Gefährliches Begehren
ohne die Hilfe des mörderischen Irren. In ihrem Wahn nach Rache hatte sie den Zeitpunkt verpasst, an dem es für sie kein Zurück mehr gab.
Im Glauben, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte, hatte sie sich daran gemacht, sehr, sehr schlecht zu werden und hatte nicht bemerkt, wie sehr sie sich irrte, bis sie das Einzige, ohne das sie nicht leben konnte, verloren hatte – den Respekt des Mannes, den sie liebte.
Ein Mann wie er, ein aufrechter, von ethischen Grundsätzen geleiteter, anspruchsvoller Mann, der von sich selbst so viel erwartete wie von ihr, würde sie niemals haben wollen. Sie könnte versuchen, den Fehler wiedergutzumachen. Sie könnte so unterwürfig wie eine Nonne werden, so umsichtig wie eine Königin. Sie fürchtete sich vor einer solchen Zukunft, aber es hatte ohnehin keinen Sinn, es überhaupt zu versuchen.
In diesem Augenblick stürmte Wyndham ins Zimmer. Er riss die Tür mit so viel Schwung auf, dass sie an die Wand knallte und hinter ihm wieder ins Schloss fiel. Erschrocken sprang Alicia auf.
Worte der Überraschung und des Tadels blieben ihr in der Kehle stecken, als sie seine düstere Miene sah, in der Wut und Selbsthass tobten.
»Du bist mein schrecklichster Albtraum«, knurrte er. »Du
bist eine Frau, die über einen hereinbricht wie ein Wirbelsturm, das größte Chaos verbreitet und dann darüber lacht und ihres Weges zieht.«
Alicia wich einen Schritt zurück. »Ich …«
Er trat näher und beugte sich vor, seine Augen waren so dunkel wie die eines Raubtiers kurz vor dem Angriff. »Du wirst mich nicht zerstören!«
Alicias Rücken berührte den Bettpfosten und rief ihr ins Bewusstsein, dass sie im Begriff war, feige den Rückzug anzutreten. Sie richtete sich auf und starrte Wyndham ebenso zornig an.
»Du tust so, als wolltest du mich nicht, aber ich bin keine Jungfrau mehr, Wyndham! Ich weiß, wenn ein Mann mich begehrt!«
»Das glaube ich gerne«, sagte er rau. »Ich nehme an, es ist Ansporn für dich, dein Bestes zu geben!«
Sie hob das Kinn. »Ich habe nichts weiter getan, als dir in jeder Minute, die wir zusammen waren, die Wahrheit zu sagen. Wenn dir das nicht reicht, dann … dann reicht dir wohl nichts. Und Nichts ist genau das, was du bekommen wirst.«
Er ergriff sie an beiden Schultern. Er tat ihr nicht weh, aber zärtlich war er auch nicht. »Du hast recht. Ich will dich. Ich will in dich hineinsehen, will die Wahrheit in dir erkennen – aber du lässt mich nicht in dich hinein!« Er griff fester zu, und da stieß sie einen leisen Schmerzensschrei aus, denn ihre Schulter tat noch immer von ihrem Erlebnis im Garten weh.
Er lockerte seinen Griff, aber er ließ sie nicht los. »Wenn du deine Tore nicht öffnest«, sagte er, und seine Stimme war tief und klang gefährlich, »dann sehe ich mich gezwungen, die Festung zu stürmen.«
Mit diesen Worten riss er sie an sich und presste seinen Mund fest auf ihre Lippen. Alicia erwiderte seinen Kuss, ebenso zornig, ebenso verwirrt – ebenso einsam.
Wyndham ließ sie los, um sie in die Arme zu schließen, und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn an sich und vertiefte ihren Kuss.
Dann spürte sie den Boden hart an ihrem Rücken und das Kratzen des Teppichs an ihrem nackten Po, als er ihre Röcke nach oben zerrte. Rasch justierte er die Front seiner Hose, und schon warf er sich auf sie. Sie warf den Kopf hin und her und protestierte leicht, als er derart unvermittelt in sie eindrang, aber sie war vor Verlangen bereits feucht, und er bereitete ihr mehr Lust als Schmerz.
Sie klammerte sich an ihn, während er mit großer Kraft in sie stieß und ihre Festung stürmte. Lust durchwogte sie, Sehnsucht und die schockierende Erfüllung, genommen zu werden, wehrlos in den Händen eines starken Mannes zu sein, ihrem mächtigen Liebhaber ausgeliefert zu sein.
Sie ließ ihn ein, gab sich ihm ganz hin, halbnackt, beschämt und eifrig, aber er konnte nicht über seine eigenen Mauern sehen.
Sie gab sich ihm immer wieder hin, war seine Göttin und seine Hure, seine Geliebte und seine Gespielin der Lust, verzweifelt in dem Verlangen, ihm zu zeigen, dass es keine andere Alicia gab, dass er alles von ihr besaß, was es zu besitzen gab – aber er konnte es nicht erkennen.
Ein letztes, bebendes Mal rammte er sich in sie und stieß dabei ein dunkles, keuchendes Stöhnen des Selbsthasses aus, dann rollte er sich von ihr herunter, bevor sie auch nur Atem schöpfen konnte. Er stand auf und kehrte ihr den Rücken zu, während er
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