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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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gerade mit der ziemlich deprimierenden Mahnung »Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen!« beendet, als Kate hörte, dass Bea sich hinter ihr regte.
    Nein. Oh nein, Bea , dachte sie und drehte sich zu ihrer Freundin um. Nicht jetzt.
    Doch Bea hatte die Augen geschlossen. Und bevor Kate widersprechen konnte, fing Bea an zu singen.
    Im Raum herrschte erstauntes Schweigen. Joshua rang nach Luft, als er den ätherischen Klang von Beas Stimme vernahm, der den Saal erfüllte. Ian starrte die alte Dame mit offenem Mund an. Maurice schluchzte. Als Kate erkannte, für welches Lied Bea sich entschieden hatte, schloss sie die Augen. Oh Gott. Das hatte gerade noch gefehlt. Von allen Liedern, die sie hätte singen können, hatte Bea sich ausgerechnet für Thomas Moores »From This Hour the Pledge Is Given« entschieden. Von dieser Stunde an gilt der Schwur. Wenn sie Moore das nächste Mal sehen würde, dann würde sie ihm etwas erzählen. Vor allem wegen der letzten Zeilen.
    When the proud and great stood by thee,
None dared thy rights to spurn;
And if now they’re false and fly thee,
Shall I, too, falsely turn?
No; – wahte’er the fire that try thee,
In the same this heart shall burn.
    Als die Stolzen und Großen neben dir standen,
wagte es niemand, deine Rechte mit Füßen zu treten;
und wenn sie jetzt lügen und vor dir fliehen,
soll ich mich dann fälschlicherweise auch abwenden?
Nein – welches Feuer auch immer dich prüft,
soll dieses Herz in demselben verbrennen.
    Der letzte Ton verklang, und die Stille kehrte zurück, tief und beinahe ergriffen. Am vorderen Fenster stand Mudge. Tränen liefen ihm über die Wangen. Kate konnte hören, wie Maurice sich die Nase putzte. Und die arme Bea schlug, als sie es ebenfalls vernahm, die Augen auf und blickte sich verunsichert um. Was konnte Kate tun? Während die Emotionen ihr den Hals zuschnürten, nahm sie ihre Freundin in die Arme.
    »Was würde ich nur ohne dich tun?«, flüsterte sie und hielt Bea fest. »Du hättest bei meiner ersten Hochzeit singen sollen.«
    Bea stieß ein tränenersticktes Lachen aus. »›Down Among the Dead Men‹«, sagte sie.
    Unter Toten. Kate drückte sie noch einmal und lachte. »Viel angemessener.«
    Sie zitterte, und ihr war übel. Sie war unglaublich erschöpft. Vor Schreck erstarrt, vor Erleichterung dahinschmelzend. Sie hatte keine Kraft mehr.
    »Also dann«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln, »vielen Dank für eure Hilfe. Ich denke, ihr stimmt mir alle zu, wenn ich sage: Gott sei Dank ist alles vorbei. Ich fürchte, ich muss mich jetzt hinlegen.«
    Unglücklicherweise rührte sich keiner der Anwesenden.
    »Du hast es ihr nicht erzählt?«, hörte sie eine Stimme hinter sich.
    Sie drehte sich um und sah, dass Drake hereingekommen war.
    »Was hat man mir nicht erzählt?«, fragte sie scharf.
    Als sie Harrys finsteren Blick bemerkte, zog sich ihr Magen zusammen. »Ich hatte bisher nicht die Möglichkeit, mit ihr allein zu reden«, sagte er.
    Kate glaubte, dass der Boden unter ihren Füßen nachgeben würde. Guter Gott, was konnte denn noch alles schiefgehen? »Ich danke euch allen, dass ihr zu meiner Hochzeit gekommen seid«, erklärte sie, ohne den Blick von Harry abzuwenden. »Wenn ihr Harry und mir nun ein paar Minuten allein geben könntet?«
    Ihre Bediensteten kannten diesen Tonfall nur zu gut und flüchteten aus dem Salon, als drohte die Decke einzustürzen. Harrys Freunde, die den Aufbruch richtig deuteten, folgten ihnen. Nur Bea und Grace hatten den Mut, noch zu bleiben. Und Drake, der mit einigen offiziell wirkenden Dokumenten in der Hand näher kam, blieb ebenfalls.
    »Meinen Glückwunsch, Kate«, begrüßte er sie mit einem Kuss auf die Wange. »Es tut mir leid, dass ich die Trauung verpasst habe.«
    Kate wich zurück und starrte auf die Papiere. »Du scheinst zu tun gehabt zu haben.«
    »Ein Freund hat mich gewarnt, dass es bei Gericht, am Chancery Court, zu verdeckten Aktivitäten gekommen ist.« Er hielt die Papiere hoch. »Dein Bruder war fleißig. Genau wie dein Stiefsohn.«
    Verwirrt blinzelte sie. »Mein Stiefsohn? Oswald? «
    »Drake hat ihm vor der Trauung eine Nachricht geschickt«, sagte Harry und nahm Kates Hand.
    Wenn sie klug gewesen wäre, dann hätte sie sich aus seinem Griff gelöst. »Was musst du mir sagen, Harry?«
    Er hüstelte unwohl. »Du irrst dich.«
    »Was? Womit?«
    »Es ist noch nicht vorbei.«
    Er sah Grace an, als könnte sie ihm helfen. Grace verschränkte die Arme und schwieg.

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