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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Knirschen hören, das immer lauter wurde. Das Knirschen menschlicher Knochen, die unter den achtlosen Schritten des Ungeheuers zermalmt wurden. Sie wandte den Kopf wieder nach vorn, suchte blindlings ein Versteck und stolperte. Sie streckte die Hand aus, um den Sturz abzufangen und drückte einen Kopf unter die Oberfläche. Als ihre Hand zurückzuckte, tauchte der Kopf sogleich wieder auf. Der Kopf eines Kindes, dessen zarte Züge verwirrt wirkten.
    Oh Gott, oh Gott, es kam näher …
    In ihrem Rücken erhob sich ein eisiger Wind. Was da auf sie zukam, war kalt, ohne die geringste menschliche Wärme. Etwas streifte ihren Rücken. Seine riesige Hand. Er hatte sie fast schon erreicht.
    Schneller! Schneller! Schluchzend bückte sie sich, um die Kadaver beiseitezuschieben, damit sie schneller laufen konnte. Ein kalter Wind kam und ging – der Atem des Ungeheuers.
    Sie begann zu ermüden, aber er war unermüdlich. Er würde niemals, niemals, niemals aufgeben. Das lag nicht in seiner Natur.
    Sie stolperte, und gleich noch einmal. Oh Gott, er war fast schon bei ihr!
    Direkt vor ihr tauchte ein Kopf auf. Ihr erschöpfter, verängstigter Verstand brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass der Kopf senkrecht emporstieg, weiter und immer weiter nach oben. Breite, nackte Schultern kamen zum Vorschein, von denen es rot tropfte. Ein Mann, ein ungeheuer starker Mann. Er hob die Hände. Seine Muskeln traten hervor vor Anspannung und Kraft. Riesige Hände umklammerten ein Schwert, das im diffusen Licht glänzte. Er hob das Schwert über die Schulter, bereit zum tödlichen Schlag.
    Er war jetzt vollständig aufgetaucht, ein unglaublich starker Mann, der auf dem Blut stand, das Schwert bereit. Er nahm eine Hand vom Schwertgriff und winkte ihr zu. Seine Finger übermittelten ihr die wortlose Aufforderung: Komm zu mir!
    Er war sich ihrer bewusst, sah sie aber nicht an. Er blickte auf etwas hinter ihr, auf die Gefahr, die ihr auf den Fersen war.
    Sicherheit. Er bedeutete Sicherheit und Schutz. Jede Linie seines starken Körpers war eine Mauer, hinter der sie sich verstecken konnte, wenn sie ihn nur erreichen würde. Aber es war so schwer, sich zu bewegen, immer wieder strauchelte sie und rutschte im Blut aus, stolperte über die Knochen von Männern und Frauen und Kindern, in ihrer schrecklichen Angst vor der eisigen Kälte in ihrem Rücken.
    Sie schrie auf, als sich mit einem Mal eine brennende Furche des Schmerzes über ihren Rücken zog. Das Ungeheuer hatte seine Krallen ausgefahren und zog sie ihr gleich noch einmal über den Rücken. Sie blutete. Ihr Blut mischte sich mit dem der unzähligen Toten.
    Der Schmerz war unerträglich. Das Ungeheuer hatte ihr den Rücken durch die Muskeln hindurch bis auf die Knochen aufgeschlitzt. Sie rutschte aus, fiel auf ein Knie. Die Klauen des Ungeheuers schnappten über ihrem Kopf zu.
    Der Mann mit dem Schwert kam auf sie zu, die Augen immer noch auf das Monster hinter ihr gerichtet, mit hartem, entschlossenem Gesichtsausdruck. Das Ungeheuer hatte auch ihn schon einmal geschnappt, vor einiger Zeit. Eine breite, weiße Narbe lief über die eine Seite seines Gesichts und leuchtete in der zunehmenden Dunkelheit.
    Ledrige Seile wickelten sich um ihren Leib, zogen sich so eng zusammen, dass sie kaum noch Luft bekam. Sie flog durch die Luft. Von ihrem Körper tropfte Blut herab.
    Es waren gar keine Seile, es waren Finger, deren Griff so fest wurde, dass sie spürte, wie eine Rippe brach. Sie blickte auf, in die blutroten Augen, ein grausames Maul mit scharfen Zähnen. Das Maul lächelte.
    Er hatte sie. Es war vorbei. So würde ihr Leben also enden, zerstückelt am Grund eines Sees aus Blut. Sie würde einsam und allein in dieser Kälte sterben.
    Sie drehte sich um, um noch einen letzten Blick auf den letzten Menschen zu werfen, den sie sehen würde. Der Mann mit dem Schwert rannte und hieb nach den Beinen des Monsters.
    Das Monster lachte. Sie wehrte sich verzweifelt gegen seinen grausamen Griff, versuchte freizukommen.
    „Grace!“, schrie der Mann. „Grace!“
    Sie versuchte, nach ihm zu rufen, aber sie bekam keine Luft mehr, die Welt verschwamm vor ihren Augen …
    „Grace!“
    Sie bekam keine Luft …
    „Grace, wach auf!“
    Sie erwachte mit einem Keuchen, zitternd und bebend und wild um sich schlagend, als ob sie unter Wasser gewesen wäre und im letzten Augenblick vor dem Ertrinken aufgetaucht wäre.
    Zwei starke Arme umschlangen sie, hielten sie fest.
    Oh Gott! Er würde sie umbringen! Sie

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