Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
Doch nicht um jeden Preis!
Es war in dem Moment, da Mont-Angus versuchte, seine Hand hinter St. Johns Hosenbund zu schieben, als er die Beherrschung verlor, das Handgelenk des anderen packte und herausriss.
„Was ist? Was hast du?“, erwiderte Mont-Angus verwirrt. „Ich dachte, du magst es!“
„Es … es geht mir zu schnell. Außerdem mag ich es nicht in einer Kutsche tun.“
Mont-Angus schob sich an ihm aufwärts. Das sofort wieder einsetzende Streicheln machte St. John deutlich, dass er den unerwünschten Liebhaber keineswegs in die Flucht geschlagen hatte. Im Gegenteil.
„Du bist also noch ein wahrhaft scheues Reh. Aber doch keine Jungfer mehr, oder?“
„Nein.“ Wie trocken seine Kehle war und wie rau sein Hals. „Nein, ich bin keine Jungfrau mehr.“
„Das hätte mich nicht gestört. Ich bin sanft und einfühlsam, wenn es vonnöten ist. Aber auch heiß und stürmisch …“
Das Bild, wie er Mont-Angus mit Kieran gesehen hatte, blitzte in seinem Gedächtnis auf und löste eine Welle Übelkeit aus. Er sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers nach Kieran. Nach seinem Duft, seiner Haut, seiner Stimme, seiner Berührung. Warum konnten sie es nicht schaffen, gemeinsam diesem Sumpf, diesem Dreck zu entkommen?
„Gut, mein süßer Cherubim … Dann warten wir, bis wir bei mir zu Hause sind. Nicht mehr lange, mein Engelsgleicher. Nicht mehr lange.“ Die Stimme hatte etwas beinahe Gespenstisches angenommen.
Mehr als zuvor verlangte es St. John nach einer Waffe. Eine Klinge, irgendetwas, mit dem er sich hätte verteidigen können, denn dass dies in der Nacht notwendig werden würde – dessen war er vollkommen sicher.
„Ich werde dich heute Nacht verwöhnen … dich in den Himmel der Lust erheben.“
Mont-Angus’ Hände wanderten begehrend über St. Johns Körper. Seine Lippen näherten sich St. Johns. Er schob sich in den Polstern hoch, um die Küsse nicht erwidern zu müssen.
„Hast … hast du es jemals mit Frauen getan?“
Seine Knöchel hatten sich weiß verfärbt. Mont-Angus hob seinen Kopf und sah ihn verwundert an.
„Ja … aber das ist viele Jahre her. Und da habe ich gelernt, dass alle Frauen Dreck sind. Verseucht mit Krankheiten. Ich wurde Arzt, weil ich herausfinden wollte, warum es gerade Frauen sind, die die schrecklichsten Krankheiten in sich tragen und weitergeben. Nimm nur die Hämophilie. Die Syphilis. Weißt du, was ich meine?“
St. John versuchte, sich etwas bequemer hinzusetzen und gleichzeitig Interesse zu demonstrieren, um Mont-Angus von seinen Liebkosungen abzuhalten.
„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Im Übrigen bin ich immer davon ausgegangen, dass das ein Problem der Unterschicht wäre.“
Mont-Angus riss die Augen so weit auf, dass das Weiß seiner Augäpfel selbst in der Düsternis der Kutsche noch zu leuchten schien.
„Das denkst du. Natürlich spielte es sich vorwiegend unter den zahllosen Huren in den Elendsvierteln ab. Aber inzwischen ist diese moderne Pest längst in den Salons der oberen Klassen angekommen. Übertragen durch jene Weiber, die, behaftet mit ihrer Schande, in den Dienst in unseren Häusern eingetreten sind, um die führende Klasse hinwegzuraffen. Es ist der Feind in deinen eigenen vier Wänden. Sie leben unter uns und stecken uns tagtäglich mit ihren Krankheiten an. Rotten uns aus …“
Er war definitiv auf der richtigen Spur.
„Und wenn man es nur mit Männern tut, kann man dem entgehen?“, fragte er mit dem Unterton des ungläubigen Schülers.
„Aber selbstverständlich. Doch es müssen Männer sein, die den Huren seit langer Zeit abhold sind. Auf mich kannst du dich verlassen. Und auf jeden Mann, den ich dir zur Verfügung stelle.“
„Und wo findest du diese Männer?“ Er konnte nicht aufhören. Es war wie eine Fieberwolke aus Fragen.
Mont-Angus setzte sich sehr gerade hin, während die Kutsche über das Pflaster rumpelte.
„Sagt dir der Name Five to Twelve Club etwas?“
St. John nickte langsam. So nahe hatte er die Dinge nicht an sich herankommen lassen wollen. Es war überraschend, aber deswegen nicht weniger schmerzhaft.
„Ja. Ja, ich habe schon davon gehört. Aber da gibt es doch auch Frauen …“
„Das ist keine Frage. Es gibt immer noch Männer, die den Ernst der Lage nicht begriffen haben. Aber von denen halte ich mich fern. Außerdem hat der Club den Vorteil, dass es dort Möglichkeiten gibt, diese Huren spüren zu lassen, was du von ihnen denkst … und weißt.“
„Du kannst sie
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