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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Sexleben aber privat blieb. Sex war nützlich, um Spannungen abzubauen. Er war angenehm und sonst nichts.
    Aber in diesem Moment stand sein ganzer Körper erwartungsvoll unter Strom. Um seinen Brustkorb lag ein breites Band, das nichts mit den Verbänden auf seiner Wunde zu tun hatte. Als er die Hand ausstreckte, um eine ihrer Haarlocken zu berühren, die sich über seine Brust ergossen, musste er feststellen, dass sie zitterte.
    Er hoffte nur, dass das eine Nebenwirkung der Kugel war, die er gestern abbekommen hatte, denn wenn nicht, wenn seine Hand wegen Grace zitterte, saß er wirklich in der Scheiße. Wenn Grace und er aus diesem Schlamassel heil herauskommen wollten, musste er einen kühlen Kopf und eine ruhige Hand bewahren.
    Seit wann zitterten denn seine Hände? Das war noch nie vorgekommen. Er war ein Scharfschütze, seit er vierzehn war. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Waffen. Von ihm wurde erwartet, dass er ein besserer Schütze als jeder seiner Kunden war, und das war er auch. Das gehörte zu diesem Geschäft dazu. Die Hände eines Schützen zitterten nicht. Nicht, wenn der Schütze an seinem Leben hing.
    Er berührte den Knopf neben dem Bett, der die Vorhänge öffnete. Dem Licht nach zu schließen, das durch die Fenster drang, musste es wohl acht Uhr sein.
    Seine Finger berührten ihr Haar. Das klare Morgenlicht betonte die hellen Strähnchen in ihrem Haar. Was für eine erstaunliche Fülle an Farben: von Hellblond bis Kastanienbraun und so ziemlich alles dazwischen. Wie recht sie hatte, sich die Haare nicht zu färben. Es gab keinen Friseursalon auf der ganzen Welt, der diese Farbvielfalt, diesen Glanz hinbekommen könnte. Behutsam schob er den Finger unter eine ihrer Locken und hob sie an. Sie legte sich um seinen Finger, als ob sie lebendig wäre. Er drehte sich zur Seite, wandte sich ihr zu und musterte sie.
    Die Schrammen und blauen Flecken betonten die Zartheit ihrer Haut nur noch mehr. Er zuckte zusammen, als er den Schorf auf der runden Wunde an ihrer Schläfe sah – er wusste nur zu genau, was eine Kugel dort angerichtet hätte. Sie hätte diese wunderschöne Frau vom Angesicht der Erde getilgt, in einem Sprühnebel aus Blut und Hirnmasse.
    Dann wäre er allein auf seinem großen Bett aufgewacht, wund und mit Schmerzen, ohne etwas zu haben, auf das er sich freuen konnte, außer seinen Racheplänen. Plänen, die er schon viele Male erdacht und ausgeführt hatte.
    Stattdessen lag, wie durch ein Wunder, diese Frau neben ihm und schenkte ihm Güte und Schönheit, durch ihre Person und durch ihre Hände.
    Um wie viel schöner es doch war, dieses liebliche Gesicht zu betrachten, als die Wände im zunehmenden Licht anzustarren und seiner eigenen Atmung zu lauschen. Wenn sie nicht hier gewesen wäre, wäre er bei Anbruch der Dämmerung aufgestanden und hätte seine Netze ausgelegt, um nach Informationen zu fischen.
    Und dann musste er natürlich noch seine Geschäfte führen. Er leitete ganz allein ein riesiges Imperium, das seine ständige Aufmerksamkeit erforderte, vierzehn Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Heute zum Beispiel musste er eine Lieferung nach Yaoundé abwickeln, Vorstellungsgespräche mit zwei neuen Waffenmeistern führen, die Wartungsprotokolle seiner Helikopterflotte überprüfen und eine Videokonferenz mit dem stellvertretenden Premierminister von Montenegro über eine sichere Leitung führen.
    Keine dieser Aufgaben stellte in diesem Moment auch nur die geringste Verlockung dar. Er ließ sich tiefer ins Bett sinken und wünschte sich, für immer dort liegen bleiben zu können.
    Sei’s drum. Er verbannte jeden Gedanken an seine Arbeit und konzentrierte sich auf die faszinierende Frau neben ihm.
    Er betrachtete ihr schlafendes Gesicht, die langen Wimpern auf ihren Wangenknochen. Sie war eine ruhige Schläferin, die Decke hob und senkte sich nur wenig bei ihren Atemzügen. Wenn es nach ihm ginge, könnte er für den Rest seines Lebens so liegen bleiben und sie einfach nur anschauen.
    Auf einmal öffneten sich Grace’ Augen ohne jede Vorwarnung. In der einen Sekunde schlief sie noch tief und fest, und in der nächsten starrte sie ihn aus weit aufgerissenen Augen verwirrt an. Er sah, wie sie ihre Lage so dicht bei ihm überdachte. Eine schwache Röte stieg ihr in die Wangen.
    „Sie, ähm, Sie waren unruhig und hatten Schmerzen … “
    „Und Sie haben mir Trost gespendet“, sagte er leise. „Danke! Wie fühlen Sie sich?“
    „Ich weiß noch nicht so

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