Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
als ärger lich klang. Sein wütender Blick machte jedoch ihren Wunsch nach Versöhnung zunichte. Mit einem Mal fühlte sie sich müde und ausgelaugt. Sie sehnte sich nach ihrem Bett und vor allem nach den Tabletten. Morgen, morgen ganz bestimmt würde sie beginnen, die Dosis zu reduzieren.
»Leg dich ins Bett«, schlug er vor, als hätte er ihre Gedanken erraten. »Dann bringe ich dir deine Tabletten. Du brauchst einfach Ruhe, Ruhe und noch mal Ruhe.«
27
Missmutig starrte Bernhard Barnowski auf das Telefon, dann stand er auf und lief zum Fenster. Unten auf der Düsseldorfer Straße ratterte eine Straßenbahn vorbei. Er mochte die Anrufe lieber nicht zählen, die er an diesem Tag schon geführt hatte. Das Schlimmste daran war, dass sich kein Anhaltspunkt daraus ergeben hatte. Erst hatte er sich so gefreut, ohne Chef agieren zu können, und nun entwickelten sich seine Ermittlungen zum absoluten Flop. Zudem hatte er sich die halbe Nacht über Pielkötters erneute Kontrollanrufe geärgert.
Als es klopfte, drehte er sich verstimmt um. Glücklicherweise noch bevor er ein wütendes Herein hervorbringen konnte, betrat Brigitte Sprockhövel, die neue Assistentin, sein Büro. Ihre Anwesenheit war im Präsidium momentan der einzige Lichtblick. Mit den flammend roten, langen Haaren und dem nicht gerade dezenten Make-up brachte sie wenigstens etwas Farbe in den grauen Alltag eines gestressten Polizisten. Leider würde sie nach einer gewissen Zeit ihre Sporen in einer anderen Abteilung verdienen.
»Kaffee?«, fragte Barnowski und suchte schon nach einer Warm haltekanne.
»Gern«, lächelte sie ihn an.
Während er zwei Tassen mit Kaffee füllte, nahm sie an der Vorderseite seines Schreibtisches Platz.
»Schwarz bitte.«
In seine eigene Tasse goss Barnowski so viel Milch nach, bis die Flüssigkeit die Farbe von Karamellpudding angenommen hatte.
»Bin da, glaub ich, auf eine heiße Spur gestoßen«, erklärte Brigitte Sprockhövel. »Eine Autowerkstatt in Mülheim. Dort haben sie zur fraglichen Zeit einen schwarzen VW Golf repariert.«
Barnowskis Miene hellte sich zunehmend auf.
»Der Besitzer heißt Martin Hegemann und wohnt in Neudorf auf der Lotharstraße. «
»Sie sind ein Schatz«, rutschte es Barnowski raus.
Zum Glück war Pielkötter nicht anwesend, und Brigitte Sprockhövel strahlte.
»Halten Sie hier die Stellung. Ich knöpfe mir in der Zeit diesen Herrn Hegemann vor.«
Barnowski schenkte Brigitte Sprockhövel ein strahlendes Lä cheln. Nachdem er noch Hegemanns Hausnummer erfahren hatte, ließ er sie allein in seinem Büro zurück.
28
Willibald und Marianne Piel kötter saßen im urig gemütlichen Brauhaus Schacht 4/8 an einem Vierertisch unter den großen Fens tern mit runden Bögen. Das nach einer Thyssen Zeche benannte Lokal hatte sich in dem denkmalgeschützten Gebäude einer ehemaligen Duisburger Bank etabliert.
»Gut gemacht mit der dunklen Decke«, bemerkte Pielkötter, während er sich umsah. »Und die dunklen Säulen sollen wohl an die Stempel erinnern, mit denen sie Untertage die Gänge abgestützt haben.«
Hausgebrautes hatten sie schon bestellt, nur das Essen noch nicht. Damit wollten sie noch warten, bis ihr Sohn Jan Hendrik und sein Freund Sebastian eingetrudelt waren. Sie hatten die beiden eingeladen, um endlich den dreißigsten Hochzeitstag nachzufeiern. Pielkötter freute sich zwar, seinen Sohn wieder einmal zu sehen, aber mit dem Feiern hatte er so seine Probleme. Einfach so zu tun, als sei in ihrer Ehe momentan Friede, Freude, Eierkuchen, das war nichts für ihn. Trotzdem war er gewillt, sich die Schieflage ihrer Beziehung heute nicht anmerken zu lassen.
»Hör dir das an«, sagte Marianne und las aus einem Werbetext über die Lokalitäten vor. »Glück auf! Ers ma’n herzlichet Willkommen in mein Brauhaus. Ne lecker Pilsken nache Schicht und wat leckret zu Beißen dabei, da bisse echt froh datte Mensch bis.«
Pielkötter versuchte zu lachen.
»Es geht noch weiter«, erklärte Marianne. »Tja, dat auffe Schicht gehn, wie man dat auffe Zeche malochen gehn hier nennt, ja dat wird hier leider immer seltener, aber wat echt klasse is, is dat mein Brauhaus sich den Alltach in alter Tradition beibehält. Un so treff ich meine Kumpels um beim lecker Schlücksken Hausgebrautet zu kwasseln un um so richtig wat zu spachteln.«
»Jetzt weiß ich auch, warum unsere Nachbarin ihre Schwägerin immer Quasselstrippe nennt«, bemerkte Pielkötter.
»Un hömma«, fuhr Marianne fort. »Mutta
Weitere Kostenlose Bücher