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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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aber das Eis im Blick ihres Liebsten schien ihr Rückgrat zu stählen. »Dann gibt es nichts mehr zu sagen. Ihr könnt das Geld an meine Familie senden. Lebt wohl, Mylord.«
    Irgendwie schaffte sie es. Irgendwie öffnete sie die Tür und ging hindurch, obschon sie das Ziehen von tausend Strängen an ihrem Herzen spürte, die sie an ihn banden. Irgendwie schaffte sie es, dass ihre Füße sich den Flur entlang bewegten und die Treppe hinunter, bis sie schließlich blinzelnd im hellen Tageslicht auf der Außentreppe des Herrenhauses stand.
    Ein Lakai trat auf sie zu. »Womit darf ich Euch behilflich sein, Mylady?«
    Sie drehte sich um, um ihn anzulächeln, obwohl sie ihn nur verschwommen wahrnahm. »Ich brauche eine Kutsche zurück nach London.« Dann lachte sie niedergeschlagen. »Ich glaube, die von Lord Wyndham ist abkömmlich.«

    Sie würde nach London und zu Millie zurückkehren. Und dann würden sie und Millie aus Wyndhams Umfeld verschwinden.
    Genau wie er es wünschte.
     
     
    Sie war nicht echt. War es nie gewesen.
    Aber der Schmerz war echt. Er nahm Stanton den Atem, bis ihm schier schwarz vor Augen wurde. Er zwang seine Lunge zu arbeiten, zwang seine Beine zu gehen, zwang seine Stimme zu der üblichen Gefühllosigkeit, statt dem tierischen Heulen nachzugeben, das sich in seiner Kehle formte.
    Sie war nicht echt.
    Aber der Schaden, den sie angerichtet hatte, würde ihn bis in alle Ewigkeit begleiten. Er spürte, wie sehr er sie brauchte und wie sich dieses Gefühl einen Weg durch seine Brust bahnte und die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, in Schutt und Asche legte.
    Indem er seine Gefühle äußerte, würde er sich allem öffnen, was er sein Leben lang gemieden hatte. Alles, was er war, alles, was er geschaffen hatte und als »Ich« bezeichnete, würde sich verändern und seinen Fingern entgleiten.
    Ein Mann wie er würde sich niemals in eine derart unpassende Frau verlieben.
    Ein Mann wie er würde sich niemals verlieben. Niemals.
    Liebe gab es. Das wusste er. Die Liebe war eine Bestie, die die bessere Natur eines Mannes zwischen die Zähne nahm und totschüttelte wie ein Terrier eine Ratte.
    Er hatte mit eigenen Augen die tödliche Macht der Liebe gesehen, hatte erkannt, wie sie einen Mann übermannte und ertränkte wie ein Sturm auf hoher See, außer Sichtweite des Festlandes und ohne etwas, woran er sich festhalten konnte.

    Die Liebe würde ihn nicht bezwingen. Er hatte zu hart daran gearbeitet, das immerwährende Verlangen, geliebt zu werden, zu überwinden. Er hatte sich seinen Platz in der Welt erkämpft – er wurde gebraucht und respektiert, aber niemals, niemals geliebt.
    Und jetzt war alles beim Teufel!
    Als hätte etwas in ihren Augen einen Sinn in seinem Innern geweckt, sah er sich um und erkannte, dass er von Liebe umgeben war.
    Die hoffnungslose, reuige Liebe seiner Mutter. Die Liebe seines Mentors, die diejenige eines Vaters für seinen Sohn gewesen war und sich nur in einem trockenen, festen Handschlag auf seinem Sterbebett geäußert hatte, kurz bevor er verschied.
    »Wyndham, Ihr seht schrecklich aus.« In der vollen, sonoren Stimme des Prinzregenten schwang echte Sorge mit.
    Erschrocken schaute Wyndham George an. Da war es, es funkelte hinter dem üblichen augenzwinkernden Humor in den Augen des Prinzen – echte Sorge.
    Liebe.
    Stanton vergrub den Kopf in beiden Händen. Wie sollte er etwas derart Bösartiges besiegen? Wie sollte er der Versuchung widerstehen, die Hand seiner Mutter zu halten, George auf die Schulter zu klopfen, seine Fingerspitze über Alicias tränenüberströmte Wange gleiten zu lassen?
    »Ich bin erledigt«, flüsterte er vernehmlich.
    George pflanzte seinen beachtlichen Hintern neben Wyndham auf das kleine Sofa. »Das kann man wohl sagen. Aber sie ist eine süße, kleine Hexe. Das muss ich Euch lassen. Es könnte Euch Schlimmeres passieren, als dass Ihr Euer Herz an so eine Frau verliert.«

    »Sie lügt.«
    George schnaufte. »Ach ja? Wie jeder Mensch, den ich jemals getroffen habe. Wir sind unehrliche Kreaturen. Ich habe schon vor Langem beschlossen, die Lügen zu überhören. Man muss hinter sie sehen und die Angst erkennen. Deshalb lügen die Menschen, wisst Ihr – aus Angst. Angst davor, erwischt zu werden, Angst vor Zurückweisung, Angst, dass jemand herausfinden könnte, dass sie genauso schwach, kleinlich und bösartig sind wie alle anderen auch. Und ebenso einsam.«
    Stanton schaute George überrascht an. Er wusste, dass sein Monarch kein

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