Gefährliches Begehren
wundervolles Geheimnis war.
Wyndhams nackte Haut unter ihren Fingern. Sein großer, fester Körper an ihrem. Wyndham, wie er sich auf ihr, in ihr bewegte.
Wie wäre es, mit ihm vereint zu sein, wenn seine hastigen, rauen Zärtlichkeiten bereits gereicht hatten, alles zu erschüttern, was sie je über die körperliche Liebe zu wissen geglaubt hatte?
Eine Affäre mit Wyndham.
Was für ein herrlicher Gedanke.
Alicia streckte den Arm aus und strich über das flüssige Licht und Schatten der Seide. »Der Skandal des Jahrhunderts.« Sie hob den Blick und schaute Garrett in die Augen, wobei sie die Lippen schürzte. »Und wie wollen wir mein Haar machen?«
»So gefallt Ihr mir schon viel besser, Liebes.«
An der Tür klopfte es. Garrett ging hin, während Alicia das Kleid vor sich hielt und ihr Spiegelbild betrachtete. Der kostbare Schimmer des goldenen Stoffes ließ ihr Haar noch mehr aufleuchten und verlieh ihrer Haut den exquisiten Ton von glattem Elfenbein mit einem Hauch Rosé.
Sie würde aussehen wie eine Prinzessin, wäre da nicht dieser unfassbar tiefe Ausschnitt. »Eine Dirnenprinzessin«, flüsterte sie vor sich hin. »Na ja, immer noch besser als eine altjüngferliche Hure.«
Garrett kam mit einer aufgeschlagenen Karte in der Hand
zurück. »Hier ist eine Einladung zum Tee mit der Marquise von Wyndham.«
Das Papier war dick, schwer und lavendelfarben. Alicia hielt es sich an die Nase und bemerkte den schweren Duft nach Jasmin.
»Lady Alicia, ich möchte Euch bitten, mir die große Ehre zu erweisen und in einer Viertelstunde zum Tee auf mein Zimmer zu kommen. Wir haben viel zu bereden.«
Die Nachricht war mit Lady W. unterschrieben.
Selbst Garrett schien beeindruckt, was nicht leicht zu erreichen war. »Ihr bewegt Euch heute in erhabenen Kreisen.«
»In Wyndhams Kreisen«, korrigierte ihn Alicia. »Alle wollen sichergehen, dass ich ihm nicht auf irgendeine obskure Art schade. Meine Verruchtheit ist schließlich furchtbar ansteckend, müsst Ihr wissen.«
Und doch brannte sie darauf, Lady Wyndham kennenzulernen. Wie konnte eine so impulsive, lebendige Frau einen derart beherrschten, finsteren Mann zum Sohn haben?
Oh, Himmel! Wyndham würde ihren Besuch bei der Marquise nicht gutheißen. Wenn er von der Einladung erführe, würde er irgendein lächerliches Mandat erlassen – wie in seiner Funktion als Herrscher der Unordnung! – und erklären, dass sie nicht mit seiner Mutter sprechen dürfte.
Plötzlich erinnerte sich Alicia ihrer dritten Regel.
Reue ist einfacher als Überzeugungsarbeit.
Genau eine Viertelstunde später saß Alicia in einem großen Schlafzimmer, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die ausgedehnten Gärten östlich des Herrenhauses hatte. Lady Wyndham saß ihr gegenüber und nippte an ihrem Tee, dann setzte sie Tasse und Untertasse mit vorsichtiger Bestimmtheit ab.
»Ihr gebt vor, in meinen Sohn verliebt zu sein.«
»Ah.« Alicia starrte gebannt auf ihre Hände. »Ich mag ihn. Er sieht gut aus und ist ehrbar.«
»Und reich.«
»Und reich, natürlich.« Alicia dachte eine Weile nach. »Aber deshalb mag ich ihn nicht.«
»Sondern?«
»Er lügt nicht.« Wie kam sie denn darauf? Aber es stimmte.
Lady Wyndham musterte sie. »Ihr seid scharfsichtig. Die meisten Menschen sind zu sehr in ihre eigenen Lügen verstrickt, als dass sie das an ihm bemerkten.« Sie legte den Kopf schief und ihre hellblauen Augen fixierten Alicia. »Lügt Ihr?«
»Natürlich.« Alicia zuckte die Achseln. »Aber ich bin auch nicht so gut wie Wyndham. Ich bin nur ein Mensch.«
Lady Wyndham seufzte. »Sind wir das nicht alle?« Sie griff wieder nach ihrer Teetasse. »Wyndham hat dafür jedoch nicht viel übrig.«
Alicia beugte sich vor. »Warum nicht? Warum ist er so, wie er ist? Wenn das irgendjemand weiß, dann Ihr.«
Lady Wyndham blinzelte. »Himmel, Ihr seid aber ziemlich vorlaut, nicht wahr? Wenn Ihr das Thema wechseln wollt, dann wechselt Ihr es einfach.«
Alicia verwarf die Anschuldigung mit einer lässigen Geste. »Ich habe kein Interesse daran, über meine Fehler zu reden. Es würde außerdem viel zu lange dauern. Ich bin hier, weil ich etwas über Wyndham herausfinden will.«
Lady Wyndham zog eine perfekte Augenbraue in die Höhe. »Ihr seid hergekommen, weil ich Euch dazu aufgefordert habe.«
Alicia lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Glaubt Ihr wirklich, ich würde mich von irgendjemandem in der Gegend herumschicken lassen? Dafür bin ich viel zu
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