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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Person unterhalten, die meine Kunstwerke kaufte. Herausfinden, was derjenige dachte. Welche Stücke demjenigen am besten gefielen. Was gut war und was nicht. Aber der Anwalt deutete an, dass sein Klient im Ausland lebte.“
    „Das ist genau das, was mein Anwalt sagen sollte. Um die Wahrheit zu sagen, er hat keine Ahnung, wo ich lebe. Wir kommunizieren per E-Mail, und ich schicke ihm sein Geld von London aus.“
    Welche Mühen er auf sich genommen hatte, um anonym zu bleiben. „Dann … dann hatten Sie wohl nicht vor, irgendwann einmal auf einen Plausch vorbeizukommen?“
    Seine Hand zuckte unter der ihren. „Nein.“
    „Verstehe.“
    „Nein, das glaube ich nicht. Ich bin in einem gefährlichen Geschäft tätig, und ich habe gefährliche Feinde. Alles, was mir wichtig ist, wird von ihnen als Angriffspunkt angesehen. Wenn irgendjemand gewusst hätte, dass ich Ihre Arbeiten liebe, hätte er dieses Wissen gegen mich eingesetzt. Darum habe ich sie anonym erworben. Das hätte ich nicht tun sollen. Aber ich habe es getan. Ihre Arbeiten bedeuten mir sehr viel, und ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, sie nicht um mich zu haben. Das konnte ich nicht. Jedes Gemälde, jede Zeichnung spricht zu mir. Und jetzt habe ich Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, nur aufgrund meiner Schwäche.“
    „Sie müssen das unbedingt aus der Welt schaffen“, sagte sie. Sie blickte sich um, in diesem herrlichen Raum, der von exquisiter Schönheit und zugleich erstaunlich gemütlich war. Diese Kombination schafften nur sehr wenige Räume in New York. „Ich meine, es ist sehr nett hier, aber ich kann doch nicht für immer hierbleiben.“
    Er schüttelte den Kopf, und in dieser Geste lag eine so große Müdigkeit, dass sie mit Worten nicht zu beschreiben war. „Ich kann nicht alles verschwinden lassen, Grace“, sagte er leise. „Nicht sofort. Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das tut.“
    Es tat ihm tatsächlich leid. Sein Bedauern war tief in jede harsche, erschöpfte Linie seines starken Gesichts eingeschrieben. Sein Gesicht war so faszinierend. Sie musterte es ganz offen, was er kommentarlos zuließ. Grace besaß eine nie endende Neugier, was Gesichter betraf; was sie über eine Person aussagten und was sie verbargen. Ganz besonders Gesichter, denen man ein ganzes Leben ansah, die von Härte und Macht und Autorität sprachen. Wer auch immer er war, er hatte schwere Zeiten überstanden und war siegreich daraus hervorgegangen.
    „Ich weiß wirklich nicht, ob Sie sich die Schuld für etwas geben sollten, das Sie gar nicht getan haben. Ich meine, Sie haben diese Männer doch schließlich nicht dazu aufgefordert, Sie anzugreifen, oder? Es ist nicht Ihre Schuld.“
    „Da täuschen Sie sich.“ Erschöpft schloss er die Augen. „Auf gewisse Weise ist es durchaus meine Schuld. Ich hätte einfach nur diskret ein, zwei Ölgemälde und hier und da eine Zeichnung kaufen sollen.“ Er öffnete die Augen abrupt, und sein Blick war so direkt und so wild wie der eines Falken. „Aber ich war gierig. Ich wollte sie alle. Ich wollte alles, was Sie je geschaffen hatten und je schaffen würden. Und jetzt bezahlen Sie den Preis dafür.“
    Das Bedauern auf seinem Gesicht und in seiner Stimme fuhr ihr durch Mark und Bein. Die meisten Menschen gingen der Verantwortung aus dem Weg, selbst wenn sie eindeutig auf ihren Schultern lastete. Dieser Mann war offenbar daran gewöhnt, schwere Bürden zu tragen, ohne sie auf jemand anders abzuwälzen.
    Und er wirkte total erschöpft. Unter seinem eigentlich olivfarbenen Teint war er kreidebleich, und es kam ihr so vor, als ob sich die Einkerbungen, die seinen Mund einrahmten, in den letzten Stunden noch tiefer in sein Gesicht gegraben hätten.
    „Wissen Sie was, Drake … ? Ist das eigentlich Ihr Vor- oder Nachname?“
    „Weder noch. Mein Name ist Viktor Drakowitsch, aber ich bin unter dem Namen Drake bekannt.“
    Seltsame Ausdrucksweise. Die meisten Leute hätten wahrscheinlich gesagt: Man nennt mich Drake . Sie legte den Kopf auf die Seite, um ihn noch einmal zu betrachten. Es lag etwas Bezwingendes in seinem Gesicht, mit seinen hohen Wangenknochen, der breiten Stirn, dem sinnlichen Mund. Bezwingend und … irgendwie vertraut. Was natürlich verrückt war. Sie hatte ihn noch nie im Leben gesehen und kannte auch niemanden wie ihn. Offensichtlich hatte der Stress sie ganz schön durcheinandergebracht und eine Art Déjà–vu-Erlebnis ausgelöst. Selbst seine Stimme – unglaublich tief und mit

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