Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
schwarzen Wagen?«, schreckte er Frau Norbert von ihrer Lektüre hoch. Hatte er doch richtig gelegen, dass die Angestellte während der Dienstzeit in diesen Schundheftchen las. Ganz Polizist, schmunzelte er in sich hinein.
»Hm, ja doch«, stotterte sie sichtlich verlegen, »der Nerwinger.«
»Der Nerwinger fährt also einen schwarzen Wagen«, echote Barnowski sichtlich interessiert. »Marke?«
»VW Golf.«
»Steht der hier draußen auf dem Gelände?«
»Sicher. Den können Sie nicht verfehlen. Der blinkt wie kein anderer.«
»Blinkt?«
»Ja, der ist doch flatschneu. Nerwinger hat den erst seit gestern. Für den kommt kein Gebrauchtwagen in Frage. Na ja, wer’s sich leisten kann. Seine Frau verdient nämlich noch mehr als er.«
»Danke für die umfangreiche Information«, verabschiedete sich Barnowski schnell, ehe die Frau noch weiter ins Detail gehen konnte.
Missmutig stieg er wieder in seinen Dienstwagen. Er hatte doch gleich gewusst, dass sich bei diesen unnötigen Befragungen nichts ergeben würde.
12
Zum wiederholten Mal an diesem Tag fragte sich Pielkötter, ob er wirklich auf den Rat des Arztes hätte hören sollen. Den Urlaub hatte er extra abgesagt, weil der Fall Heitkämper ihm unter den Nägeln brannte, und nun saß er hier untätig und allein zu Hause herum. Marianne befand sich auf Einkaufstour, was ihn allerdings nicht gerade störte. Zwar hatten sie seit seinem Arztbesuch nicht mehr gestritten, aber die Stimmung zwischen ihnen war immer noch ziemlich angespannt. Blumen wollte sie kaufen, Blumen, weil er die zum Hochzeitstag vergessen hatte. Als ob solche abgenutzten Gesten so wichtig wären! Plötzlich kam ihm eine Idee.
Seit gestern hatte er immer wieder an Frau Gerhardt aus der Villa am Lohheider See denken müssen, auch wenn er es inzwischen sehr skeptisch betrachtete, dass sie seine Inken sein könne. Trotzdem wollte er Gewissheit haben und sah endlich einen Weg, seine Neugierde zu befriedigen. Er würde sich mit zwei kleinen Blumensträußen für die Hilfe bedanken. Im Moment konnte er sowieso nichts tun, außer dem gelegentlichen Surren des Blutdruckgeräts zu lauschen. Eilig kritzelte er Marianne eine Notiz auf einen Zettel und legte ihn auf den Küchentisch. Dann nahm er seinen Schlüsselbund vom Haken in der Diele und verließ das Haus.
Nur wenige Minuten später parkte er seinen Wagen vor einem Blumenladen. Dafür brauchte die Floristin doppelt so lange, ihm die Vorzüge einer Mischung aus gelben Rosen, lachsfarbenen Nelken und blauen Glocken darzulegen. Was sie nicht wusste: Die Blumen waren ihm herzlich egal, eher Marke »Mittel zum Zweck«, aber vielleicht waren sie das ja fast immer.
Als er dann mit den beiden kleinen Blumensträußen in seiner Linken vor der Villa der Martinis stand, hielt er sein Vorhaben plötzlich nicht mehr für eine besonders gute Idee. Er hatte wirk lich andere Sorgen, als seiner Jugendliebe nachzuspüren. Für eine Umkehr jedoch war es bereits zu spät, da Frau Gerhardt im Türrahmen erschien.
»Eine kleine Aufmerksamkeit«, erklärte Pielkötter der erstaunten Haushälterin und schwenkte die Blumensträuße ungeschickt nach vorn. »Ich wollte mich noch einmal für die Hilfe bedanken.«
»Das ist aber wirklich nicht nötig. Wir haben gern geholfen.«
Pielkötter empfand diese Floskeln als das, was sie waren; eine höfliche Fassade, hinter der Frau Gerhardt etwas verbarg. War es Nervosität? Jedenfalls wirkte sie nicht entspannt. Und wie er befürchtet hatte, machte sie keinerlei Anstalten, ihn ins Haus zu lassen. Nachdem sie sich bedankt hatte, schickte sie sich an, beide Sträuße entgegenzunehmen und die Tür wieder zu schließen.
»Augenblick«, wandte Pielkötter geistesgegenwärtig ein, »den Strauß für Frau Martini möchte ich ihr gern persönlich überreichen.« Dabei ging es ihm weniger um die Begegnung mit der Frau des Hauses, als darum, noch etwas länger mit Frau Gerhardt zu reden.
»Ich glaube nicht, dass das möglich ist«, erwiderte die Haushälterin unsicher.
»Frau Gerhardt, wer hat denn geläutet?«, vernahm er plötzlich eine schwache Stimme.
Zögernd gab die Haushälterin die Tür frei und führte ihn ins Wohnzimmer, in dem Vanessa Martini auf der kleinen Couch saß, an die er sich nur zu gut erinnern konnte.
»Herr Kommissar Pielkötter«, begrüßte sie ihn erstaunt. Aller dings lag noch etwas in ihrem Blick, das er nicht so recht zu deuten vermochte.
»Ich wollte mich noch einmal für die Hilfe bedanken«, erklärte
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