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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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die Kantine und die war nun zu einem Gutteil belegt. Um einen Tisch in der Mitte saßen mehrere führende Beamte, während sich die niedrigeren Dienstgrade mit einem Stehplatz begnügen mussten. Bis hinunter zu den Polizisten, die sich so weit entfernt befanden, dass sie kurzerhand auf Stühle und Tische stiegen, um von sich behaupten zu können, sie hätten den Brief des Mörders ebenfalls gelesen. Die Morde von Whitechapel waren ohne Zweifel zu einem Ereignis geworden.
    Walker spielte den Wellenbrecher und kämpfte ihnen den Weg zum Tisch frei.
    Der Chief Commissioner, der den Brief vor sich liegen hatte, blickte zu Walker und St. John auf und schob ihnen das in ordentlicher Schrift verfasste Dokument zu.
    „Das ist kein Blut, oder?“, fragte jemand mit Blick auf die in roter Farbe gehaltene Schrift. Walker verneinte.
    „Nein. Das ist rote Tinte.“
    „Der Kerl versteht sich auf Effekte!“, kam es von irgendwoher und erntete den einen oder anderen Lacher.
    „Datiert ist er bereits auf den 25. September.“
    „Eine schöne Schrift.“
    „So viel zum Irren.“
    „Bleibt noch der Arzt.“
    „Und woher wissen wir, dass er echt ist?“ Alle Blicke wandten sich einem unscheinbaren, hageren, jungen Polizisten mit einem viel zu engen Kragen zu.
    „Er schreibt, er werde dem nächsten Opfer die Ohren abschneiden. Das hat er bei Eddowes getan“, erwiderte Walker, ohne den Blick von dem Brief zu heben. Stummes Entsetzen ergriff die Männer und es dauerte eine Weile, bis man sich gefasst hatte.
    „Was schlagen Sie vor?“
    St. John straffte sich. Er hatte das Gefühl, als sei diese Frage eine direkte Aufforderung an ihn.
    „Wir sollten den Brief auf Flugblätter drucken lassen. Die Schrift scheint sehr aussagekräftig und vielleicht erkennt jemand sie.“
    Zustimmendes Gemurmel.
    „Nein. Das ist dummes Zeug“, erhob einer der dienstältesten Beamten das Wort. „Wir werden uns nicht blamieren und einen solchen Wisch in die Welt schicken. Gerade so, als müssten wir unsere Erfolglosigkeit dadurch dokumentieren, dass wir Nachahmern eine Plattform bieten. Was soll das mit dem Ohr, meine Herren. Eddowes Ohr wurde mit ziemlicher Sicherheit beim Durchschneiden ihrer Kehle abgetrennt. Und, dass Blut erstarrt, weiß wohl jedes Kind auf der Straße.“
    „Aber die Details, die er nennt, Inspector Hancock!“
    Der Alte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er schüttelte sein ergrautes Haar.
    „Ja, was sind denn das für Details? Dass das Opfer nicht geschrien hat? Woher wollen wir das wissen? Einzig, weil sich kein Zeuge gefunden hat, der von Schreien berichtet hätte. Das kann er sich ausgedacht haben. Nein. Dieser Brief ist und bleibt für mich eine widerwärtige Kuriosität. Nichts weiter.“
    Dies schien das Schlusswort zu sein, denn Walker übernahm den Brief und schob ihn vorsichtig in eine lederne Mappe.
    „Und was denken Sie?“, fragte er St. John, als sich die Menge auflöste und die Botschaft zu den Polizisten weitergetragen wurde, die nicht an dieser denkwürdigen Besprechung hatten teilnehmen können.
    St. John zuckte mit den Schultern. „Für mich bleibt O’Malley der Favorit.“ Er spürte Walkers beinahe lauernden Blick und die hochgezogene Augenbraue. Er hatte eindeutig die falsche Formulierung gewählt und errötete.
    „Die Zeugenaussage von Digby … das ist im Moment in meinen Augen das Stichhaltigste, was wir haben, und ich bin fest entschlossen, seine Alibis für jeden einzelnen Fall zu überprüfen. Heute noch.“
    Walker blieb stehen. Vereinzelt hasteten Beamte an ihnen vorbei, doch Notiz nahm keiner von ihnen, während sie sich Auge in Auge gegenüberstanden.
    „Ich habe Sie gewarnt. Wenn Sie Mist bauen, können Sie von mir keine Deckung erwarten.“
    St. John nickte und ließ Walker stehen.
    Er hatte mit der Suche im Bordell begonnen und am Gesicht der Puffmutter gleich erkannt, dass er Glück hatte. O’Malley war da. Dass er ihn in seinem Bett vorfand, wo er eine Opiumpfeife rauchte, erregte St. John weniger als der Umstand, dass der Bandit eine junge Nutte zwischen seinen Beinen kauern hatte, die ihn oral befriedigte. Das Mädchen hatte langes, blondes Haar und eine attraktive Figur.
    O’Malley sah St. John mit kalten Augen an. „Was kann ich für Sie tun, Inspector St. John?“ Er schien keinen Anlass zu erkennen, warum er das Mädchen in seinen Bemühungen hätte unterbrechen sollen.
    „Ich habe hier …“, St. John kämpfte die tobenden Gefühle nieder und zog das

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