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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Kammerdiener, der Euch den Schmutz von den Stiefeln putzen, und der Wäscherin, die Euch den Schlamm von den Hosenbeinen bürsten muss?«
    Stanton nickte langsam. Wie es schien, hatte er die Schwäche der Dame gefunden. Sie sorgte sich übermäßig um jene, die viel zu gut dafür bezahlt wurden, dass sie ihm dienten. »Vergesst nicht die Pferde, die in der Kälte und Nässe draußen stehen müssen, und die Stallburschen, die ihnen den Dreck aus dem Fell striegeln.«
    Eine verkrustete Augenbraue hob sich. »Übertreibt es nicht«, sagte sie sarkastisch.
    Stanton wusste, wann er aufzuhören hatte. Er verneigte sich schweigend und wartete. Er wünschte sich, er könnte ihren Gesichtsausdruck sehen. Doch als er sich ihres geröteten und schuppigen Äußeren erinnerte, wollte er vielleicht doch lieber darauf verzichten.
    »Ach, nehmt Platz. Ihr seid lästiger als ein Schwarm Schmeißfliegen!« Sie ließ sich wieder in ihren Sessel fallen.
»Wenn Ihr für nur fünf Minuten den Mund haltet, will ich Euch erzählen, was genau sich zugetragen hat.« Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Keine Unterbrechungen, bis ich fertig bin.«
    Wieder nickte er und setzte sich in seinen Sessel. Wenn er jetzt alles von ihr erfuhr, was sie wusste, dann wäre er möglicherweise nie mehr gezwungen, dieser abstoßenden Person Gesellschaft zu leisten.

4. Kapitel
    I n ihrem abgewohnten Salon saß Lady Alicia Lawrence Stanton gegenüber und seufzte.
    »Ich habe Erdbeermarmelade gegessen. Manchmal passiert es, dass ich ein Lebensmittel plötzlich nicht mehr vertrage, obwohl ich es lange Zeit genießen konnte. So erging es mir mit den Erdbeeren. Ich wusste es nach vier Bissen.«
    Stanton konnte selbst durch die Maske ihre Zerknirschtheit lesen.
    »Es waren ziemlich große Bissen. Ich hätte nicht so gierig essen sollen, aber es war so lange her …« Sie schüttelte den Kopf. Brocken von getrocknetem Haferschleim flogen durch die Luft. »Ich habe mir gleich den Finger in den Hals gesteckt, in der Hoffnung, dass ich so den Schaden gering halten könnte. Und als ich dann erst einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr damit aufhören.«
    Was für eine Dame sprach mit einem fremden Gentleman über solche Dinge? Diese Dame, das stellte er rasch fest. Er erhielt einen detaillierten Bericht über ihr Erlebnis mit den tödlichen Erdbeeren, und bald wusste er mehr über ihre Krankheit, als er jemals zu erfahren gewünscht hatte.
    »So war ich dann also bei der Latrine der Taverne unten an der Ecke, als ich Stimmen näher kommen hörte. Wie Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt, hielt ich es für am klügsten, mich zu verstecken. Es waren drei Männer, ich konnte ihre Umrisse vor den Laternen der Taverne sehen, aber
ihre Gesichter erkannte ich nicht. Einer von ihnen rauchte Zigarre, die anderen nicht. Ich dachte, sie wären nur zum Rauchen rausgekommen und stellte mich darauf ein, ein paar Minuten warten zu müssen. Ich fühlte mich ziemlich schwach und fürchtete, ich könnte mich verraten, indem ich im Dunkeln stolperte.«
    Er beobachtete sie beim Erzählen mit wachsendem Unbehagen. Sie sprach einfach und überzeugend, obgleich ihre Geschichte geradezu haarsträubend war.
    Die Art und Weise ihres Erzählens war nicht das Problem, auch beunruhigte ihn bis jetzt nicht das Erzählte. Ihn verstörte die Tatsache, dass er sich völlig blind vorkam … oder vielleicht war »taub« das bessere Wort für seinen Zustand.
    Er konnte es nicht sagen.
    Wahrheit oder Lüge, Tatsache oder Hirngespinst, er hatte es immer sofort gewusst … bis jetzt.
    Es wäre ein Leichtes, die bröckelnde Haferschleimmaske, die ihr Mienenspiel verdeckte, dafür verantwortlich zu machen, aber er hatte schon Schlimmeres gesehen. In der Vergangenheit hatten Männer ihn angelogen, während sie über und über mit Schlamm oder Blut oder gar Kohlenstaub beschmiert waren. Und doch hatte Stanton immer mit Leichtigkeit die Wahrheit in ihren Gesichtern gesehen.
    Was war sie für eine Person, dass sie sich einer Fähigkeit verweigerte, die schon Könige zu Fall gebracht hatte? Ihre Immunität gegenüber seinem Talent bewirkte etwas, das sie, wenn sie sich darüber im Klaren gewesen wäre, zutiefst beunruhigt hätte: Er konzentrierte sich voll und ganz auf sie, wie ein Bussard auf einen Hasen.
    Sie erzählte die Geschichte logisch und mit zahlreichen
Details. »Zwei der Männer hörten sich an, als hätten sie eine gute Schulbildung genossen. Einer von ihnen klang dezidiert adelig. Das allein

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