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Gefaehrliche Ziele

Gefaehrliche Ziele

Titel: Gefaehrliche Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blaine Lee Pardoe
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Mann lächelte. »Ich heiße Jones. Reo Jones.« Er streckte eine große Hand über den Tisch und Tucker schüttelte sie.
    »Tucker Harwell.«
    »Sie kommen nicht von Wyatt, oder zumindest nicht aus dieser Gegend, oder?«
    »Nein. Ich bin Terraner. Ich soll beim Einbau des neuen HPG-Kerns helfen.«
    »Na, das ist ja was. Den ganzen Weg von Terra.« Reo lehrte sein Helles. Er winkte der Bedienung und hob zwei Finger. »Lassen Sie mich Ihnen ein Bier ausgeben. Ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich Sie beim Essen gestört habe.«
    »Danke«, antwortete Tucker. »Und was machen Sie so, Reo?«
    Reo zog eine dicke Augenbraue hoch und grinste ihn wieder breit an. »Ich bin so eine Art Hansdampf in allen Gassen. Ich arbeite für eine Menge Leute. Für Geld beschaffe ich Waren und Informationen. Obwohl, wenn man andere Leute darüber reden hört, bin ich eher ein Spion und Söldner.« Er kicherte.
    »Und haben diese Leute recht?«, fragte Tucker.
    Das Bier traf ein und gestattete Reo, einen Augenblick mit der Antwort zu warten. »Ich bin ein MechKrieger, ganz einfach.«
    »Ist das die ganze Wahrheit?«, fragte Tucker und schob sich wie ein Eichhörnchen einen Bissen Steak in die Backentasche, um gleichzeitig kauen und reden zu können.
    »Es gab da ein Missverständnis. Es kam zu einem Unfall. Eine Menge Leute kamen um. Verdammte Verschwendung. Irgendjemand musste dafür büßen, und das war ich. Die Medien haben es völlig übertrieben und mir die Schuld an allem Möglichen gegeben, vom Absturz des HPG-Netzes bis zum Verschwinden von Devlin Stone. Ich war ein bequemer
    Sündenbock, und ganz egal, wie die Wahrheit aussieht, solche Leute sind in der Republik nicht gern gelitten. Also bin ich hier in dieses isolierte System geraten und habe mir gesucht, was es an Arbeit für mich gibt.«
    Tucker hörte ihm gebannt zu. »Unglaublich. Ich meine, Sie sind tatsächlich unschuldig?«
    Reo nickte ernst. »Ich werde mich nicht verteidigen, Tucker. Ich kenne die Wahrheit und mit diesem Wissen schlafe ich wie ein Baby. Ich bin es schon lange satt, mich verteidigen zu müssen. Die Leute bilden sich ihr eigenes Bild und schreiben die Geschichte um, damit sie dazu passt.«
    »Ich wollte immer ein MechKrieger werden«, stellte Tucker bewundernd fest.
    »Wirklich? Was hat Sie davon abgehalten?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hatte nie wirklich die Chance dazu. Meine Familie arbeitet seit Generationen für ComStar. Außerdem hatte ich ein Talent für Technik, deshalb hat man meine Erziehung darauf ausgerichtet. Meine Geschwister sind auch alle bei ComStar.«
    »Auf Menschen, die ihrem Schicksal folgen«, antwortete Reo Jones mit einem Trinkspruch. Die beiden Männer stießen mit den Bierflaschen an und nahmen einen langen Zug.
    Reo deutete auf Tuckers Ohrhörer. »Was hören Sie da eigentlich?«
    Tucker nahm das Ohrstück beinahe geistesabwesend ab. »Nur ein paar Sprechgesänge.«
    »Sprechgesänge?«
    »Alte ComStar-Gesänge. Früher, als der Konzern noch eine Techno-Religion war, sangen die Adepten Texte aus Betriebshandbüchern, wenn sie Arbeiten am HPG ausführten. Ich finde es ganz entspannend. Hier.« Er reichte Reo den Hörer, der ihn kurz ans Ohr hielt.
    »Sehr seltsam«, erklärte er und reichte ihn zurück. »So ähnlich wie gregorianische Gesänge, aber es sind lauter technische Termini.«
    Tucker schaltete den Medienstab aus und stopfte sich auch den Ohrhörer in die Hemdtasche. »Heutzutage ist die Musik in der Firma nur noch eine Randerscheinung. ComStar betrachtet jeden, der versucht, an die alten Tage anzuknüpfen, mit Misstrauen, aber andererseits bietet man die Gesänge im firmeneigenen Laden zum Verkauf an. Ich habe gehört, es soll tatsächlich Techs geben, die während des Sendens die Gesänge rezitieren, aber das finde ich schwer vorstellbar. Für mich ist es einfach eine Möglichkeit, abzuschalten.«
    »Haben Sie viel Stress, dass Sie diese Art Entspannung benötigen?«, fragte Reo.
    Tucker atmete tief durch, und beinahe wie von selbst begann er über die letzten Tage zu reden. Über den Druck durch Demipräzentor Faulks Feindseligkeit. Über die Fahrende Ritterin, die seine Arbeit kontrollierte. Über den peinlichen Auftritt mit Adeptin Kursks Leuten. Über die ständigen Erinnerungen daran, dass man ihn für ein Genie hielt. All der Ärger, der sich in ihm aufgestaut hatte, brach sich nun Bahn, während Reo mitfühlend zuhörte und gelegentlich nachfragte. Zwei Stunden und zwei weitere Flaschen Bier später

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