Gefaehrliche Versuchung
eine Wort ließ Kates Knie weich werden. Sie musste sich auf einen Stuhl setzen. » Eastcourt. Natürlich.« Vom Schrecken überwältigt, rieb sie sich die Schläfen. »Edwin würde alles tun, um das Anwesen zurückzubekommen. Er würde sogar mit Oswald zusammenarbeiten.« Sie lachte, aber das Lachen klang freudlos. »Er hat bestimmt einen Anfall bekommen, als ihm klar wurde, dass der Besitz nun in deinen Händen ist.«
Ihr geliebtes Eastcourt. All die schwere Arbeit und die Hingabe und … ja, zum Teufel, die Liebe. Vergebens. Wie überaus komisch, dass die einzige Wiedergutmachung, die sie für sechs Jahre Ehehölle bekommen hatte, nun der Strick um ihren Hals sein könnte.
»Ich habe es dir schon gesagt«, betonte Harry, »ich will nichts von dir.«
Tja, danke , dachte sie und erhob sich. Eine Frau konnte sich an ihrem Hochzeitstag wohl kein schöneres Zeugnis aus dem Mund ihres Mannes erhoffen. »Es spielt keine Rolle«, erwiderte sie. »Es gehört dir. Mit allen Vorteilen und allen Problemen. Viel Spaß damit, Harry.«
Sie sah sein Gesicht und wappnete sich innerlich gegen einen Schlag. Er rührte sich jedoch nicht. »Glaubst du wirklich, ich will die Kontrolle über dich?«, fragte er. »Bist du verrückt? Ich sollte jetzt in Paris sein, zeichnen und Champagner trinken, verdammt noch mal! Und nicht das Kindermädchen für ein verwöhntes Mädchen spielen, das mehr Angst davor hat, was es an Reichtümern verlieren könnte, als sich Sorgen darüber zu machen, in welcher Gefahr seine Freunde und die Nation schweben!«
Sie würde nicht weinen. Sie würde nicht weinen. Er würde es niemals verstehen – egal, wie sehr sie versuchen würde, es ihm verständlich zu machen. Ihm würde niemals einfach so etwas weggenommen werden, nur weil er ein Mann war. »Nun«, sagte sie leise, »danke für die Klarstellung. Es erspart mir Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, wie du diese Ehe siehst.« Sie strich sich das Kleid glatt und nahm eine Position ein, die Würde ausstrahlte. »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es irgendeinen Unterschied macht: Du und ich werden hingebungsvoller sein als Abaelard und Héloise, die sich so bedingungslos geliebt haben. Zumindest so lange, bis ich dir eine Fahrkarte für das Postschiff von Dover nach Calais kaufe. Also, ich spiele das ›verwöhnte Mädchen‹ ja nicht gern, doch ich muss mich jetzt wirklich kurz hinlegen.«
Zumindest wirkte er zerknirscht. »Gut«, entgegnete er mit einem knappen Nicken, »Drake und ich werden uns hier unten um alles kümmern.«
Abrupt blieb sie stehen und seufzte. »Um welche Dinge wollt ihr euch kümmern?«
»Um die Sicherheit. Wir ersetzen deine Bediensteten durch unsere Leute, damit wir in der kurzen Zeit, die wir hier sein werden, einen zuverlässigen Schutz für dich gewährleisten können. Und dann werden wir versuchen, uns zu überlegen, an welchen sicheren Ort wir dich bringen können, nachdem wir unsere unsterbliche Liebe öffentlich bekannt haben.«
Eine ganze Weile stand sie reglos da. Dann blickte sie von Harry zu dem verdächtig stillen Drake, der noch immer an der Tür stand, und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, atemlos ob dieses neuerlichen Verrats, »das werdet ihr nicht.«
Jetzt sah Harry verwirrt aus. »Was werden wir nicht?«
»Das alles tun. Und ganz sicher werdet ihr nicht meine Dienerschaft durch eure Leute ersetzen.«
Er versuchte zu lächeln. »Betrachtest du Mudge noch immer als einen Fremden?«
Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Ihr Kopf begann zu schmerzen. Es war, als würde jemand mit einem kleinen Messer in ihre rechte Schläfe stoßen. »Das hier ist mein Haus, Harry. Du bist nicht befugt, einfach hereinzukommen und alles an dich zu reißen. Und mit Sicherheit wirst du mich ohne meine Zustimmung nicht wieder irgendwo einsperren.«
»Aber das stimmt nicht«, erwiderte er. »Es ist nicht mehr dein Haus. Es gehört jetzt mir. Und nicht nur das. Es ist auch meine Aufgabe, dich zu beschützen, und ich werde tun, was auch immer nötig ist, um das zu erreichen.«
Sie fühlte sich, als hätte er sie geschlagen. Nein, sie hätte es bevorzugt, wenn er es getan hätte. Natürlich. Wie hatte sie das so schnell vergessen können? Er spottete über die Kontrolle und die Beherrschung, um die sie so hart gekämpft hatte. Und jetzt fegte er den Rest ihres Selbstbewusstseins und ihrer Eigenständigkeit weg wie unerwünschten Müll.
»Ich mag meine Rechte abgetreten haben«, warnte sie ihn mit einer
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