Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Glauben Sie mir, Vanessa schwebt in großer Gefahr. Das spüre ich einfach.«
»Hm«, brummte Pielkötter. Die Leute sehen einfach zu viele Krimis im Fernsehen, dachte er. Als ob jeder untreue Ehemann gleich seine Frau umbringen würde. Aber diese fixe Idee würde er Frau Gerhardt schwer ausreden können, so aufgebracht, wie sie war. Das musste er sich bei aller Sympathie für die Frau einge stehen. Also sagte er stattdessen: »Denken Sie daran, dass Vanessas Mann sie nicht beerbt. Sie selbst haben mir doch von dem Ehevertrag erzählt. Demnach profitiert er nur, solange sie lebt. Diese Tatsache kann ich nur immer wiederholen.«
»Wenn ich Vanessa nur sprechen könnte«, fuhr sie fort. »Vielleicht haben Sie als Kommissar ganz andere Möglichkeiten?«
»Sofern es sich um einen Fall für die Polizei handelt«, antwortete Pielkötter ernst. »Dazu liegen allerdings keine Fakten vor.«
Katharina Gerhardt seufzte.
»Trotzdem nehme ich Ihre Sorge sehr ernst«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich werde ein wenig auf eigene Verantwortung re cherchieren. Zudem nehme ich noch einmal Kontakt zu Milton auf. Vielleicht kann der etwas zu Veränderungen in der Persönlichkeit sagen.«
»Danke, vielen Dank«, erklärte Katharina Gerhardt zum Abschied.
Nachdem sie aufgelegt hatte, starrte Pielkötter noch lange auf das Telefon. Vielleicht hatte sie ja doch Recht, sie kannte schließlich das Ehepaar besser als irgendjemand sonst. Ja, er würde ihr den Gefallen tun. Er würde sich der Sache annehmen, auch wenn er skeptisch war. Ganz sicher aber war er darin, dass sich seine Laune sprunghaft verbessert hatte.
30
Pielkötters nicht mehr ganz sau bere Jeans und das karierte Freizeithemd waren gerade gut genug für die Kneipe in Ruhrort. Schließlich hatte er nicht vor, durch schicke Kleidung unangenehm aufzufallen. Pielkötter erinnerte sich noch an den Tatort mit Schimanski, der hier am Tresen gestanden hatte. Damals hieß die Kneipe allerdings Zum Anker . Inzwischen nannte sie sich Café Kaldi.
Mark Milton stand am Eingang und erwartete ihn bereits. »Nanu, extra in Schlabberlook?«, fragte der Psychologe.
Nachdem sie den Laden betreten hatten, verstand Pielkötter die Frage. Gemütliche, dennoch schicke Einrichtung mit Stuckdecke und einem kleinen Lüster. Aufgemotzt, hätte Schimanski das vielleicht genannt und sich schwergetan, einen Fuß in dieses Lokal der etwas gehobeneren Klasse zu setzen.
»Exotische Kaffeespezialitäten haben die hier«, erklärte Mark Milton, »und leckere Snacks.«
Pielkötter jedoch wäre ein Köpi oder eine Webster lieber gewe sen. Trotzdem bestellte er ein Kännchen Kopi Luwak, als die Bedienung kam, um sich dann an Milton zu wenden: »Danke, dass Sie sich so schnell Zeit genommen haben.«
»Geht schon in Ordnung. Bin in diesem Fall selbst neugierig.«
»Sie nehmen Vanessa Martini also in Therapie?«
»Keine Ahnung, wie sie selbst die Sache inzwischen sieht«, erwiderte Milton ernst, »nach unserem ersten und einzigen Treffen habe ich nichts mehr von ihr gehört. Ich für meinen Teil jedoch lehne eine Therapie ab.«
»Hat die Dame etwa zu viel Eindruck auf Sie gemacht?«, fragte Pielkötter scherzhaft.
Nach Miltons Gesichtsausdruck zu urteilen, lag er damit nicht gerade daneben.
»Ich erinnere mich an ein Seminar, das ein Kollege von Ihnen geleitet hat«, erklärte Pielkötter. »Jedenfalls hat der behauptet, man bekäme so lange dieselbe Aufgabe in verschiedensten Varianten vorgesetzt, bis man endlich gelernt hätte.«
Milton lachte. »Ich persönlich zähle auch zu den Verfechtern dieser Theorie Und ewig grüßt das Murmeltier . Genau deshalb nehme ich sie nicht in Therapie, unabhängig von ihren Wünschen.«
»Um so besser«, entgegnete Pielkötter. »Sofern Vanessa Martini nicht Ihre Patientin ist, können Sie mir eher einige Informationen geben.«
Mark Milton zog seine Augenbrauen hoch, was ihm ein seltsa mes Aussehen verlieh. »Moment«, sagte er mit veränderter Stimme. »Auch über unser erstes Gespräch wird nichts nach außen dringen.«
»Schon gut«, beschwichtigte Pielkötter. »Sie können mir auch mit ganz allgemeinen Informationen weiterhelfen.« Nachdem die Bedienung die Getränke gebracht hatte, setzte er Milton über Ka tharinas Ängste ins Bild.
»Die Person in dieser Weinbar kann unmöglich Vanessa Martini gewesen sein«, erklärte Milton nachdenklich. »Frau Gerhardt hat Recht. Dieses Verhalten passt einfach nicht zu ihr.«
»Was ist mit den Medikamenten?«,
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