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Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Zweifel daran, was er im Sinn hatte. Die Hitze in seinen Augen hätte Stahl zum Schmelzen bringen können. Was sie in ihnen sah, raubte ihr den Atem.
    Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich am Weihnachtsmorgen hier saß, der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte, ihre Hand hielt und sie beide an die letzte Nacht dachten. Dass sie beide an Sex dachten und daran, dass sie bald wieder im Bett sein würden.
    Er hatte das kurze Zucken ihrer Hand bei seinen Worten bemerkt, sie hatte in seiner leicht gezittert. Ihr fiel beim besten Willen nicht ein, was sie sagen sollte. Die Stille im Haus hüllte sie ein, während sie einander ansahen.
    Die Stille. Die Stille im Haus. Es war still . Vollkommen, ganz und gar ruhig.
    »Oh Gott, nein!« Jeglicher angenehme Gedanke an Liebe und Weihnachten war wie weggeblasen, aus ihrem Kopf verschwunden, als ob er niemals existiert hätte.
    Sie wusste genau, was diese Stille bedeutete. Die Heizungsanlage gab ein ständiges tiefes Summen von sich, ein Hintergrundgeräusch, das man bald gar nicht mehr wahrnahm, das man auf der Stelle wieder vergaß, aber es war immer da. Die vollkommene Stille im Haus konnte nur eines bedeuten: Den Heizkessel hatte der Tod ereilt.
    Tränen sprangen ihr in die Augen.
    »Der Boiler«, flüsterte sie. »Oh Jack, der Boiler hat soeben mal wieder den Geist aufgegeben. Oh mein Gott, es tut mir so leid!«
    Caroline wusste genau, was das bedeutete. Mack der Depp würde allerfrühestens am Montagabend kommen, sodass drei elende, leidvolle Tage vor ihnen lagen.
    Es dauerte ungefähr zwei Stunden, bis die Restwärme das Haus verließe, und dann würde die Kälte ihre eisigen Finger ausstrecken, hineingreifen und sie und das Haus zerquetschen.
    Sie würden den ganzen heutigen Tag, den ganzen Sonntag und den ganzen Montag in Eiseskälte verbringen. Das hieß, sich mit jedem nur greifbaren Kleidungsstück auszustaffieren, das man nur überziehen konnte, bis nur noch die Fingerspitzen und die Nase herausschauten, und dann würden sie ganz langsam auskühlen, so sehr, dass es wehtat. Es hieß, sich vor den Kamin zu hocken und von der einen Seite geröstet zu werden und auf der anderen Seite zu erfrieren. Jeder andere Teil des Hauses würde so kalt werden, dass es Schmerzen bereitete, sich dort aufzuhalten. Einmal hatte sie tatsächlich erst das Eis in der Toilette zerschlagen müssen, bevor sie sich erleichtern konnte.
    Dumme, dumme Caroline! Wie hatte sie nur auf die Idee kommen können, dass dieses Weihnachtsfest auf irgendeine Weise anders als die vergangenen Weihnachtsfeste sein würde, nämlich schwierig und einsam.
    Das leichte Hochgefühl, das sie seit dem Aufwachen erfüllt hatte, war vollständig verflogen. Alles schien so … anders zu sein. Zum ersten Mal seit Langem hatte es eine ganze Menge gegeben, worauf sie sich gefreut hatte: das Prickeln einer Anziehungskraft, die sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte, ein paar Tage, in denen sie nichts anderes tun wollte, außer zu faulenzen, ein wenig zu flirten und wunderbaren Sex zu haben.
    Stattdessen konnte sie sich jetzt auf einige schlimme Tage freuen, in denen sie versuchen musste, einfach nur am Leben zu bleiben.
    »Entspann dich«, murmelte Jack und fuhr mit einem Finger über ihre Wange.
    Er hatte leicht reden. Doch dann fiel ihr ein, dass er vielleicht am besten wusste, wie es war, sich tagelang zusammenzudrängen, auf der Suche nach ein bisschen Wärme. Er hatte am Hindukusch gekämpft. Sie erinnerte sich deutlich daran, dass er das gesagt hatte. Und ihre Geografiekenntnisse waren gut genug, um zu wissen, wo genau sich der Hindukusch befand – er war sozusagen das Vorgebirge des Himalaja. Also war ihm die Situation vertraut.
    Nur dass er sich nicht auf einer Mission in irgendeinem gottverlassenen Hinterland befand, wo solche Härten die Regel waren. Er befand sich in einem Haus, für das er gutes Geld bezahlt hatte, sodass er einen gewissen Komfort erwarten konnte.
    Caroline hatte sich ein bisschen Unbeschwertheit in ihr Leben zurückgewünscht, nach so vielen Jahren des Kampfes und der Dunkelheit. Sie hatte sich so auf ein paar Tage voller Flirten und Leichtigkeit und … na ja, Sex gefreut. Sie hatte vorgehabt, ihn mit gutem Essen zu überschütten und den Weinkeller zu plündern. Wozu waren die ganzen Flaschen voller Syrah und Valpolicella schon gut, da unten im Dunkeln?
    Und stattdessen stand sie jetzt hier und erlebte eine Wiederholung der grauenhaften Situation mit den Kippings.

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