Die einzige Person, die in der eilends zusammengerufenen Gruppe offenbar fehlte, war Barbara. Sie war nur so lange geblieben, bis Kates eigentliche Zofe angereist war. Kate wünschte sich, sie hätte Barbara irgendwie zum Bleiben überreden können. Sie vermisste sie.
    In einem schnell herbeigeholten Messgewand, das Gebetbuch der Anglikanischen Kirche in den Händen, nahm Joshua Wilton mit angespannter Miene seinen Platz vor dem kunstvoll gestalteten Adam -Kamin ein. In einem Liebesroman wäre die Hochzeit entweder von Vogelgezwitscher und einem Regenbogen oder aber von heftigen Stürmen als Zeichen drohender Gefahr begleitet worden. Bei dieser Trauung gab es keine besonderen Vorzeichen. Lediglich die Geräusche von Nachbarn waren zu hören, die nach Hause zum Tee fuhren, und das eine oder andere Schniefen von Kates Chefkoch Maurice.
    Während sie zuhörte, wie Joshua die alten Worte eines Liedes vortrug, das sie eigentlich geschworen hatte, nie wieder zu singen, schoss ihr durch den Kopf, dass sie eines Tages diese Hochzeit mit ihrer ersten vergleichen und lachen würde.
    »Sprich mir nach«, sagte Joshua zu Harry, und Kate wurde aus ihren Grübeleien gerissen. »Ich, Harry Phillip Bryce, nehme dich, Catherine Anne …«
    »Dolores.«
    Joshua blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
    Harry sah Kate überrascht an. »Was?«
    Sie setzte ein falsches Lächeln auf. »Ich dachte, ihr wüsstet das. Mein Name ist Dolores Catherine Anne. Habt ihr das so auf die Urkunde geschrieben?«
    Alle blickten sich an. »Nein.«
    Kate war sich nicht sicher, ob sie begeistert oder enttäuscht war. »Bedeutet das, dass das Ganze ungültig ist?«
    Joshua lächelte. »Tut mir leid. Das meiste stimmt. Das wird reichen.«
    »Dein erster Name ist Dolores?«, fragte Harry Kate und wirkte nicht halb so belustigt wie Joshua. »Dein Vater hat dich ›Schmerz‹ genannt?«
    »Ja. Nun ja, er war verzweifelt. Immerhin hatte ich gerade erst seine Ehefrau getötet.«
    »Nicht!« Bea weinte.
    Kate lächelte ihre Freundin an. »Natürlich habe ich das. Ich habe es nicht mit Absicht getan. Aber es scheint, dass ich selbst da meinen Willen durchsetzen wollte. Ich wollte geboren werden – ob sie nun bereit dazu war oder nicht.«
    »Wahrscheinlich sollten wir das besser zu einem anderen Zeitpunkt besprechen«, meldete Grace sich von ihrem Platz aus zu Wort.
    Dankbar lächelte Kate ihrer Freundin zu. »Ja, wie wahr«, erwiderte sie und warf Harry einen kurzen Blick zu. »›Wär’s abgetan, so wie’s getan, wär’s gut, ’s wär schnell getan.‹«
    Harry straffte die Schultern nur noch ein bisschen mehr. Alle anderen wandten sich wieder dem Pastor zu.
    »Sprich mir also nach«, sagte er. »Ich, Harry Phillip Bryce, nehme dich, Dolores Catherine Anne …«
    Sie überstand den Gottesdienst und hielt auch still, als Harry ihr einen bezaubernden goldenen Filigranring an den Finger steckte. Gut , dachte sie. Wir sind fertig. Jetzt kann ich verschwinden.
    Natürlich war es nicht so leicht. Joshua hatte die Trauung

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