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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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kämpfte, wand sich wild hin und her, aber es gab nichts, was sie gegen diese Stärke ausrichten konnte. Sie würde sterben …
    „Grace, Grace, Liebes, sieh mich an!“
    Diese tiefe Stimme. Nicht grausam, nicht wahnsinnig. Eine Stimme, die sie kannte …
    Ihre Augen öffneten sich, und sie beruhigte sich, immer noch keuchend, als sie in ein Paar ruhige braune Augen starrte. Weiche Lippen streiften ihre Stirn. „Alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit. Du hattest einen Albtraum.“
    Nur ein einziges Wort drang zu ihr durch: Sicherheit . Sie war in Sicherheit. Sie war nicht in Gefahr, in einem Blutsee zu ertrinken, und kein grauenhaftes Ungeheuer mit Klauen schnappte nach ihr. Keine Leichen.
    Sie blinzelte, und Tränen schossen ihr in die Augen.
    Aber natürlich, es gab sehr wohl eine Leiche. Harolds. Die Erinnerungen überschwemmten sie wie die Flutwelle eines Flusses, dessen Damm gebrochen war. Die vier Männer, die es auf Drake abgesehen hatten, die sie als Köder benutzten. Harolds Kopf, der auf seinen Schultern explodierte. Sein Körper, der wie ein leerer Sack zu Boden fiel. All seine Güte und sein Humor – verschwunden wie eine Kerze, die ein Windzug ausgelöscht hat.
    Das Monster in ihren Träumen war nicht real, aber die Monster auf dieser Welt schon – ihr Unterbewusstsein hatte dies erkannt. Eines dieser Monster hatte ihren Freund umgebracht, einen Mann, der sogar in der Kunstszene – einem der mörderischsten Geschäftszweige, die es gab – für seine Freundlichkeit und Großzügigkeit bekannt war. Ein Mann, der die Kunst aufrichtig geliebt hatte, der niemandem je etwas zuleide getan hatte, war von einem der Ungeheuer, die diese Welt verpesteten, ausgelöscht worden.
    Sie war stark gewesen, hatte ihre Trauer verdrängt, in eine dunkle Ecke geschoben, aber jetzt kam alles mit einem Schlag wieder zurück. Der Albtraum hatte sie ihrer üblichen Stabilität beraubt, hatte sie ihrer Kraft beraubt. Trauer stieg in ihr auf, wild und unaufhaltsam.
    Sie schmiegte den Kopf an Drakes Schulter, atmete seinen Duft ein, genoss seine Stärke, die sie umgab wie ein Panzer, klammerte sich verzweifelt daran. Sie erschauerte vor Traurigkeit und Schmerz über Harolds Verlust, vor Entsetzen angesichts der Gewalt, die sie miterlebt hatte. Der Verlust ihres Lebens, aus dessen Mitte sie abrupt herausgerissen worden war, der Verlust ihres Heims – das alles stürzte in einer überwältigenden Woge des Leids über sie herein. Sie bemühte sich, ruhig zu atmen, aber ihr Herz raste, und sie zitterte am ganzen Leib.
    „Lass es raus, duschka “, sagte eine tiefe Stimme an ihrem Ohr. „Weine ruhig. Ich bin hier und fange dich auf.“
    Mehr musste sie nicht hören. Mit einem wilden Stöhnen vergrub sie ihren Kopf in seinen Armen und ließ los. Sie weinte sich all ihren Kummer und ihre Wut von der Seele, ihre Angst und ihre Verzweiflung. Sie weinte um Harold, weinte über die Gewalt, die ihr immer noch auf den Fersen war, um den Verlust ihrer Freiheit. Wo sie gerade schon dabei war, weinte sie auch um die ungeheure Traurigkeit ihrer Mutter, die von ihrem Vater verlassen worden war, und für ihre eigene Unfähigkeit, einen Platz in der Welt zu finden, der sich richtig anfühlte. Sie weinte um vergangene, gegenwärtige und zukünftige Sorgen.
    Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte, bis sie keine Luft mehr bekam, bis ihre Kehle vor Trauer schmerzte. Und dann weinte sie wieder. Grace hatte keine Ahnung gehabt, dass so viele Tränen in ihr steckten, und erst als wirklich keine mehr nachkamen, ließ sie sich gegen Drakes nasse, bloße Schulter sinken, die Augen geschlossen, benommen von der Macht des Unwetters, das sie heimgesucht hatte.
    Er hatte sie die ganze Zeit über festgehalten, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen, reglos bis auf das langsame Schlagen seines Herzens, und hatte ihr den primitiven Trost seines Körpers geboten. Sie lehnte erschöpft an ihm, lauschte seinem starken, gleichmäßigen Herzschlag, fühlte, wie seine regelmäßigen Atemzüge die Haare auf ihrem Kopf bewegten. Eine riesige Hand bedeckte ihren Hinterkopf, und ein Arm lag um ihre Taille und hielt sie gerade fest genug, um ihr Trost zu spenden, ohne ihr das Gefühl zu geben, gefangen zu sein.
    Ihre Augen waren geschwollen, ihre Kehle tat weh. Sie lehnte schwer an ihm, als ob sie mit ihm verschmelzen wollte.
    „Tut mir schrecklich leid“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Seine Hände drückten kurz zu. „Du brauchst dich nicht zu

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