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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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zu sehen. Die vier Lords folgten ihr ein wenig langsamer.
    Sie fand nichts, obwohl sie den ganzen Weg bis zu dem schwach erleuchteten Flur vor ihrem Schlafzimmer penibel absuchte.
    Schwach erleuchtet. Nie zuvor war der Flur von nur einer einzigen Wandleuchte erhellt gewesen. Lord Cross war überaus großzügig mit seinen Kerzen aus echtem Bienenwachs.
    Sie hatte einen Diener gestreift, einen kleinen Mann, der das Gesicht abwandte.
    Einen Mann, der sie wie ein Taschendieb bestohlen hatte.
    Nein. Sie drehte sich zu Wyndham und den anderen um, deren Mienenspiel unterschiedliche Grade des Unbehagens offenbarten. »Lady Alicia«, sagte Wyndham erzürnt, »ich bin bereit zu warten, bis dieser Mann sich zeigt. Es gibt keinen Grund, Ausflüchte zu finden, um diese Untersuchung fortzusetzen.«
    Sie schüttelte den Kopf und streckte die Hände aus. »Aber es stimmt. Ich schwöre es. Er schrieb, er würde mich töten und lachen, wenn ich sterbe. Er schrieb, er würde den Prinzregenten wegbringen und England wäre verloren.«
    »Bei allem Respekt, Lady Alicia, aber das ist nicht ganz korrekt.« Lord Dryden rieb sich ein wenig verlegen den Nacken. »Wir alle würden Prinz George sehr vermissen, aber ich glaube kaum, dass England ohne ihn verloren wäre.«
    Es passierte alles noch einmal. Sie konnte es nicht ertragen. Sie wandte sich an Wyndham, an den Einzigen, auf dessen Gesicht sie Vertrauen und Verständnis sehen wollte. »Es ist die Wahrheit, Mylord. Ich kann Euch wörtlich
wiederholen, was er geschrieben hat. Jedes einzelne Wort. Es war ein grausamer und bösartiger Brief, voller Wahnsinn …«
    »Der Mann, den wir suchen, ist nicht verrückt«, sagte Wyndham kühl. »Brillant und grausam, aber nicht verrückt. Auch ist er nicht daran interessiert, wie ein Schulmädchen Zettelchen zu schreiben. Ihr habt aufs falsche Pferd gesetzt, Mylady.«
    Alicia stockte der Atem. »Ich … ich habe nicht …«
    Wyndham drehte sich um. »Gentlemen, die Karten warten.«
    Die anderen folgten ihm, auch wenn Lord Dryden ihr einen nachdenklichen Blick über die Schulter zuwarf, als sie gingen. Lord Greenleigh blieb kurz an einer der nicht angezündeten Wandleuchter stehen, bedachte Alicia mit einem unergründlichen Blick, dann folgte auch er den anderen.
    Schwankend streckte Alicia eine Hand nach der Wand aus, um sich abzustützen, während sie nach Atem rang. Wyndhams Gesicht …
    Ich werde dich langsam töten, und du wirst in dem Wissen sterben, dass ich gewonnen habe.
    Sie hatte den einzigen Menschen verloren, der ihr geglaubt hatte. Alicia kam der Gedanke, dass der Verrückte schon jetzt gewonnen hatte.
     
     
    Das flammenhaarige Mädchen war auf seine List hereingefallen wie der Fuchs auf die Meute.
    Der Narbenmann gluckste und rieb sich die Hände, teils aus Freude, teils um sich warm zu halten. Er war endlich wieder ein Lord in seinem eigenen Schloss, in einer Trutzburg aus Feuer und Tod. Es war eine brillante Schöpfung, wenn
auch nicht ganz des Geistes würdig, der dieses Spielzeug für jenen fetten, infantilen Säufer, der sich Prinz nannte, erschaffen hatte.
    Er streckte eine zittrige Hand aus, um über die Wand seiner feinen, gräflichen Behausung zu streichen. Bald musste er den Ort verlassen, aber er würde ihn in guter Erinnerung behalten. Er wünschte nur, er hätte zugegen sein und den Ausdruck im Gesicht dieser Hure sehen können, als sie nichts in ihrer Tasche gefunden hatte.
    Er gluckste wieder, genoss das Geräusch in den engen Mauern seines neuen Königreiches. Im Innern war es nichts als eine stabile Hütte, aber war das bei diesen feinen Häusern nicht immer so? Von außen herrlich anzusehen, aber im Innern voller vergangener, schäbiger Eleganz.
    Er würde sich von seiner Belohnung ein Schloss in Lourdes bauen, beschloss er launig. Ein Schloss mit Giebeln und Türmchen …
    »Und jeden Abend gibt es ein Feuerwerk.« Seine heisere Stimme erfüllte den Raum, dann wurde es wieder still.
    Aber nicht für lange Zeit.
     
     
    Der Rest des Kartenspiels – das eigentlich ein Treffen der Vier war und aus langem Kartenmischen und Ausgeben bestand – litt, in Lord Drydens Worten, unter einem Übermaß an Nachdenklichkeit.
    Stanton war daran schuld, wer sonst, aber es hatte ihn schwer getroffen, seine dunkelsten Befürchtungen hinsichtlich Alicia derart öffentlich eintreffen zu sehen – oder zumindest vor den anderen drei. Zur Hölle noch mal! Warum konnte sie nicht die Frau sein, für die er sie gehalten hatte? Warum konnte

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