Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
Fenster auf und steckte den Kopf in die eiskalte Luft hinaus.
»Vielen Dank! Aber jetzt komm rein! Ich mach dir ein warmes Frühstück, du musst ja schon ganz durchgefroren sein.« Ihr Atem bildete eine Wolke um sie herum.
Er hatte nur diese dünne Jeansjacke an, die der bitteren Kälte nicht im Geringsten gewachsen war. Er hatte ja nicht mal Handschuhe! Caroline nahm sich vor, ihm zum Dank für das Schneeschaufeln ein Paar warme Winterhandschuhe zu kaufen. Sie würde ihm schrecklich gern eine warme Jacke kaufen, aber das gab ihr Budget nicht her, und er würde sie vermutlich auch gar nicht annehmen. Er schien ein stolzer Mann zu sein, der nicht gerne daran erinnert wurde, dass er sich nicht mal anständige Winterkleidung leisten konnte. Aber die Handschuhe, die würde er sicher akzeptieren.
Jack winkte ihr mit der Hand zu, vom Fenster wegzugehen. »Mach das Fenster zu! Du erkältest dich noch! Ich bin hier gleich fertig.«
Er wartete, bis sie das Fenster wieder heruntergeschoben hatte, und nahm dann seine Tätigkeit wieder auf. Caroline beobachtete ihn noch einen Moment lang durch die Scheibe hindurch und bewunderte die Sparsamkeit seiner Bewegungen. Er schien genau das richtige Maß an Energie in den Job zu stecken, der nötig war. Seine Bewegungen waren regelmäßig und geschmeidig.
Mit einem Mal durchzuckte sie die Erinnerung an einen anderen Moment, in dem seine Bewegungen regelmäßig und geschmeidig gewesen waren – als er in ihr gewesen war und sie mit der Gleichmäßigkeit einer Maschine befriedigt hatte. Die Erinnerung daran sandte eine Hitzewelle durch ihren Körper, die so intensiv war, dass ihre Haut prickelte und feuerrot wurde.
Das war etwas, was Caroline noch in den Griff bekommen musste. Der Mann war nicht dumm. Er war aufmerksam und scharfsinnig. Ihre Haut war wie ein Leuchtfeuer, das signalisierte, was sie dachte und fühlte. Sie erinnerte sich an den Sex, den sie gehabt hatten, und es entzog sich komplett ihrer Kontrolle. Erstaunlich. Normalerweise verfügte Caroline über jede Menge Selbstkontrolle. Sie war immer sehr kühl und beherrscht und jederzeit Herrin der Lage im Umgang mit Männern.
Offensichtlich war Jack die Ausnahme.
Tja, dann würde sie wohl schnellstens lernen müssen, mit ihren unberechenbaren Gedanken umzugehen, weil Jack nämlich sehr bald hereinkommen würde und sie in seiner Gegenwart nicht andauernd rot werden wollte.
Eine halbe Stunde später hatte Caroline rasch geduscht und die Überreste ihres gestrigen Abendessens beseitigt.
In der Dusche hatte sie konsequent an ihr Bankkonto, den Boiler und die letzte Rate für Tobys Beerdigung gedacht, die bald fällig war und ihr für ein paar Monate finanziell den Garaus machen würde. Alles Dinge, die ihre Laune mit Sicherheit dämpfen würden.
Und das brauchte sie, denn sobald sie unter der Dusche stand, wurde sie ständig daran erinnert, wie sie die letzte Nacht verbracht hatte. Als sie sich zwischen den Beinen wusch, waren ganz besonders niederschmetternde Gedanken erforderlich gewesen, denn bevor sie sich einseifte, konnte sie Jack und den Sex in der dampferfüllten Duschkabine riechen und ihn immer noch zwischen ihren Beinen fühlen , wo sie ein wenig wund war.
Während sie sich ankleidete, nach unten ging und aufräumte, versuchte sie sich einzureden, dass sie absolut cool bleiben würde, wenn Jack gleich wieder hereinkam. Sie konnte es, sie würde es schaffen …
»Hallo.«
Oh Gott, ein einziges Wort mit dieser tiefen Stimme reichte, und ihre Bauchmuskeln zogen sich zusammen und jedes Quäntchen Blut, das sich nicht zwischen ihren Schenkeln gesammelt hatte, strömte in ihr Gesicht. Er war so leise reingekommen, dass sie ihn gar nicht gehört hatte, was ein Wunder war, wenn man bedachte, wie dringend die Angeln der Garagentür geölt werden mussten.
»Hi.« Innerlich zuckte Caroline zusammen. Ihre Stimme klang gepresst, und ihr Gesicht hätte man sicherlich mit einer roten Ampel verwechseln können.
Jack stand regungslos da, gleich hinter der Tür. Der Schnee, der sich auf seiner Kleidung angesammelt hatte, begann zu schmelzen und tropfte auf den Boden. Sie starrten einander an. Caroline fühlte sich unbehaglich und verlegen.
Was kam jetzt? Was für eine Art Morgen würden sie haben? Einen Danke-für-den-Sex-Ma’am-ich-geh-dann-mal-auf-mein-Zimmer-Morgen? War das, was sie gehabt hatten, nichts weiter als ein One-Night-Stand gewesen? Oder standen sie am Beginn einer … einer Beziehung , und wie heikel würde
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