Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
durch die Hölle gegangen war, ob sich ein Frackträger neben ihm über irgendwas echauffierte.
„Warum unternimmt denn niemand etwas? Lord Ronston, können Sie nicht … Also wirklich.“ „Das ist doch der junge St. John …“ Die Stimmen schienen sich zu vermehren. Um ihn zusammenzuziehen.
„Ich kümmere mich um ihn …“ Er kannte diese Stimme. Ruhig und freundlich. „Bitte?“, kam es hochnäsig.
„Lassen Sie uns bitte durch!“ Ein Arm drückte gegen seinen Rücken. Ohne es steuern zu können, begann St. John, zu gehen. Geschoben. Gedrängt.
Wortlos, energisch wurde er ins Freie verbracht. Dann erst erkannte er, wer ihn nach draußen befördert hatte: Kieran!
Alles um ihn herum drehte sich. Er war beinahe dankbar, dass er den festen Griff des Blind Dogs Anführers um seinen Arm spürte.
„Wo … wo kommst du jetzt her?“, fragte er und seine Stimme klang unsicher.
„Setz dich! Ich bin mit einem Bekannten hier.“
„Aus dem Five to Twelve Club?”
Kieran setzte sich auf den Sockel einer Säule und zündete sich eine Zigarette an. „Dafür, dass ich deinen verdammten Arsch gerettet habe, bist du ganz schön undankbar.“
Es ärgerte St. John, dass Kieran so redete, als handele es sich lediglich um irgendeine Läpperei.
„Dann sage ich jetzt Danke und gehe.“ Er wandte sich um und rechnete nicht damit, doch Kieran erhob die Stimme abermals.
„Ich verkehre in diesem Club, seit ich sechzehn bin.“
Er hielt inne, sah aber noch immer geradeaus.
„Ein Mitglied hat mich auf der Straße aufgegabelt und mitgenommen. Hätte ich nicht dort angeschafft, wäre ich krepiert.“
St. John hörte das Geräusch, wie Kieran inhalierte. Dann blies er den Rauch geräuschvoll in die Luft.
„Und wäre ich nicht noch immer dort unterwegs, so wärst du krepiert!“
Jetzt wandte er sich um und sah den noch immer Sitzenden an.
„Woher wusstest du, dass ich bei Mont-Angus war?“
„Er hatte es mir angekündigt.“
St. John traute seinen Ohren nicht. Seine Knie gaben nach und er musste sich abstützen. „Er hat was?“
„Bevor er in die Oper gefahren ist, hat er mir erzählt, dass er sich in dieser Nacht einen Cop schnappen will, der ihm Ärger macht.“
„Wusstest du, dass er in Whitechapel …“ Kieran schüttelte den Kopf.
„Nicht wirklich. Wobei ich ihn kannte. Ich hatte es mir gedacht. Und als er sich in Rage geredet hat … er kannte mich ja … glaubte er, sich gehen lassen zu können. Da war mir klar, dass ich dem Ripper in die Augen sah.“ Er zertrat den Rest seiner Zigarette und nahm sich eine neue. „Ich habe dich in der Oper gesucht. Wollte dich warnen. Als ich dich nicht fand, bin ich zu ihm gefahren, in der Hoffnung, euch abpassen zu können. Und Gott allein weiß, wie knapp es war, als ich …“ Seine Stimme versagte und er rauchte intensiv.
Offensichtlich rang er um Fassung.
„Herrgott … ich dachte, du wärst tot. Überall das Blut. Ich habe ihn getötet. Dem Spuk ein Ende gemacht. Es hat sich gut angefühlt. Als wische man Dreck vom Stiefel.“
„Aber dann? Du warst es, der Walker verständigt hat, ja?“
St. John trat vor Kieran.
Der nickte. „Ja. Wir haben ausgemacht, dass ich mich bedeckt halte. Er hat eine Geschichte erfunden, damit keiner dumme Fragen stellte.“
„Und was ist mit der Jagd nach dem Ripper?“
Kieran zuckte mit den Schultern. „So wie Walker sagt, werden die Akten beiseitegelegt. Noch ein paar Monate und niemand wird mehr von den Whitechapel-Morden reden. Sie werden in Vergessen geraten. Wie du und ich und Mont-Angus. Für die Welt hat der Ripper aus irgendwelchen Gründen seine Serie mit Mary Kelly beendet.“
„Und warum sagen wir nicht offen, wer es war?“
Kierans Lippen pressten sich so fest zusammen, dass die Zigarette beinahe zerdrückt wurde. Als der Rauch aufstieg, schlossen sich seine Lider gegen den scharfen Qualm. Er legte den Kopf leicht schräg, was St. John einfach schön fand. Sein Profil aus einer ganz anderen Richtung zu sehen.
„Der Club wurde aufgelöst. Ein paar Herren haben sich für die kommende Zeit ins Ausland zurückgezogen. Das, mein Lieber, war der Preis.“
Der Schneefall setzte wieder ein. Viel Schnee, von keinem Lüftchen bewegt. Kieran schlug fröstelnd seinen Kragen hoch.
„Also? Du hast meine Frage nicht beantwortet!“
Der sitzende Mann zuckte mit den Schultern. „Es ist undenkbar, das Königshaus in solch ein Verbrechen hineinzuziehen. Du weißt, dass die Öffentlichkeit den guten Eddy sowieso
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