Gefährlicher Chat - Wich, H: Gefährlicher Chat
ihr wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben, denn spätestens beim nächsten Besuch würde Marie es sowieso live mitkriegen. Franzi seufzte. Das konnte ja heiter werden: ein Detektivclub mit zwei unzurechnungsfähigen Mitgliedern!
Sie beschloss, Marie den Samstag erst später zu verderben und vorher eine Stunde gemütlich zu chatten.
Im Skater-Chatroom war einiges los.
Powerfrau: Was habt ihr heute Abend so vor?
Springteufel: Ich geh auf eine Party, abtanzen. *freu*
Apple: Chatten, was sonst ;-)
Groove: Ich weiß was Besseres. Heute kommt eine tolle Doku über Inlineskater im Fernsehen. Müsst ihr euch unbedingt ansehen.
Speedy: Hab keine Lust. Sagt mal, hat einer von euch was von Boba Fett gehört?
Powerfrau: Nein, wieso?
Groove: Stehst du auf ihn, was? *grins!*
Speedy: Spar dir deine blöden Bemerkungen. Die letzten Wochen war Boba Fett immer hier. Und plötzlich, von heute auf morgen, Funkstille. Hat wirklich keiner was von ihm gehört? Es ist wichtig!!
Apple: Ich habe ihn hier noch nicht gesehen, aber ich chatte auch noch nicht so lange.
Groove: Ist’n ganz cooler Typ, aber keine Ahnung, wo er steckt.
Speedy: Er kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Ich suche schon seit Tagen in allen möglichen Chaträumen. Ich versteh das nicht. Wo ist er nur? Ich muss ihn unbedingt finden. Bitte helft mir!
Powerfrau: Reg dich doch nicht gleich so auf.
Groove: Keep cool, baby!
Franzi ärgerte sich. Hatte hier denn keiner Mitleid mit Speedy? Die schien echt verzweifelt zu sein.
Apple: Tut mir Leid für dich, Speedy. Ich weiß zwar nicht, warum Boba Fett nicht mehr hier ist, aber kann ich sonst was für dich tun?
Speedy: Danke, Apple, lieb von dir. Du hast mir schon geholfen.
Apple: Kein Problem. Gerne jederzeit wieder.
Speedy: Ich komm auf dich zu. :-)
Franzi lehnte sich zurück und ließ die anderen weiterchatten. Speedy tat ihr echt Leid. Es musste schlimm sein, wenn man jemanden im Chatroom kennen gelernt und sich angefreundet hatte, und derjenige plötzlich verschwand. Klang ganz danach, als ob Speedy sich in Boba Fett verknallt hatte. Noch eine Verliebte! Heute schien der Tag der Liebeskummeropfer zu sein.
Das erinnerte sie wieder an Marie. Sie musste sie anrufen und ihr reinen Wein einschenken. Franzi holte sich das Mobilteil aus der Ladestation im Flur.
Nach dem fünften Klingeln ging Marie endlich ran. »Marie Grevenbroich?«
»Hi, hier ist Franzi. Wo kommst du denn gerade her?«
»Ich war in unserem Fitnessraum«, antwortete Marie.
Wie selbstverständlich ihr das »unser« über die Lippen kam! Manchmal beneidete Franzi Marie dafür, dass ihr Vater so reich war und sich einen eigenen Fitnessraum leisten konnte.
»Sitzt du?«, fragte Franzi.
»Ja, warum?«, fragte Marie zurück.
Franzi holte tief Luft. »Gut. Ich muss dir nämlich was Unangenehmes erzählen.«
»Sag bloß, du willst nicht mehr bei unserem Club mitmachen! Ist dir etwa das Chatten wichtiger?«
»Quatsch!«, sagte Franzi. »Wie kommst du denn dadrauf? Nein, es geht um Stefan.«
»Ist ihm was passiert?«, fragte Marie erschrocken. »Hatte er einen Unfall?«
»Nein«, sagte Franzi. »Jetzt lass mich doch mal ausreden! Stefan hat seit Neuestem eine Freundin.«
Schweigen in der Leitung.
Franzi hakte nach: »Hast du mich verstanden?«
»Ja.« Maries Stimme klang plötzlich heiser. »Bist du … bist du dir wirklich sicher?«
»Hundertprozentig sicher«, sagte Franzi. »Ich hab ihn mit seiner Freundin gesehen. Sie standen vor dem Schuppen und haben sich so heftig geküsst, dass ich dachte, sie fressen sich gleich gegenseitig auf.«
Marie schluchzte auf.
»Hey!«, sagte Franzi. »Das war doch absehbar. Er ist schon ein Jahr lang solo gewesen.«
Marie schluchzte weiter, während sie herauspresste: »Wie heißt sie? Wie alt ist sie? Wie sieht sie aus?«
Franzi überlegte. »Keine Ahnung, wie sie heißt. Stefan hat sie mir nicht vorgestellt. Ich schätze, sie ist siebzehn oder achtzehn. Und wie sie aussieht? Sie ist blond.«
»Ist sie hübscher als ich?«, fragte Marie.
»Sie sieht ganz gut aus«, antwortete Franzi, »aber ob sie hübscher als du ist, kann ich echt nicht sagen. Er ist mit ihr zusammen, so viel ist klar. Und er scheint ziemlich verknallt zu sein.«
»Nein!«, schrie Marie auf.
»Vergiss ihn lieber«, sagte Franzi. »Er ist sowieso viel zu alt für dich. Und er ist total langweilig, glaub mir, er liest zum Beispiel jeden Tag den Wirtschaftsteil der Tageszeitung, gähn!«
Aber
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