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Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit

Titel: Gefährliche Wahrheit - Rice, L: Gefährliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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es bei meiner Ehre.“
    Sie glaubte ihm, ohne Wenn und Aber. Seit jenem grauenhaften Moment vor der Galerie, als er bereit gewesen war, ihretwegen seine Waffen abzulegen, hatte er nichts anderes getan, als sie zu beschützen.
    Sie blickte zu ihm auf, zu diesem Monument immenser Stärke und Kraft. Sie befanden sich in seinem Heim, das im Grunde genommen eher eine Festung war, umgeben von seinen Männern, die offensichtlich gut ausgebildete, bis an die Zähne bewaffnete Bodyguards waren. Er hatte bewiesen, dass er zu Gewalt fähig war – zu einer mit solcher Geschicklichkeit und Kompetenz ausgeführten Gewalt, dass man sie schon beinahe chirurgisch in ihrer Präzision nennen konnte. Und trotzdem verspürte Grace keine Angst. Sie war schockiert und traurig und erschöpft, aber sie hatte keine Angst.
    Sie war nicht dumm. Eine alleinstehende Frau, die in einer Metropole wie New York lebte, lernte schnell, Situationen zu deuten. Sie hatte sich sämtliche Bücher zu dem Thema gekauft und Selbstverteidigungskurse besucht – nicht, dass sie irgendetwas tun könnte, um sich gegen diesen Mann zur Wehr zu setzen, falls sie mit ihrer Beurteilung falschliegen sollte.
    Aber auf ihre Intuition war Verlass. Sie vertraute ihr.
    „Ich denke, wenn Sie mir etwas hätten antun wollen, dann wäre das längst geschehen“, sagte sie leise.
    „Oh Gott. Niemals!“ Er schluckte, ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Ich kann den Gedanken, dass Sie verletzt oder verängstigt sind, nicht ertragen. Der heutige Tag war ein Albtraum für mich. Bitte, Sie müssen keine Angst haben, weder vor mir noch vor irgendjemand, der für mich arbeitet. Hier sind Sie in Sicherheit, dafür habe ich gesorgt. Also ziehen Sie jetzt beruhigt den Schlafanzug an, und schlafen Sie gut.“
    Am Fuß des Bettes lag ein mitternachtsblauer Pyjama, brandneu und aus schwerer Seide, wie es sich anfühlte. Grace zog sich im Badezimmer um und krempelte Ärmel und Hosenbeine hoch. Dann machte sie das Licht aus und kehrte ins Schlafzimmer zurück, nachdem sie die Tür leise hinter sich zugezogen hatte. Mit einem Mal überkam sie eine große Scheu.
    Sie ging auf das Bett zu, blieb dann aber einfach stehen, als die Künstlerin in ihr sich bemerkbar machte und die verängstigte, erschöpfte, gestresste Frau verdrängte.
    Die dunkelgrünen Vorhänge waren zugezogen, sodass die wie Diamanten funkelnde Skyline ausgesperrt war. Alle Lampen waren erloschen, sodass das einzige Licht der warme Schimmer war, den die verlöschende Glut des Feuers ausstrahlte.
    Auf der einen Seite des Bettes war die Bettdecke einladend aufgeschlagen, und die weiche Bettwäsche wirkte geradezu unerträglich anziehend. Drake hatte sich an sein Versprechen gehalten und lag auf der anderen Seite des Bettes, so dicht am Rand, dass er herunterfallen würde, wenn er sich im Schlaf umzudrehen versuchte. Zwischen ihnen beiden war ein Abstand von mindestens zwei Metern. Damit sie sich noch sicherer fühlte, hatte er sich nicht unter, sondern oben auf die smaragdgrüne Daunendecke gelegt und mit einer prächtigen dicken Pelzdecke zugedeckt. Er sah aus wie jemand aus einem russischen Roman.
    Nein, das stimmte nicht so ganz.
    Er sah nicht wie eine Figur aus einem Roman aus, sondern wie eine Legende . Ein Krieger aus einer längst vergangenen Zeit. Tamerlan vielleicht oder Alexander, wie er in seinem Zelt ruhte, nachdem er die Welt erobert hatte.
    Er hatte sein Hemd ausgezogen. Gewaltige nackte Schultern erhoben sich über der weichen Felldecke. Die ersterbende Glut überzog sein olivfarbenes Gesicht mit einem dunklen Schimmer und betonte die breiten, hohen Wangenknochen und das kantige Kinn, während seine Augen im Schatten lagen. Das Licht zeigte seine Muskeln im Relief: die starken Stränge des Halses, die tiefe Einbuchtung zwischen den Brustmuskeln, die Schwellung seines Bizeps.
    Ein prächtiger, verwundeter Krieger.
    Genauso würde sie ihn malen. Der verwundete Krieger, der endlich in seinem Zelt zur Ruhe kam. Das Glitzern seiner Bronzerüstung in der Dunkelheit kaum sichtbar. Vor dem Zelt ein Soldat, der Wache hielt. Der blutbefleckte Helm des Kriegers auf dem Tisch, mit stolzem Wimpel und Nasenschutz, sah wie ein menschlicher Schädel aus. Ein Mann, der an diesem Tag eine Armee befehligt hatte und verwundet worden war und der seine Männer am folgenden Tag zum Sieg führen würde.
    Es kam nur selten vor, dass Grace gleich ein ganzes Bild vor Augen hatte. Für gewöhnlich fügten sich einzelne

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