Gefährliches Begehren
richtete sich auf und nickte. »Der Comte. Er will uns in die Luft jagen.«
»Die Schimäre«, knurrte Stanton. »Langsam geht sie mir gewaltig auf die Nerven!«
Dane schüttelte den Kopf. »Was würde es ihm bringen, uns hier einfach einzusperren? Sobald jemand in Hörweite kommt, werden wir befreit. Es ist noch nicht fertig, in ein paar Stunden wird es hier nur so von Dienern wimmeln.«
Nathaniel runzelte die Stirn. »Das alles kommt mir eher improvisiert vor. Ich glaube nicht, dass er es geplant hatte. Vielleicht hat er den Schlüssel, weil er sich während der letzten Tage hier versteckt gehalten hat. Seht da drüben, da sind Hinweise, dass jemand diesen Schuppen genutzt hat.«
Er hatte recht. Was sie in der einen Ecke zunächst für einen Haufen Lumpen gehalten hatten, entpuppte sich als eine Decke, die um eine billige Taschenflasche und ein angestoßenes Pulverfass gewickelt war. Nathaniel schüttelte die Flasche, dann öffnete er den Verschluss und schnüffelte
daran. »Billiger Gin. Da dreht sich einem der Magen um.« Er verzog das Gesicht. »Man sollte meinen, ein französischer Adliger hätte einen besseren Geschmack.«
»Er hat Schmerzen«, sagte Stanton langsam. »Er war schon krank, nachdem er dank Dane fast ertrunken war, dann wurde er noch von Julia schwer verletzt. Nach allem, was passiert ist, sollte er sich eigentlich irgendwo verkrochen haben, um sich zu erholen. Das würde ich zumindest tun, gesund werden und meine Kräfte für den nächsten Angriff sammeln.«
»Gütiger Gott«, seufzte Nathaniel. »Aber das tut er nicht. Er macht weiter, reibt sich auf. Warum?«
»Er ist am Ende, und er weiß es.« Dane atmete tief aus. »Wir haben ihn vorher schon für gefährlich gehalten. Und jetzt stellt Euch diesen Mann vor, dieses irre Genie, zutiefst verzweifelt und mit nichts mehr zu verlieren.«
Marcus war blass geworden. »Julia!«
Stanton nickte und kämpfte einen Anflug von schrecklichster Sorge nieder. Alicia. Sie war bereits zweimal angegriffen worden. Und du hast ihr beide Male nicht geglaubt. Seine Sorge wuchs, bis er sich daran erinnerte, dass Alicia ihn verlassen hatte.
Sie war fort. Fort und in Sicherheit.
Es war besser so.
»Genau. Es ist offensichtlich, dass er die Gelegenheit genutzt hat, uns lange genug aus dem Weg zu schaffen, um an jemand anderen heranzukommen.« Stanton hielt inne und schaute sich in dem schwach erleuchteten Schuppen um. Die Luft schien ihm dunstig, hatte einen scharfen Geruch angenommen, den Geruch von …
»Feuer!«
Stanton atmete ein, drohte zu ersticken und räusperte sich hustend. »Nein«, keuchte er. »Rauch.«
Er quoll unter der Tür hindurch, bildete dunkle Schwaden, schwarz und tödlich in der luftleeren Enge des Schuppens. Er riss sich die Jacke vom Körper und versuchte damit, den Spalt zu verstopfen. »Er versucht uns auszuräuchern wie einen Dachs in seinem Bau.« Nur, dass es für sie keinen Ausgang gab. Auch Nathaniel stopfte seine Jacke in den Ritz. Die Schwade löste sich auf. Sie hatten es geschafft.
Dane ließ sich auf die Knie sinken. »Runter. Die Luft hier unten ist besser. Der Rauch wird sich mit der Zeit verziehen, der Schuppen ist nicht ganz …« Er drohte zu ersticken und hustete heftig. »Der Schuppen ist nicht ganz dicht«, schloss er schwach, denn sie alle konnten inzwischen sehen, dass der Schuppen leider doch erstaunlich luftdicht war.
Dane setzte sich abrupt hin, schüttelte den Kopf und blinzelte. »Das war nicht nur Rauch.«
Auch Stanton konnte es jetzt fühlen. Ein Schleier legte sich vor seine Augen, der Raum kippte seitlich weg und die dunstige Dunkelheit nahm grelle Farben und Formen an. »Was ist das?« Er bemerkte, dass er auf allen vieren kniete.
Nathaniel ließ sich neben ihm auf den Boden sinken. »Opium«, zischte er.
Ja, es war Opium, vermischt mit etwas anderem, das noch ätzender und unangenehmer war und die Luft in Stantons Lunge in Brand setzte. Er sah Marcus bewusstlos am Boden liegen, und Dane in derselben Verfassung ein Stückchen dahinter. Er hielt den Atem an – zu spät, du Dummkopf – und versuchte über die bewusstlosen Körper auf die andere Seite des Schuppens zu krabbeln. Wenn er die Lippen an dieses Astloch presste, könnte er …
Der hünenhafte Körper von Lord Greenleigh war ein nicht zu überwindendes Hindernis. »Nate … helft mir …«
Nathaniel war ohnmächtig geworden, während er mit einer Hand noch seine Jacke in den Türspalt stopfte. Stanton blinzelte die drei Männer
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