Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
sich erhob .
Vanessa Martini reichte ihm zum Abschied eine kalte, kraftlose Hand. Ein merkwürdiger Ausdruck lag in ihrem Blick. Wahrscheinlich ist sie erleichtert, dachte er. Die meergrünen Augen von Frau Gerhardt drückten eine ähnliche Empfindung aus. Zu gerne hätte Pielkötter den Grund erfahren, doch wenig später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss, ohne dass er die Antwort auf irgendeine seiner Fragen erhalten hätte. Vor allem, ob Frau Gerhardt den Vornamen Inken trug.
Draußen wartete Marianne mit beunruhigter Miene. »Ich fahr sofort mit dir ins Krankenhaus«, erklärte sie.
»Moment«, entgegnete er ärgerlich. »Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und ich sage dir eines, wegen dieser Lappalie lege ich mich in keine Klinik.«
»Sofern du nichts Ernstes hast, behalten sie dich auch nicht dort.«
»Ich gehe in keine Klinik. Basta. Im Übrigen solltest du mich dami t nicht aufregen, wenn du schon so besorgt um meine Ge sundheit bist.«
»Nur aus diesem Grund biete ich dir jetzt einen Kompromiss an«, erwiderte Marianne. »Wir fahren jetzt zu Doktor Düllen hofer. Dienstags hat der immer länger Sprechstunde, extra für Berufstätige.«
Pielkötter gab einen undefinierbaren Laut von sich, der entfernt an ein missglücktes Brummen erinnerte. Jedenfalls schien Mari anne dies als Zustimmung zu werten und beendete damit die Diskussion.
»Ich fand, die Frau hat sich seltsam benommen«, erklärte Pielkötter während der Fahrt. Dabei ging es ihm nicht nur darum, von seinen Symptomen abzulenken. Er war auch neugierig auf Mariannes Einschätzung.
»Du glaubst die Frau, die uns geholfen hat, passt nicht in die Umgebung?«
»Nein, nein, das meine ich nicht«, wehrte er ab. »Sie ist die Haushälterin. In dieser Funktion hat sie sich kaum auffällig benommen. Als sie uns mit ins Haus genommen hat, war sie einfach unsicher, ob sie ihre Kompetenzen überschritten hat. Aber warum hat sie sich nicht vorgestellt?«
»Vielleicht war sie einfach zu geschockt«, erklärte Marianne, während sie für Pielkötters Geschmack zu langsam auf eine grüne Ampel zurollte. »Immerhin bricht nicht jeden Tag ein Passant hin ter ihrem Garten zusammen.«
»Du übertreibst«, wiegelte Pielkötter ab. »Zudem hättest du die Haushälterin und die Dame des Hauses erleben sollen, als du geklingelt hast. Beide sind merklich zusammengezuckt. Erst als ich sie daran erinnerte, dass du mich nun wohl abholen würdest, ließ ihre Anspannung nach.«
»Was du schon wieder witterst«, entgegnete Marianne. »Zudem haben wir im Moment wirklich andere Probleme.«
»Die haben dich nicht einmal erneut ins Haus gelassen.«
»Nun, seltsam war das schon. Wie gesagt, ist das im Augenblick jedoch kaum unser Thema. Jetzt fahren wir erst einmal zum Arzt. Ich hoffe, er zieht dich für eine Weile aus dem Verkehr.«
10
Pielkötter hätte Doktor Düllenhofer am liebsten zur Eile angetrieben, während dieser seelenruhig die Untersuchungsergebnisse studierte.
»Das EKG weist keine Unregelmäßigkeiten auf«, erklärte er endlich. »Allerdings heißt das nicht viel. Man hätte eben genau zu dem Zeitpunkt messen müssen, als Sie die Symptome verspürten.«
»Was schlagen Sie also vor?«, fragte Pielkötter mit einer gewissen Erleichterung.
»Am besten machen wir erst einmal ein Langzeit-EKG«, antwortete Düllenhofer. »Zudem gefällt mir Ihr viel zu hoher Blutdruck nicht. Den werden wir über einen längeren Zeitraum regelmäßig kontrollieren. Wahrscheinlich kommen Sie nicht ohne Medikamente aus.«
»Soviel ich weiß, habe ich bisher nie zu hohen Blutdruck gehabt. Liegt das am Alter?«
»Nicht unbedingt. Ich denke, Sie haben sich in letzter Zeit zu viel zugemutet. Sie müssen etwas kürzer treten. Optimieren Sie Ihren Arbeitsplan. Delegieren Sie mehr.«
Am liebsten hätte Pielkötter die Augen verdreht, so wie Barnowski, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Delegieren, dachte er, ausgerechnet an Barnowski.
»Wenn das immer so einfach wäre«, äußerte Pielkötter laut.
»Auf jeden Fall schreibe ich Sie erst einmal krank.«
»Das geht nicht!« Bisher hatte er nicht einen einzigen Tag im Dienst gefehlt.
Doktor Düllenhofer sah ihn durchdringend an.
»Ich arbeite gerade an einem schwierigen Fall. Deshalb habe ich extra meinen Urlaub verschoben.«
Doktor Düllenhofers unangenehmer Blick ruhte noch immer auf ihm. Warum erwiderte er nichts? Pielkötter war bereit, jedem Argument entgegenzutreten.
Immer noch wortlos lehnte
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