Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
einmal nachprüfen«, erklärte Thieme, wobei er pausenlos mit seinem Kugelschreiber auf die Schreibunterlage klopfte. »Verständlicherweise hat mich das auf die Palme gebracht. Die anderen hielten natürlich zu mir. Deshalb habe ich mich schnell wieder abgeregt.«
»Hat er Sie danach noch einmal angesprochen? Wegen Unregelmäßigkeiten vielleicht?«
»Nein«, erwiderte Thieme entrüstet. »Es gab keine. Außerdem ist der Abschluss vom Chef abgesegnet worden.«
»Dann spreche ich jetzt wohl am besten mit Ihrem Chef«, entgegnete Barnowski und erhob sich eilig.
»War’s das schon?«
»Für Sie ja.« An der Tür drehte sich Barnowski noch einmal um, das hatte er sich von Colombo abgeguckt. »Sie könnten doch noch etwas für mich tun.«
»Soo?«
»Melden Sie mich bei Ihrem Chef an.«
Sichtlich erleichtert nahm Thieme den Telefonhörer in die Hand. Dem Gespräch entnahm Barnowski, dass der Big Boss Zeit hatte und bereit war, ihn zu empfangen.
Das Chefbüro lag in der zweiten Etage und war mit einem teuren Perserteppich ausgestattet. An der Wand gegenüber der Tür hingen zwei Porträts. Wahrscheinlich zeigten die Gemälde den Firmengründer samt Gattin. Ein Herr um die Vierzig mit schwarzen, für Barnowskis Geschmack im Nacken etwas zu langen Haaren kam hinter einem wuchtigen Schreibtisch aus Eiche hervor und gab ihm beflissen die Hand.
»Mein Name ist Lund. Was kann ich für Sie tun?«
»Über den Tod Ihres Buchhalters sind Sie ja schon informiert.«
»Ja, tragischer Unfall. Mich wundert nur, dass die Polizei jetzt noch einmal nachfragt. Es war doch ein Unfall, oder?«
»Wir gehen zumindest davon aus«, erklärte Barnowski. »Trotzdem müssen wir den Fall natürlich überprüfen. Reine Routine sozusagen.«
»Verstehe.«
»Ist Ihnen in der letzten Zeit vor seinem Tod etwas Besonderes an Heitkämper aufgefallen? Benahm er sich beispielsweise anders als sonst?«
»Tut mir leid. Er benahm sich niemals anders. Er war der berechenbarste Mensch, den ich kenne. Darüber hinaus ein mustergültiger Mitarbeiter. Stets zuverlässig, überpünktlich. Genau wie man sich einen Untergebenen wünscht. Mit ihm hat unser Werk einen seiner besten Männer verloren. Dabei halte ich jetzt keine Grabrede. Ich erzähle Ihnen nichts als die Wahrheit.«
»Herr Thieme hat mir aber berichtet, dass es vor wenigen Wochen zwischen ihm und Herrn Heitkämper zum Streit kam.«
»Streit ist übertrieben. Sie hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
»Worüber?«
»Es ging um den üblichen Quartalsabschluss. Heitkämper fühlte s ich übergangen, weil Thieme während seines Urlaubes die Abrech nungen unterzeichnet hat. Das übliche Kompetenzgerangel zwischen Angestellten. Dabei traf Thieme nicht einmal die geringste Schuld. Ich selbst hatte ihn angewiesen, die Unterlagen zu prüfen und zu unterschreiben.«
»War das üblich?«, fragte Barnowski, während er Lund fest in die Augen sah.
Dieser ließ sich aber nicht so leicht irritieren wie sein Angestellter. »Üblich war einzig und allein, dass Heitkämper an seinem Arbeits platz saß. Der Mann hat fast immer auf seinen Urlaub verzichtet. Vielleicht können Sie jetzt ermessen, welch unschätzbaren Mitarbeiter ich mit ihm verloren habe.«
»Und warum hat Thieme die Abrechnung nicht einfach liegen lassen, bis Heitkämper aus dem Urlaub zurück war?«
»Meinetwegen«, antwortete Herr Lund mit einem süffisanten Lächeln. »Ich wollte nicht bis zu seiner Rückkehr warten, da eine dringende Geschäftsreise anstand. Dafür brauchte ich einfach die neusten Zahlen. Zudem hat doch keiner geahnt, dass Heitkämper sich dadurch persönlich betroffen fühlen würde.«
»Eine letzte Frage«, wandte Barnowski ein. »Fährt einer Ihrer Angestellten einen schwarzen PKW?«
»Schon möglich. Verständlicherweise kenne ich nicht alle Wagen. Ich selbst bevorzuge übrigens rote Autos. Die nimmt man einfach besser wahr.«
»Welche Marke?«
»Porsche«, antwortete Lund, »oder Jaguar natürlich.«
Barnowski nickte neidisch. Firmenchef müsste man sein.
»Vorerst möchte ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Gegebenenfalls komme ich noch einmal auf Sie zurück.«
Als Barnowski kurz darauf das Büro verließ, wirkte Herr Lund sichtlich erleichtert. Offensichtlich sieht man uns lieber von hinten, dachte Barnowski, während er über die breite Treppe nach unten eilte. Am Empfang blieb er noch einmal stehen.
»Eine letzte Frage habe ich noch: Fährt jemand aus Ihrer Firma einen
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