Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Hörer. Dabei meldete er sich als Privatmann sonst ohne Dienstbezeichnung.
»Katharina Gerhardt«, vernahm er eine unsichere Stimme. »Hoffentlich störe ich nicht gerade.«
Pielkötter schluckte. Einerseits freute er sich über den Anruf, andererseits ärgerte es ihn, dass sie ihn so unfreundlich erlebt hatte. »Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte er um drei Spuren freundlicher.
»Ich habe lange überlegt, ob ich Sie wirklich schon wieder in Anspruch nehmen darf. Aber ich weiß nicht, wer mir sonst helfen könnte.«
»Machen Sie sich mal keine Gedanken«, erwiderte Pielkötter mit einer Stimme, die Barnowski wahrscheinlich noch nie und Marianne in der letzten Zeit selten gehört hatte. »Ich bin es doch gewohnt, dass man mich anruft, wenn es irgendwo brennt.«
»Ich mache mir große Sorgen um Vanessa«, seufzte Katharina Gerhardt. »Sie hat tatsächlich mit Ihrem Bekannten, diesem Psychologen, gesprochen.«
»Aber das hört sich doch gut an«, bemerkte Pielkötter, obwohl er ahnte, dass er nun das Gegenteil zu hören bekommen würde. Dabei kritzelte er undefinierbare Zeichen auf einen alten Notizblock, die entfernt an Hieroglyphen erinnerten.
»Nach dem Gespräch mit dem Psychologen hat Vanessa mit mir telefoniert«, fuhr Katharina Gerhardt fort. »Sie war entschlossen, eine Therapie zu beginnen. Darüber habe ich mich so gefreut. Aber plötzlich hat sie einfach aufgelegt. Wahrscheinlich ist der Lump da gerade nach Hause gekommen. Ich habe sie dann später zurückzurufen versucht, ein paar Mal sogar, aber immer nur ihn erreicht. Beim ersten Mal hat er behauptet, Vanessa hätte sich gerade hingelegt, danach hat er einfach aufgelegt, sobald er meinen Namen hörte.«
»Das erstaunt mich nicht, nach allem, was Sie mir erzählt haben.«
»Ja, da haben Sie Recht, aber das ist ja noch lange nicht alles, warten Sie es ab. Weil mir die Sache keine Ruhe gelassen hat, bin ich gestern Abend zu ihrer Villa gefahren. Oft lässt der Lump sie abends nämlich allein. Sein Wagen stand jedoch vor der Tür. Al so habe ich vor dem Haus gewartet, bis er tatsächlich herauskam. Nachdem er mit seinem Flitzer losgebraust ist, habe ich bei Vanes sa geklingelt.«
»Und?«
»Sie hat nicht geöffnet. Als ich gerade wieder in meinem Wagen saß, kam der Lump plötzlich zurück. Anscheinend hatte er etwas vergessen. Jedenfalls verließ er kurze Zeit später erneut das Haus. Ich weiß nicht, ob mich eine Ahnung getrieben hat, jedenfalls bin ich ihm gefolgt. Vielleicht wollte ich einfach Beweise für seine Untreue. Beweise, um Vanessa endlich wachzurütteln.«
»Wohin ist er gefahren?«, fragte Pielkötter neugierig.
»In die City. Zu diesem neuen Casino im Forum.«
»Nun ja, strafbar ist das nicht.«
»Sie werden kaum glauben, wen er dort getroffen hat.«
Pielkötter hatte keine Ahnung, zumal er das soziale Umfeld der Martinis kaum kannte.
»Vanessa«, erklärte Katharina Gerhardt.
»Aber das macht doch überhaupt keinen Sinn«, erwiderte Pielkötter erstaunt.
»Jedenfalls sah die Frau, die dieser Lump vor dem Casino getrof fen hat, genauso aus wie sie.«
In Gedanken spielte Pielkötter alle Möglichkeiten durch. Steckte Vanessa vielleicht doch mit ihrem Mann unter einer Decke? Vielleicht war sie der Meinung, Katharina mische sich zu sehr in ihre Angelegenheiten und hatte sie gelinkt, nur um sie auf ebenso billige wie schäbige Weise loszuwerden? Sofern er sich ein wenig auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen konnte, traute er Frau Martini allerdings eine solche miese Tour kaum zu.
»Auf keinen Fall war das Vanessa«, fiel Katharina Gerhardt in seine Überlegung ein. »Schließlich kenne ich sie seit ihrer Geburt. Wie diese Frau sich an seinen Arm gehängt und ihn angeschaut hat. Und geschminkt war die vielleicht, fast wie eine Prostituierte.«
»Wirklich seltsam.«
»Vor dem Casino gibt es so eine Weinbar«, fuhr Katharina Gerhardt fort. »Die Tische stehen im Gang des Einkaufscenters. Da haben Sie sich erst einmal hingesetzt. Die Frau hat tatsächlich Wein getrunken, obwohl Vanessa keinen Tropfen Alkohol mehr zu sich nimmt, seit … also wegen der Medikamente. Nach dem zweiten Glas hätten sie die Frau mal erleben sollen. Dieses aufreizende Lachen. Das passt überhaupt nicht zu Vanessa.«
»Vielleicht haben die Medikamente ihre Persönlichkeit verändert«, erwiderte Pielkötter.
»Dann müsste ihr Mann aber auch welche genommen haben. Wie der mit ihr rumgeturtelt hat, und das ist noch harmlos ausgedrückt.
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