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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Teile, wie Anordnung und Balance, Formen und Farben, nach und nach zusammen, aber dieses „Porträt eines Kriegers“ erschien ihr vollständig, in einer einzigen Vision, und sie wusste, sie würde keine Ruhe finden, ehe ihre Vision nicht Wirklichkeit geworden war.
    Drakes dunkle Augen verfolgten sie auf ihrem Weg zu dem riesigen Bett. Leise schlüpfte sie zwischen die Laken. Das Bett war so bequem, wie es aussah. Bettwäsche und Seidendecke fühlten sich einfach köstlich an. Ein leichter Lavendelduft stieg von dem Bett auf.
    Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass er sie immer noch beobachtete, mit vor Schmerz und Erschöpfung verzerrtem Gesicht. Sie selbst war ebenfalls erschöpft, ihre Muskeln schmerzten, und die Kratzer brannten immer noch.
    Mit einem Zischen zerfiel ein Holzscheit in der Stille der Nacht. Sie fühlte, wie sie den geöffneten Armen des Schlafes entgegentrieb.
    „Gute Nacht, Drake“, sagte sie leise.
    „Schlafen Sie gut.“ Seine tiefe Stimme drang aus der zunehmenden Dunkelheit an ihr Ohr.
    Es war ein Geräusch, das sie weckte. Ein erstickter Laut unterdrückten Schmerzes. Sie war mit einem Schlag wach, und ihr Herz hämmerte, als sie sich in einem Bett wiederfand, das sich fremd und ungewohnt anfühlte.
    Vom Kamin ging ein schwaches Glühen aus. Eine Sekunde lang konnte sie den riesigen Raum, die düsteren Möbel und die üppige Bettwäsche überhaupt nicht einordnen, bis die Erinnerungen mit einem Mal wieder auf sie einstürzten.
    Drakes Wohnung.
    Drakes Bett.
    Da war schon wieder dieses Geräusch. Es kam von links. Sie drehte den Kopf auf dem Daunenkissen und sah ihn dort auf dem Rücken liegen, wie eine Statue auf einem Sarkophag. Er hatte sich nicht gerührt, seit er eingeschlafen war. Etwas an seiner Unbewegtheit verriet ihr, dass er immer regungslos schlief. Vielleicht hatte er das als Kind auf der Straße gelernt.
    Der Laut klang, als würde er unbewusst ein schmerzliches Stöhnen unterdrücken. Die Tatsache, dass er im Schlaf überhaupt zu so etwas fähig war, sprach Bände über diesen Mann und über das Leben, das er führte.
    Grace wusste, dass es verrückt war, für so einen Mann Mitleid zu empfinden. Er war offenbar steinreich und ungeheuer stark. Er verfügte über enorme Ressourcen, einschließlich einer ganzen Armee von Männern und Angestellten. Es gab nichts, was sie dazu hätte bewegen können, mit diesem Mann Mitgefühl zu empfinden, solange er wach war.
    Aber derselbe Mann im Schlaf – das war eine ganz andere Sache.
    Die Glut strahlte gerade genug Licht aus, dass sie sein Gesicht erkennen konnte, die Linien, die der Schmerz hineingemeißelt hatte, die zusammengepressten Kiefer, um jegliche Schmerzenslaute zu unterdrücken. Trotzdem erklang tief in seiner Kehle ein leises Stöhnen, wie sehr er sich auch dagegen wehren mochte.
    Das Betäubungsmittel wirkte längst nicht mehr. Ben hatte ihm keine Schmerzmittel angeboten, und Drake kam ihr auch nicht wie die Art Mann vor, die so etwas nehmen würde, es sei denn, es wäre unumgänglich. Aber in diesem Moment musste sein Körper mit den Folgen einer kleinen Operation fertig werden – immerhin war ihm eine Kugel aus der Schulter entfernt und die Wunde genäht worden – , ohne irgendetwas, das den Schmerz linderte.
    Hatte er sich vielleicht wieder an den Ort zurückgezogen, an dem er während der OP gewesen war? Es schien fast so. Er wirkte völlig abwesend; die Augen hinter den Lidern unbewegt, der ganze Körper starr. Offensichtlich fühlte er den Schmerz auf irgendeiner Ebene, weigerte sich aber, ihm nachzugeben.
    Grace lauschte noch ein paar Minuten seinen gequälten Atemzügen, bis sie es nicht mehr ertragen konnte. Mit leisen Bewegungen glitt sie über das riesige Bett, bis sie ihm nahe genug war, um ihn zu berühren.
    Wieder ein ersticktes Stöhnen. Sie berührte seine Hand mit der Absicht, ihn zu wecken und zu fragen, ob er irgendetwas bräuchte.
    Aber sobald sie ihn berührte, verstummte er erstaunlicherweise. Die angespannten Muskeln entspannten sich, die gerunzelte Stirn glättete sich, seine Atmung verlangsamte sich. Seine Hand packte die ihre mit warmem, unauflöslichem Griff. Er schien augenblicklich Frieden gefunden zu haben. Die Furchen waren aus seinem Gesicht verschwunden, die Atmung war ruhig und flach.
    Es herrschte wieder Stille im Raum, und während das letzte Licht des Feuers verging, fühlte Grace erneut, wie sich der dunkle Mantel des Schlafes über sie ausbreitete.

9
    18. November
    Drake war schon

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